Der November ist allseits bekannt als guter Börsenmonat - auch in diesem Jahr überzeugt der Schweizer Aktienmarkt bislang gemessen am SPI (+1,5 Prozent) und SMI (+2,6 Prozent). Begünstigt wurden die Kurse durch diverse Unternehmensnachrichten, positive Vermeldungen seitens Zollpolitik oder grosse Unternehmen wie Nvidia, welche mit ihren Zahlen den Markt - zumindest kurzfristig - überzeugten.
In diesem Umfeld rücken Transaktionen von Führungskräften zunehmend in den Blick: Käufe von Aktien durch Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsmitglieder geben Hinweise auf das Vertrauen des Managements in das eigene Unternehmen und können für Anleger relevante Signale darstellen.
So wurden seit Anfang November bei einigen Unternehmen in grösserem Umfang Aktien aus den eigenen Reihen gekauft. Unter den Angaben der Börsenaufsicht SIX Exchange Regulation (SER) sind besonders folgende auffällig:
| Unternehmen | Anzahl Aktien | Volumen (CHF) |
Käufer |
Datum |
|---|---|---|---|---|
| SIG | 114'000 | 999'444.84 | Verwaltungsratsmitglied | 17.11.2025 |
| SIG | 110'000 | 958'423.15 | Verwaltungsratsmitglied | 18.11.2025 |
| Forbo | 1'000 | 748'360.00 | Verwaltungsratsmitglied | 03.11.2025 |
| Forbo | 700 | 523'852.00 | Verwaltungsratsmitglied | 03.11.2025 |
| R&S Group | 26'500 | 514'160.00 | Verwaltungsratsmitglied | 07.11.2025 |
| Sonova | 2'570 | 501'706.06 | Mitglied der Geschäftsleitung | 19.11.2025 |
| Nestlé | 5'000 | 401'799.03 | Verwaltungsratsmitglied | 14.11.2025 |
| Nestlé | 5'000 | 396'237.16 | Verwaltungsratsmitglied | 18.11.2025 |
Quelle: SIX
Natürlich gibt es in der langen Liste grössere Beträge an gekauften Aktien, beispielsweise Aktienpakete im Umfang von elf Millionen Franken bei Kühne+Nagel im April. Dennoch lassen sich auch aus diesem Auszug der Novembereinträge einige spannende Rückschlüsse ziehen.
SIG: Vertrauen in neuen CEO
So fällt auf, dass bei SIG mehr als 220'000 Aktien im Wert von circa zwei Millionen Franken gekauft wurden durch Mitglieder im Verwaltungsrat. Beide Käufe erfolgten nach oder um die Ernennung des neuen CEOs vom letzen Montag. Zuletzt hatte Ann-Kristin Erkens den Posten ad interim inne, nachdem Samuel Sigrist im August das Unternehmen per sofort verlassen hatte. Der Däne Mikko Keto wird den Chefposten im ersten Halbjahr 2026 übernehmen.
Keto kommt vom dänischen Unternehmen FLSmidth, das Anlagen, Systeme und Dienstleistungen für die globale Bergbauindustrie herstellt. Unter Experten scheiden sich die Geister derzeit noch, ob er den Turnaround schafft. Die Erfolgsbilanz von Keto in den Bereichen Transformation und Kapitalmärkte sei ermutigend, schreibt der zuständige Analyst von Vontobel. Die UBS hingegen bemängelt die fehlende Erfahrung im Konsumentengeschäft.
Wie aus den Managementkäufen abzuleiten ist, hat der Verwaltungsrat wohl grosses Vertrauen in Keto. Die beiden Transaktionen deuten auf einen Vertrauensbeweis in den neuen CEO hin und senden dieses Signal nach aussen. Mit ihren Transaktionen demonstrieren Verwaltungsräte Rückhalt für den Keto und senden Anlegern die Botschaft, dass sie vom Turnaround überzeugt sind.
Dennoch spielt der stark gefallene Aktienkurs, 50 Prozent seit Januar, sicher ebenfalls mit rein. CEO-Wechsel führen häufig zu einer Neubewertung, wonach dieser Moment eine attraktive Einstiegschance bietet. Zudem können solche Käufe helfen, den Aktienkurs in einer fragilen Phase zu stabilisieren und institutionelle Investoren zu beruhigen.
Wo sich Analysten einig sind, ist, dass einiges an Veränderungen ansteht - und dies zurecht. Laut ZKB gibt es zahlreiche Problemfelder bei SIG, obwohl ein wichtiges nun aus dem Weg geräumt werden konnte. Etwa im Rechtsfall Laurens Last, der operativen Entwicklung von Bag-in-Box und Spouted Pouches wie auch bei der Kapitalallokation und Verschuldung. Der neue CEO dürfte der Portfoliooptimierung Priorität einräumen und weitere Selbsthilfemassnahmen skizzieren.
Die Aktien haben im laufenden Jahr mehr als 50 Prozent an Wert eingebüsst und steht damit weit unter dem Ausgabepreis vom Börsengang vor sieben Jahren. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren wegen fragwürdiger Akquisitionen, unglücklicher Kommunikation und verfehlter Erwartungen viel Glaubwürdigkeit eingebüsst.
Forbo: Volatilität und Führungswechsel
Ebenfalls auffällig sind zwei Transaktionen bei Forbo. Beim Hersteller von Bodenbelägen und Bauklebstoffen sowie Antriebs- und Leichtfördertechnik haben demnach VR-Mitglieder am 3. November 1700 Aktien im Wert von rund 1,2 Millionen Franken erworben. Die Aktien reagierten entsprechend und gewannen über 2 Prozent, nachdem dies bekannt wurde.
Der Zeitpunkt scheint auch hier nicht zufällig zu sein. Der Aktienkurs büsste innerhalb weniger Tage rund 100 Franken ein. Es muss jedoch gesagt werden, dass der Kurs generell sehr volatil erscheint und allein in den letzten drei Monaten 14 Prozent an Wert verloren gingen.
Somit erscheinen die Transaktionen als Mischung aus strategischer Positionierung und persönlicher Überzeugung. Einerseits lassen sich die Aktienkäufe als bewusste Vertrauensbekundungen der Verwaltungsräte interpretieren, aber auch hier könnte eine Unterbewertung als guter Einstiegszeitpunkt bewertet worden sein. Ob es der Konzern jedoch jemals wieder auf seinen einstigen Wert schafft, ist fragwürdig.
Dennoch wartet auch hier ein neuer CEO auf sein Amt per 2026. Der ehemalige Hilti-Manager Johannes Huber folgt auf Jens Fankhänel, wie anfangs September bekannt wurde. Dieser hatte im Februar wegen einer Erkrankung seine Führungsfunktionen an Finanzchef Andreas Jaeger abgegeben.
So läuft das im Industriekonzern bereits seit einigen Jahren: Ein Topmanager nach dem anderen verlässt Forbo innerhalb geraumer Zeit. Solch instabile Strukturen kosten natürlich auch einiges an Vertrauen der Anleger. Die vielen Wechsel an der Konzernspitze seien unschön, sagte Bernhard Merki, der neue Verwaltungsratspräsident, gegenüber der NZZ. Er versprach jedoch auch Besserung, und weiterhin klare und transparente Kommunikation.
Im ersten Halbjahr wurden weniger Umsatz und Gewinn erwirtschaftet, plus die Prognosen für das Gesamtjahr nach unten korrigiert. Das erste Semester sei von einer weiterhin zurückhaltenden Investitionstätigkeit der Kunden geprägt gewesen, hiess es. Zudem belasteten Währungseinflüsse das Ergebnis.
Gerade bei R&S überrascht der Zeitpunkt nicht. Ein Tag zuvor hat der Trafohersteller seine mittelfristigen Wachstumsambitionen aufgrund fehlender Installationskapazitäten bei einem Teil der Kunden zurückgeschraubt. Gleichzeitig wurden die Prognosen für die operative Marge defensiver formuliert.
Das Ausmass dieser Anpassungen fiel selbst für viele Analysten überraschend hoch aus. Dies wirkte sich auf den Aktienkurs aus, Investoren waren verunsichert und reagierten mit Verkäufen. Vor diesem Hintergrund könnten die Käufe des Verwaltungsratsmitglieds als aktiver Stabilisierungsversuch oder Abfederung des Abwärtsdrucks interpretiert werden.
Die Gruppe will im kommenden Jahr verschiedene strategische Investitionen vornehmen, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und das Unternehmen für die Zukunft fit zu halten, wie es heisst. Die strukturellen Nachfragetreiber, wie die Energiewende, die Dekarbonisierung, die Netzerneuerung sowie das zügige Aufkommen von Rechenzentren, sind weiterhin intakt. Selbst R&S sieht ein positives Momentum in den Märkten, was sich am Bestellungsbestand von über 320 Millionen Franken per Ende Oktober zeige. Somit könnten die Käufe auch als Zeichen der Zuversicht getätigt worden sein.
Sonova & Nestlé: Neues Management, schwieriges Marktumfeld
Bei Sonova fällt der Kaufzeitpunkt auf einige Tage nach der Präsentation der Halbjahreszahlen. Der Hörgerätehersteller ist im ersten Halbjahr gewachsen und sieht sich auf Kurs zu den Jahreszielen. Daher dürfte das Geschäftsleitungsmitglied auf Profit aus einer positiven Aktienkursbewegung hoffen.
Diese wäre auch dringend nötig. Die Sonova-Aktien sind seit Jahresbeginn um rund 29 Prozent gesunken und schneiden damit deutlich schlechter ab als der Gesamtmarkt (SPI) mit einem Plus von rund 11 Prozent. Mit dieser Performance besetzt Sonova den letzten Platz im SPI, nachdem der Titel aufgrund der Addition von Amrize im SMI aus dem Leitindex herausgefallen war. Im vergangenen Jahr legten die Titel noch um beinahe 8 Prozent zu. Das Marktumfeld ist derzeit schwierig, da die Patienten zurückhaltend sind und sich Sonova dem Trend nicht gänzlich entziehen kann.
Wie schon bei fast allen Unternehmen, die zuvor erwähnt wurden, ist auch hier ein neues Management am Werk. Eric Bernard, ehemaliger CEO von WS Audiology, hatte Mitte September dann den Staffelstab übernommen. Seit Juli ist zudem Elodie Carr-Cingari als neue Finanzchefin an Bord bei Sonova. Der neue CEO hatte angekündigt, die Organisation für die Geschäftsbereiche Hörgeräte und Audiological Care zu ändern. Wie Bernard gegenüber AWP sagte, könne Sonova so die regionalen Bedürfnisse der jeweiligen Kunden besser bedienen.
Auch bei Nestlé wurde eine geringe Menge von 10'000 Aktien gekauft. Hier fällt der Zeitpunkt auf eine Woche mit fallenden Kursen. Somit eine attraktive Einstiegsgelegenheit oder ein gewisser Stabilisierungsversuch. Der Lebensmittelkonzern kämpft mit dem Zurückerlangen des Vertrauens seiner Anleger.

