Die Angst vor einer stark verwässernden Kapitalerhöhung setzte der Aktie des Pharmaunternehmens Idorsia zuletzt ziemlich zu. Seit Jahresbeginn errechnet sich ein sattes Minus von 40 Prozent. Von den Jahreshöchstkursen von Ende Januar aus betrachtet hat sich die Aktie im Kurs sogar mehr als halbiert.

Ganz zur Freude der Leerverkäufer, spekulierten diese zuletzt doch mit mehr als 21 Prozent der ausstehenden Titel auf rückläufige Notierungen. Das macht Idorsia zur am zweithäufigsten leerverkauften Aktie aus der Schweiz. Nur gegen jene der Versandapotheke DocMorris (ehemals Zur Rose) laufen noch üppigere Wetten, wie Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global Market Intelligence zeigen.

Die Rechnung der Leerverkäufer war aufgrund des erdrückend hohen Bedarfs an neuem Kapital seitens von Idorsia denkbar einfach: Je tiefer sich der Kurs mit Leerverkäufen noch drücken lässt, desto tiefer der Ausgabepreis für neue Aktien im Fall einer Kapitalerhöhung.

Reaktionen fallen unterschiedlich aus

Doch nun schlägt Idorsia den Leerverkäufern überraschend ein Schnäppchen. Anstatt die Aktionärinnen und Aktionäre um zusätzliches Geld zu fragen, stellt das Pharmaunternehmen das Asien-Geschäft zum Verkauf. Die Baselbieter gehen davon aus, dass die Transaktion bis zu 400 Millionen Franken einbringen könnte. Eigenen Angaben zufolge steht Idorsia in exklusiven Verkaufsverhandlungen mit einem Interessenten.

Nach einem frühen Vorstoss bis auf 9,75 Franken gewinnt die Idorsia-Aktie zur Stunde noch 7 Prozent auf 8,65 Franken.

In Börsenkreisen fallen die Reaktionen hingegen nicht ganz so eindeutig aus. Grundsätzlich wird der Vorstoss zwar begrüsst, könne sich die Idorsia-Aktie dadurch doch aus einer Abwärtsspirale befreien und den Leerverkäufern geschickt den Wind aus den Segeln nehmen. Allerdings habe dieser Befreiungsschlag seinen Preis, wie es weiter heisst. Denn die Lizenzeinnahmen aus dieser Region könnten künftig schmerzlich fehlen.

Die Bank Vontobel wähnt Idorsia in einer eher schlechten Verhandlungsposition, um einen möglichst guten Preis für das Asien-Geschäft erzielen zu können. Ausserdem ist ihres Erachtens noch nicht sicher, dass die Verhandlungen auch wirklich zu einer Einigung führen. Für die Zürcher Bank kommt dieser Schritt überraschend spät. Die Zeit eile, wie sie schreibt. Das Anlageurteil für die Aktie lautet wie bis anhin "Hold" mit einem Kursziel von 12 Franken.

Jefferies stuft die Aktie sogar nur mit "Hold" und einem Kursziel von 10 Franken ein. Mit dem Verkauf des Asien-Geschäfts erkaufe sich Idorsia bloss etwas Zeit, so die US-Investmentbank. Ihren Berechnungen zufolge dürften die genannten 400 Millionen Franken den Kapitalbedarf bis ins erste Quartal 2024 decken. Spätestens dann werde eine Kapitalerhöhung wieder zum Thema.

Und dann wäre da auch noch das Problem mit dem eher schleppenden Verkaufsstart des Schlafmittels Quviviq. Erst letzte Woche gab Idorsia bekannt, dass der bisherige Chief Commercial Officer durch den Actelion-Veteranen Otto Schwarz ersetzt wird. Schwarz übernimmt diese Rolle als externer Berater.