Die aus dem beschaulichen Bad Ragaz im Sarganserland stammende Inficon gehört seit kurzem zum "Milliardärs-Club" des Schweizer Aktienmarktes - also zu denjenigen Titeln, die einen Börsenwert von über 1 Milliarden Franken aufweisen.
Dass es so weit kommen konnte, ist einer eindrücklichen Rallye der Inficon-Aktie zu verdanken, wie folgende Grafik zum Ausdruck bringt:
Performance der Inficon-Aktie in den letzten 52 Wochen. Quelle: cash.ch
Ganze 53 Prozent legten die Inficon-Papiere in den letzten 12 Monaten zu. Allein im aktuellen Jahr sind es 21 Prozent. Und im heutigen Vormittagshandel hievten die Anleger die Aktie wiederum auf ein neues Allzeithoch von 448.75 Franken.
Wenn es einer Aktie derart gut läuft, muss es eigentlich auch um das operative Geschäft nicht allzu schlecht stehen. Tatsächlich hat es Inficon nach jahrelanger Stagnation bei Umsatz und Gewinn geschafft, aus der Seitwärtsbewegung auszubrechen. Im Jahr 2016 legte der Umsatz um 11 Prozent, der Gewinn stieg um fast 25 Prozent. Inficon übertraf damit die eigenen Erwartungen und die der Analysten.
Den Turbo zündete Inficon vor allem im letzten Quartal 2016: Die Verkäufe konnten da um gut ein Fünftel und die Marge auf knapp 20 Prozent gesteigert werden. In einem Kommentar schreibt ein Vontobel-Analyst, dass durch dieses Ergebnis die Mittelfristziele des Unternehmens gestützt werden. Bis 2020 will Inficon ein organisches Umsatzwachstum auf 350 bis 400 Millionen Dollar und eine EBIT-Marge von bis zu 20 Prozent erreichen. Im letzten Jahr lag der Umsatz immerhin bereits bei 310 Millionen Dollar und die Marge bei 16 Prozent.
Wachstum und Dividende stimmen
Inficon hat eine Nische im Bereich der Messtechnik und Gasanlyse gefunden, wo die Firma eine marktführende Stellung einnimmt. Und für den weiteren Geschäftsverlauf zeigt sich der für Inficon zuständige Analyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB) zuversichtlich. Er erwartet aufgrund eines vorteilhaften Produktemixes bei der Profitabilität von Inficon weitere signifikante Steigerungen, wie einer Studie zu entnehmen ist. Die Hoffnungen des Analysten ruhen vor allem auf neuen Produktekategorien, wie zum Beispiel Dichtheitsprüfgeräte für die Lebensmittelindustrie und für den Automobilsektor.
Doch Inficon ist mehr als nur ein Wachstumstitel: Investoren erhalten auch eine hübsche Dividende. Aktuell beträgt die Dividendenrendite 2,9 Prozent. Und dank des erfolgreichen Geschäftsjahres ist eine Erhöhung der Ausschüttung nicht auszuschliessen. Ebenfalls positiv für den Kursverlauf ist das Eingangs erwähnte Überschreiten der 1-Milliarden-Schwelle beim Börsenwert. Das ist Inficon auf den Radar diverser ausländischer Grossinvestoren gekommen. Denn viele Anlagefonds investieren ihre Mittel erst dann in Firmen, wenn sie diesen Schwellenwert erreicht haben.
Bewertung teuer
Vieles spricht noch immer für den Kauf der Inficon-Aktie. Doch gibt es auch Gründe dagegen: Zum einen hat der sehr rasche Kursanstieg die Aktie verteuert. Das Kurs-Gewinn Verhältnis (KGV) 2017 liegt bei geschätzten 26. Die Aktie ist daher nicht mehr ganz billig. Andererseits muss Inficon im laufenden Jahr beweisen, dass die überraschend guten Zahlen vom Vorjahr nicht bloss ein Strohfeuer waren, sondern der eingeschlagene Wachstumspfad tatsächlich nachhaltig ist. Alles in allem scheint aber eine Fortsetzung des Kursanstiegs weiter möglich, wenngleich ebenso mögliche Kursrücksetzer für einen Einstieg benutzt werden sollten. Sowohl die ZKB als auch Baader Helvea empfehlen Inficon-Titel derzeit zum Kauf. Etwas vorsichtiger sind Vontobel und die UBS, welche die Aktie auf "Halten" führen.