Die Aktien des Biotechnologie-Unternehmens Idorsia verlieren 5,5 Prozent auf 8,50 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) 0,9 Prozent tiefer steht. Seit Jahresbeginn hat der Titel mehr als ein Drittel seines Wertes eingebüsst und gehört damit zu den grossen Verlierern an der Schweizer Börse.

Das Biotechunternehmen Idorsia hat auch im ersten Quartal 2023 einen deutlichen Verlust geschrieben, was die Aktie zuletzt am Dienstag hat richtig absacken lassen. Grund für die roten Zahlen sind neben den anhaltend hohen Forschungsausgaben insbesondere die Vertriebskosten für das Schlafmittel Quviviq (Daridorexant). 

Es ist aber vor allem die langsam schrumpfende Liquidität, die am Markt zuletzt für Fragezeichen gesorgt hat. Zum Ende des ersten Quartals verfügte das Unternehmen noch über Barmittel in Höhe von 212 Millionen Franken. So kündigte der CFO nun erstmals explizit eine Kapitalerhöhung an, falls sie nötig sein sollte - auch wenn eine nicht-verwässernde Mittelbeschaffung weiterhin vorgezogen werde.

Rating- und Kurszielsenkungen mit Signalwirkung

Ein Tag danach trudeln wegen der enttäuschenden Zahlen und dem offensichtlichen Finanzierungsbedarfs erste Rating- und Kurszielsenkungen ein - die Erwartungen werden deutlich reduziert. So senkt die Credit Suisse das Rating für Idorsia von "Neutral" auf "Underperform" und halbiert das Kursziel von 12,50 auf 6 Franken. 

Die Erwartungen für Quviviq seien im ersten Quartal klar verfehlt worden, schreibt Analystin Jo Walton. Sie senke deshalb ihre Umsatzerwartungen für das Mittel für das Gesamtjahr auf 65 Millionen von 94 Millionen Franken. Bei einem jährlichen Barmittelverbrauch von fast 700 Millionen Franken gehe sie davon aus, dass Idorsia bis zum Erreichen des Break-Even zusätzliches Kapital aufnehmen müsse. Wie bei allen Pharmaunternehmen im Frühstadium bestünden zudem erhebliche Risiken bei den laufenden klinischen Studien.

Die Deutsche Bank senkt das Rating für Idorsia von "Hold" auf "Sell" und reduziert das Kursziel von 13 auf 7 Franken. Das Biotechunternehmen habe einen schwierigen Start in das aktuelle Geschäftsjahr erlebt, schreibt Analyst Emmanuel Papadakis. Die Umsätze von Quviviq seien sehr gering und auch Clazosentan habe enttäuscht. Es gebe zudem keine nennenswerten F&E-Nachrichten. 

Gleichzeitig wurde die Umsatzprognose gesenkt und die Kern-EBITA-Prognose beibehalten, während es aber keine Neuigkeiten zur Finanzierung gab. Der Analyst der Deutschen Bank stellt in der Mitteilung fest, dass Idorsia mit einer Nettoverschuldung von 1,1 Milliarden Franken und einem Barbestand von 212 Millionen Franken offenbar in relativ naher Zukunft zusätzliches Kapital benötige, und es wird nun ausdrücklich eine mögliche Kapitalerhöhung als eine der Optionen erwähnt.

Verbleibende Zeitspanne von 4-6 Wochen

Ebenfalls deutlich den Rotstift ansetzen tut Vontobel: Die Bank senkt das Rating für Idorsia nach Quartalszahlen von "Buy" auf "Hold" und reduziert das Kursziel von 25 auf 12 Franken. Immerhin beträgt das implizite Aufwärtspotenzial hier noch 33 Prozent.

Es gebe viele Unsicherheiten bezüglich der nötigen Finanzierung, schreibt Analyst Stefan Schneider. Dass Idorsia noch eine unverwässernde Lösung finde, sei unwahrscheinlicher geworden - denn mit einer noch verbleibenden Zeitspanne von etwa 4-6 Wochen schwinde auch die Verhandlungsmacht des Biotech-Unternehmens. 

Auf diesem Hintergrund müsse Idorsia entweder erneut eine Kapitalerhöhung durchführen oder die Kosten senken - keine dieser beiden Varianten trieben das Geschäft an. Zudem dürfte es länger dauern als erwartet, das volle Potenzial des Schlafmittels Quviviq zu heben, auch wenn der Experte von Vontobel nach wie vor an dessen Blockbuster-Potenzial glaubt.

Und auch Goldman Sachs senkt das Kursziel für Idorsia: Von 12 auf 8 Franken. Die Einstufung lautet bei der US-Investmentbank weiterhin "Neutral". Es würde nicht erstaunen, wenn im Verlauf der Woche noch weitere Rating- und Kurszielsenkungen folgen. Laut Bloomberg-Daten decken insgesamt 12 Analysten den Titel ab.

(Mit Material der Nachrichtenagentur AWP)

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