Eine Trennung mag machmal für beide Teile glücklich sein. Nicht so bei Vifor und Galenica Santé - beziehungsweise deren Aktionäre. Seit die Apothekengruppe Galenica Santé neu an der Börse ist und die ehemalige Galenica-Pharmasparte als Vifor ein eigenständiges Dasein führt, haben sich die Kurse unterschiedlich entwickelt.

Galenica Santé - genaugenommen spricht man wieder nur noch von Galenica - hat sich an der Börse seit der Kotierung am 7. April um 7,4 Prozent nach oben bewegt, wobei rund 4 Prozent Kursgewinn schon auf den Handel unmittelbar nach der Kotierung zurückgehen. Bei Vifor ging der Kurs mit einigen Turbulenzen insgesamt nach unten. Die Bilanz nach knapp fünf Monaten zeigt ein Kursminus von fast 7 Prozent. Auf sechs Monate zurückblickend ging der Wert der Aktie sogar um fast 20 Prozent zurück.

Die unterschiedlichen Kursverläufe von Galenica (rot) und Vifor (grün) seit der Aufspaltung (Grafik: cash.ch)

"Durch die Trennung hat sich der Charakter der Vifor-Aktie geändert", sagt Carla Bänziger, die beide Aktien für die Bank Vontobel analysiert. "Vifor ist nun eine Biotechfirma mit einer Wachstumsstory und viel mehr risikobehaftet für den Anleger als zuvor." Der stabilisierende Faktor von Galenica sei schlicht weggefallen.

Das Hochspekulative der Biotech-Aktien umweht nun auch Vifor, zur Faszination für jene Anleger, die solche Titel mögen. Die Aktie wird auch im Forum von cash.ch rege diskutiert. Das grosse Thema des Pharmaentwicklers ist das Medikament Veltassa, ein Kaliumbinder, der bei erhöhten Kaliumwerten im Blut angewendet wird. Dieses Medikament gehört zu Vifor, seitdem die damals noch vereinigte Unternehmensgruppe Galenica im September 2016 das US-Unternehmen Relypsa kaufte. Mit dem teuren Kauf verbinden sich seitdem hohe Erwartungen. Nur: "Der langfristige Erfolg von Veltassa ist in den nächsten zwei Jahren noch nicht abschätzbar", sagt Carla Bänziger.

Die Analystin belegt die Aktie mit einem "Hold", setzte aber auch ein Kursziel von 117 Franken, was deutlich über dem aktuellen Kurs von 95,25 Franken liegt. Von den übrigen Banken empfiehlt nur die UBS Vifor zum Kauf, während Kepler, Jeffries und die Zürcher Kantonalbank den Daumen derzeit gesenkt halten.

Viel Vifor zu stark?

Dass Vifor zu den weltweit führenden Entwicklern für Eisenmangel-Medikamenten gehört, reicht alleine nicht aus, um der Aktie Kursfantasien zu verleihen. Das Potential der verschiedenen Vifor-Produkte wie Venofer und Feinject sowie die Vifor-Entwicklungen ist gross, vor allem im wichtigen Gesundheitsmarkt USA, aber auch im aufstrebenden Markt China. Wer in Vifor investiert, muss langen Atem haben und an die Wachstumsstory glauben.

Ganz gerechtfertigt ist der Kursrückgang über den Sommer hinweg laut Pharmaexpertin Bänziger übrigens nicht: "Etwas erstaunt hat mich der Kursrückgang der Aktie, speziell seit der Präsentation der Halbjahreszahlen. Diese waren nicht schlecht." Mit höherem Umsatz und Gewinn hat das Unternehmen damals, am 8. August, die Gesamtjahres-Prognose erhöht.

Wer Risiko-Investments scheut, kann bei der ehemaligen Galenica-Gruppe auch zu einem defensiven, fast langweiligen Papier greifen. Der Medikamentenvertreiber Galenica - ob mit oder ohne dem Namenszusatz Santé - hat ein stabiles, gut einschätzbares Geschäft. Das Unternehmen weist ein noch vertretbares Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21,5 auf. Ebenfalls die Aura von Sicherheit vermittelt die Gewinnbeteiligungspolitik des Konzerns: In einem Markt mit einer grundsätzlichen Schwäche für Dividendenaktien winken den Aktionären auch ansehnliche 3,5 Rendite auf der Ausschüttung.