Etwas im Schatten der miserablen Kursentwicklung der Schweizer Banktitel siechen in diesem Jahr auch die Versicherer kursmässig dahin. Der SPI Unterindex für Versicherungen hat in diesem Jahr bereits 15 Prozent an Wert eingebüsst, während der gesamte SPI im gleichen Zeitraum nur 6 Prozent verlor. Diese Entwicklung zeigt folgende Grafik:

Performance SPI Insurance PR in diesem Jahr (Quelle: cash.ch).

Wie können die Schweizer Versicherungswerte, die bei Aktionären wegen der üppigen Dividendenrendite normalerweise sehr beliebt sind, plötzlich so unter die Räder kommen? "Versicherer leiden unter dem Ausblick auf tiefe Investment Returns und unter der allgemeinen Unsicherheit am Markt", sagt Stefan Schürmann, Analyst von der Bank Vontobel, auf Anfrage von cash. Ausserdem sind die Wachstumsaussichten der Versicherer generell eher bescheiden.

Das Ganze noch akzentuiert hat der Brexit vom 23. Juni: Zwar sind direkt davon nur die Swiss Re und Zurich betroffen, da sie in Grossbritannien tätig sind. Indirekt trifft es hingegen die ganze Schweizer Versicherungslandschaft. Nämlich durch zusätzlichen Druck auf die langfristigen Zinsen, der sich durch die gestiegene Unsicherheit an den Märkten ergeben hat.

Wagt man jedoch einen Blick auf die europäische Konkurrenz, so zeigt sich, dass sich Schweizer Versicherer eigentlich noch relativ gut halten. Der deutsche Rückversicherer Munich Re hat in diesem Jahr bereits 23 Prozent eingebüsst, die ebenfalls aus Deutschland stammende Allianz 28 Prozent und die französische Axa gar 34 Prozent. Mehr als jeder Schweizer Versicherer. 

Schürmann von Vontobel glaubt aber, dass der Markt bald wieder in Versicherungstitel aus der Schweiz investieren wird. Nicht zuletzt wegen der guten Dividendenrendite. Setzen die Schweizer Versicherungsaktien also bald wieder zur Erholung an? Wie sich die Versichereraktien in den nächsten Monaten halten werden, hängt unter anderem von der Entwicklung des Gesamtmarktes ab. Nachfolgend drei Schweizer Versicherungsaktien, die nach einer enttäuschenden Phase wieder Potenzial nach oben haben:

Swiss Life

Nachdem der Ölbohrkonzern Transocean Ende März den SMI verliess, rückte Swiss Life in den Kreis der 20 wichtigsten Schweizer Aktien nach. Doch einen Kursschub löste dies bei der Aktie nicht aus. Im Gegenteil: Mit Minus 22 Prozent ist der Lebensversicherer gar die schlechteste Versicherer-Aktie in diesem Jahr. In den letzen vier Wochen allein sind es gar satte minus 15 Prozent.

Im ersten Quartal verzeichnete Swiss Life einen deutlich stärker als erwarteten Rückgang des Prämienvolumens im Schweizer Geschäft. Doch konnte man im kommissionsbasierten Geschäft zulegen, worauf beim Lebensversicherer im Rahmen der Restrukturierung ohnehin mehr Wert gelegt wird. Stabilisierend kommen noch die hohen Anlageeinnahmen aus Immobilien hinzu. Bilanziell steht die Firma gut da, so dass auch eine steigende Dividende möglich ist. Aktuell beträgt die Rendite 3,9 Prozent.

Helvetia

Mit minus 14 Prozent ist der Fall der Helvetia-Aktie in diesem Jahr nicht ganz so tief wie bei Swiss Life. Doch hat es der drittgrösste Schweizer Versicherer derzeit nicht leicht: Der Hauptteil der Einnahmen fällt in der Schweiz an, welcher unter der Frankenstärke und den Negativzinsen leidet. Fast zeitglich mit dem Ende Juni angekündigten Rücktritt des langjährigen und erfolgreichen CEO Stefan Locker per Ende August - man munkelt, es habe zwischen ihm und dem neuen VR-Präsidenten Pierin Vincenz nicht funktioniert - hat auch Grossinvestor Blackrock die Beteiligung beim Versicherer von 4,97 auf 2,98 Prozent reduziert.

Der Anfang des Zerfall der Helvetia-Aktie? Wohl kaum. Mit Philipp Gmür kommt ein neuer CEO, der als bisherigen Chef Schweiz die Helvetia bestens kennt und "ein würdiger Nachfolger" an der Spitze ist, wie einem Analysten-Kommentar der Bank Vontobel zu entnehmen ist. Ausserdem werden im selben Kommentar die solide Bilanz und die defensive Anlagemanagement-Strategie des Versicherers gelobt. Auch ist die Integration der 2014 übernommenen Nationale Suisse erfolgreich verlaufen. Eine solide Aktie.

Zurich

Der globale Versicherer Zurich büsste in diesem Jahr 12 Prozent ein. Betrachtet man die letzten 52 Wochen, sieht die Performance noch schlimmer aus: Minus 20 Prozent. Auf dem Kurs lastet seit der Gewinnwarnung im September 2015 die stete Angst einer Dividendenkürzung. Schliesslich steht Zurichs Ruf als Dividendenkönig auf dem Spiel. Derzeit liegt die Dividendenrendite bei sehr hohen 7,3 Prozent. 

Nach einer längeren Talfahrt könnte nun aber viel Negatives bereits im Kurs eingepreist sein – oder gar zu vieles. Der seit März amtierende CEO Mario Greco führt derzeit eine Restrukturierung im Konzern durch, die in einer schlankeren und kundenorientierteren Konzernstruktur münden soll. Noch zeigt sich der Markt gegenüber seinen Plänen skeptisch. Vor allem deshalb, da noch immer wenig "Fleisch am Knochen" ist. Sollten sich aber erste Erfolge einstellen, könnte es mit dem Aktienkurs plötzlich wieder nach oben gehen. Und auch nach einer Dividendenkürzung könnte die Rendite noch immer zwischen 4 und 5 Prozent betragen.