Die Schuldenlast und die Zinsbelastung der USA sind laut dem Chef des Investmenthauses DoubleLine Capital, Jeffrey Gundlach, «untragbar» geworden. Dies habe möglicherweise zur Folge, dass Investoren zunehmend Anlagen meiden, die auf dem Dollar basieren.
Der Fondsmanagement-Veteran erklärte am Mittwoch beim Bloomberg Global Credit Forum in Los Angeles, dass sich inzwischen das Bewusstsein durchsetze, langfristige US- Staatsanleihen seien keine zuverlässige Anlage mehr in Krisenzeiten. Er sagte weiter wörtlich: «Eine Abrechnung steht bevor.»
Gundlach empfahl Anlegern ausdrücklich, ihre nicht dollarbasierten Investments zu erhöhen. Seine Firma habe begonnen, Fremdwährungen in ihre Fonds aufzunehmen. In einer breit geführten Diskussion ging Gundlach zudem auf die Attraktivität von Gold, aktuelle Überbewertungen an den Märkten, den Zustand der Private-Credit-Märkte, künstliche Intelligenz sowie langfristige Investitionsmöglichkeiten in Indien ein.
Die derzeitige Marktsituation ähnelt laut dem 65-Jährigen jener von 1999 vor dem Platzen der Dotcom-Blase sowie der Jahre 2006 und 2007 vor der globalen Finanzkrise.
Besonders kritisch äusserte er sich über den boomenden Private-Credit-Sektor, der ihn an den Markt für strukturierte Kreditprodukte (CDOs) Mitte der 2000er Jahre erinnere. Der öffentliche Kreditmarkt sei zuletzt besser gelaufen als der private. Letzterer leide unter «Überinvestitionen» und drohe dadurch in Zwangsverkäufe zu geraten.
Als ein Beispiel für mögliche Verkäufe privater Anlagen nannte Gundlach Institutionen wie die Harvard University, die aufgrund gekürzter staatlicher Mittel unter Präsident Trump erwägt, Teile ihrer Private-Equity-Bestände zu verkaufen. Gundlach, der DoubleLine 2009 gründete, nachdem er sich zuvor als Fondsmanager bei TCW einen Namen gemacht hatte, verwaltete mit seiner Firma im März 93 Milliarden Dollar. Bekannt ist er unter anderem dafür, frühzeitig Donald Trumps Wahlsieg 2016 vorhergesagt zu haben.
Nächster Halt: Sechs Prozent?
Bezüglich der langfristigen US-Staatsanleihen prognostizierte Gundlach weiter steigende Renditen. Sollten diese sechs Prozent erreichen, könne dies die US-Notenbank Federal Reserve dazu veranlassen, mit einer quantitativen Lockerung einzugreifen.
Aktuell meiden Investmentfirmen wie DoubleLine, Pacific Investment Management und TCW die längsten Laufzeiten amerikanischer Staatsanleihen und setzen stattdessen auf kürzere Laufzeiten, um angesichts steigender Staatsschulden und Defizite Zinsrisiken zu reduzieren. Die Rendite 30-jähriger US- Staatsanleihen lag zuletzt bei 4,91 Prozent. Im Mai hatte sie mit 5,15 Prozent ein fast zwanzigjähriges Hoch erreicht.
Gundlach, bekannt für seine Einschätzungen am Anleihenmarkt, sieht Gold zunehmend optimistischer und als eine echte Anlageklasse. Das gelbe Edelmetall sei nicht mehr nur für «verrückte Überlebenskünstler» und Spekulanten interessant, sondern habe sich zur bevorzugten Anlage gewandelt, da Kapital nicht mehr verstärkt in die USA fliesse.
Bereits in der Vergangenheit hatte Gundlach Goldpreisrekorde korrekt vorausgesagt und zuletzt prognostiziert, der Preis könne von derzeit rund 3'350 Dollar auf bis zu 4'000 Dollar pro Unze steigen.
Langfristig hält Gundlach Investitionen in Indien für besonders aussichtsreich. Das Land befinde sich heute in einer ähnlichen Lage wie China vor 35 Jahren. «In Phasen wie dieser sollte man in langfristige Themen investieren», erklärte Gundlach. Indien sei derzeit eines der verlässlichsten langfristigen Anlageziele.
(Bloomberg)