Der Januar war für den Swiss Market Index mit einer Performance von minus 5 Prozent der schlechteste seit sechs Jahren. Wenn in einem solchen Umfeld Führungskräfte auf privater Basis Aktien der eigenen Firma kaufen oder verkaufen, schauen Privatinvestorinnen und -investoren noch genauer hin. Die so genannten "Insider-Transaktionen" (die aber nichts mit den strafbaren Insider-Geschäften zu tun haben) müssen auf der Homepage der Swiss Exchange Regulation (SER) publiziert werden, sofern sie einen gewissen Umfang überschreiten.

Punkto Verkäufe verhielten sich die Firmenverantwortlichen im Januar fast schon "vorbildlich". Anders als der breite Markt haben die Schweizer Chefs kaum Panik-Verkäufe getätigt. Nennenswert sind allerdings die zwei Aktienpaket-Verkäufe im Wert von fast 900'000 Franken, welche ein Top-Manager des Kompressoren-Herstellers Burckhardt Compression getätigt hat. Die Verkäufe erfolgten indes in einer Position der Stärke, denn die Burckhardt-Aktien haben im letzten Halbjahr rund 20 Prozent zugelegt.

Börsianer geben der Aussagekraft von Manager-Aktienkäufen in der Regel sowieso mehr Gewicht, weil sie wie ein Vertrauensbeweis in das eigene Unternehmen wirken. Im Börsensturm-Monat Januar fielen diesbezüglich drei Unternehmen auf:

Kühne + Nagel: Ein Mitglied des Verwaltungsrates hat Anfang letzte Woche (mit Meldedatum 24. Januar) in drei Tranchen 12'000 Aktien im Wert von etwas über 3 Millionen Franken gekauft. Die Transaktionen wurden "abgeschlossen von einer nahestehenden natürlichen Person". Aufgrund der relativ hohen Summe und der Tatsache, dass Ehrenpräsident Klaus-Michael Kühne via Kühne Holding AG rund 53 Prozent am Logistik-Unternehmen hält, darf man den Firmenpatron hinter den Käufen vermuten. Die Medienstelle von Kühne + Nagel wollte die Transaktionen gegenüber cash.ch nicht kommentieren.

Der Aktienkurs von Kühne + Nagel ist von einem Rekordstand bei 365 Franken, erzielt Mitte September des letzten Jahres, bis auf 250 Franken am 24. Januar abgesunken – also just dem Tag der gemeldeten Aktienkäufe durch den Verwaltungsrat. Kühne profitierte lange von der steigenden Nachfrage nach Transportdienstleistungen, Logistiker nicht bloss in der Schweiz suchten plötzlich wieder händeringend nach Arbeitskräften. Angetrieben wurde die Kühne-Aktie auch wegen Spekulationen über einen deutlichen Anstieg der Dividende. 

Auch wenn die Aktien noch weiter fallen könnten: Die Käufe durch den Verwaltungsrat können ein deutliches Signal sein für Privatanleger. Das durchschnittliche Kursziel von 15 von Bloomberg erfassten Analysten, welchen in den letzten drei Monaten ein Rating bei Kühne + Nagel abgegeben haben, beträgt 303 Franken. Das entspricht einem Aufwärtspotential von rund 16 Prozent. 

Kursentwicklung der Aktie von Kühne + Nagel in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch)

Pierer Mobility: In vier Tranchen (davon alleine deren drei in der letzten Woche) kaufte ein Verwaltungsrat des Zweirad-Herstellers 50'000 Aktien im Wert von 4,6 Millionen Franken. Die Aktie hat sich im Börsensturm der letzten Wochen stabil halten können. Über die letzten zwölf Monate resultiert gar eine Performance von fast 30 Prozent.

Allerdings sollte man nicht allzuviel in den Zeitpunkt der Aktienkäufe hineininterpretieren, hinter denen Firmenpatron und CEO Stefan Pierer stecken könnte. Bei Pierer, dem Hersteller von KTM-Töffs, kommt es fast das ganze Jahr hindurch zu zahlreichen Insider-Transaktionen in beide Richtungen. Analysten sprechen bei Pierer indes von einer "Erfolgsstory". Zuletzt wurde der Ausbau des Elektro-Segmentes gelobt. Pierer übernahm in diesem Zusammenhang im November die US-Firma Felt Bicycles (der Fahrrad-Marke der Schweizer Ironman-Seriensiegerin Daniela Ryf übrigens).

Obseva: Beim Biotechunternehmen aus Genf erfolgten im Januar drei Aktien-Käufe durch einen oder mehrere Verwaltungsräte in der Gesamtsumme von fast einer halben Million Franken. Das bemerkenswerte dabei ist, dass es sich dabei um die ersten Aktien-Zukäufe durch Firmenverantwortliche seit Dezember 2020 handelt. Am letzten Freitag, vier Tage nach dem letzten der drei Zukäufe, kündigte Obseva eine Kapitalerhöhung an, was die Aktie am Montag zeitweise bis 16 Prozent abstürzen liess. 

Die Obseva-Aktie hat im letzten Jahr fast 60 Prozent ihres Wertes verloren und handelt derzeit auf einem Rekordtief. Die Firma, deren Marktwert noch knapp 100 Millionen Franken beträgt, wird als Übernahmekandidat gehandelt. Ein Engagement ist nur für äusserst risikofähige Investorinnen und Investoren geeignet.

Kursentwicklung der Aktie von Obseva in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch)

Bei prominenteren und solideren Schweizer Firmen kam es ebenfalls vereinzelt zu erste Aktien-Käufe seit längerer Zeit. Bei Lonza kaufte ein Geschäftsleitungsmitglied in der letzten Woche 100 Aktien im Wert von 59'000 Franken. Im Vergleich zu früheren Transaktionen ist dies zwar ein relativ bescheidener Betrag. Laut SER-Daten war es aber der erste Aktien-Zukauf eines Managers oder Verwaltungsrates seit Dezember 2020. Die Lonza-Aktien haben in diesem Jahr zweitweise gegen 20 Prozent verloren. Grund dafür waren Spekulationen über ein baldiges Ende der Pandemie und damit einer sinkenden Produktion von Coronaimpfstoffen.

Aktienkäufe durch Geschäftsleitungsmitglieder gab es auch bei Sonova und Landis & Gyr, allerdings ebenfalls noch im vorsichtigen Umfang (rund 60'000 und 30'000 Franken). Der Zukauf bei Landis war der erste seiner Art seit einem Jahr, bei Sonova seit Anfang Juni 2021.  

Bei HBM Healthcare Investments glaubt ein Verwaltungsrat offenbar ebenfalls daran, dass der Kursrückgang im Monat Januar übertrieben war. Ein paar Tage nach der Bekanntgabe der Neunmonatszahlen am 21. Januar kaufte der Verwaltungsrat Aktien im Wert von fast 300'000 Franken. Der Titel der Beteiligungsgesellschaft aus Zug ist im Januar bis 20 Prozent gefallen.