In den letzten Jahren machte die amerikanische Leitbörse ihrem Ruf alle Ehre: Alleine seit März 2009 konnte sich der breit gefasste S&P 500 Index mehr als im Kurs verdreifachen.

Die europäischen Aktienmärkte fristeten hingegen ein Mauerblümchen-Dasein. Doch damit scheint nun Schluss: Mittlerweile liegt der viel beachtete Euro Stoxx 50 Index um gut 15 Prozent über dem Stand von Anfang Jahr - der ultralockeren Zins- und Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sei Dank.

Darf man den Aktienstrategen von Barclays Capital Glauben schenken, dann ist das erst der Anfang. Für Anleger sei es derzeit ziemlich einfach den Trends zu folgen, so schreiben sie in einer eben erschienenen Studie. Für die Studienverfasser steht fest: Die europäischen Aktienmärkte werden die amerikanische Leitbörse auch in Zukunft in den Schatten stellen. Gleichzeitig erwarten sie von konjunkturabhängigen Aktien und Sektoren eine überdurchschnittliche Kursentwicklung. Zudem sollten Substanzwerte weiterhin besser als Qualitätsaktien abschneiden.

Wenig Interesse an Schweizer Aktien

Für die Strategen der britischen Grossbank steht fest, dass die Umschichtungen an den Aktienmärkten eben erst begonnen haben. Gerade amerikanische Grossinvestoren seien dabei, Europa wiederzuentdecken. Auch fundamentale Faktoren wie die Anzeichen für eine Belebung bei den Unternehmensgewinnen sprechen den Experten zufolge auf einen Anlagehorizont von 12 Monaten für eine überdurchschnittliche Entwicklung europäischer Aktien.

Aufgrund des hohen Anteils defensiver Qualitätsaktien zeigen sich die Studienverfasser eher unterkühlt, was den Schweizer Aktienmarkt anbetrifft. Den Swiss Market Index sehen sie bis Ende Jahr auf 9100 Punkte steigen, was gerade mal einem Aufwärtspotenzial von 2 Prozent ohne und von 4 Prozent mit Dividenden entspricht.

Aktienstrategen in bester Gesellschaft

Machte Barclays Capital in den letzten Jahren regelmässig mit atemberaubenden Indexzielen für die europäischen Aktienmärkte von sich reden, so backen die Briten mittlerweile deutlich kleinere Brötchen. Den Euro Stoxx 50 Index sehen sie bis Ende Jahr nämlich nur noch um 6 Prozent auf 3750 Punkte klettern. Unter Berücksichtigung von Dividenden errechnen sie immerhin ein Aufwärtspotenzial von 8 Prozent.

Mit ihrer positiven Haltung für die europäischen Aktienmärkte sind die Strategen von Barclays Capital übrigens in bester Gesellschaft: Die meisten ihrer Berufskollegen trauen dem viel beachteten Euro Stoxx 50 Index bis Ende Jahr ebenfalls einen im hohen einstelligen Prozentbereich liegenden Anstieg zu. Und auch was den Schweizer Aktienmarkt anbetrifft, so ist man sich in Expertenkreisen überraschend einig: Die bei uns stark verbreiteten defensiven Qualitätsaktien sind je länger je weniger "en vogue".