Pünktlich zum Start des Weihnachtsmonates Dezember ist nach Wochen hoher Unsicherheit und Nervosität an den Aktienmärkten so etwas wie Euphorie zurückgekehrt. Die Märkte in Asien und Europa können am Montag deutlich zulegen. Seit Jahresbeginn liegt der Leitindex SMI allerdings noch immer 2,6 Prozent im Minus.
Es gibt zwei wesentliche Gründe für den Stimmungswandel: In erster Linie hat es mit der Vereinbarung zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Kollegen Xi Jingping zu tun. Die beiden Staatsoberhäupter konnten sich am Wochenende darauf einigen, auf die für Januar geplanten Zollerhöhungen zu verzichten und innerhalb von 90 Tagen eine Lösung im Handelsstreit anzustreben.
USA und China kommen bei Beilegung des Handelsstreits voran. https://t.co/cQMhF8OmXh pic.twitter.com/Y8AUaYGkrw
— cash (@cashch) 2. Dezember 2018
Ein weiterer Treiber ist die Geldpolitik in den USA. US-Fed-Chef Jerome Powell hat in der vergangenen Woche durchblicken lassen, dass die Zinsen künftig langsamer nach oben angepasst werden dürften.
Soviel zu den rationalen Erklärungen. Darüber hinaus kann für die plötzliche Gute-Laune-Börse auch eine weitere - von erfahrenen Investoren allerdings meist als Mythos abgekanzelte - Begründung herangezogen werden: der Geist von Weihnachten. Häufig hört man in Börsenkreisen von einer "Weihnachtsrally" im letzten Börsenmonat des Jahres, oder zumindest von der Hoffnung auf eine solche.
«Santa Rally»: Mehr als nur ein Mythos
Aber ist der Dezember tatsächlich ein ausserordentlich guter Monat für Aktien? Ja, ist er. Eine Auswertung des britischen Vermögensverwalters Schroders zeigt, dass die Aktienmärkte in den letzten drei Jahrzehnten in 79 Prozent aller Fälle im Dezember gestiegen sind - so häufig wie in keinem anderen Monat. Dabei wurde die Kursentwicklung der wichtigsten Indizes in Europa und den USA von Dezember 1986 bis heute untersucht. An zweiter Stelle folgt der Börsenmonat April (74 Prozent Wahrscheinlichkeit eines Kursanstieges), an letzter Stelle liegt der Juni (37 Prozent).
Und es wird noch besser: Neben der erhöhten Wahrscheinlichkeit von steigenden Kursen weist der Dezember darüber hinaus im Durchschnitt auch noch die beste Aktien-Performance aller Monate auf:
2,1 Prozent haben die Aktienindizes im Durchschnitt im Dezember dazugewinnen können. Nur der April (1,9 Prozent Performance) kann einigermassen mit diesem Wert mithalten, alle anderen Monate waren im Vergleich über die letzten 32 Jahre klar schlechter. Die Monate August (minus 1 Prozent) und September (minus 0,8 Prozent) performten im Durchschnitt sogar negativ.
Schroders stellt zwei Mutmassungen auf, weshalb Aktien ausgerechnet im Weihnachtsmonat Dezember regelmässig gut abschneiden: Einerseits könnte es mit der Investorenpsychologie zu tun haben. Während der Festzeit sind Anleger besser gelaunt, was sie eher zu Käufen als Verkäufen verleitet. Andererseits kommt es unter Fondsmanagern gegen Jahresende häufig zu Portfolio-Umschichtungen, was das Handelsvolumen und auch den Preis nach oben treiben könnte.
Doch auch wenn Daten zeigen, dass der Dezember häufig ein guter Börsenmonat war, so sollten Anleger nun trotzdem nicht blind auf Aktien setzen: "Nur weil es in der Vergangenheit wahrscheinlicher war, muss es nicht zwingend erneut passieren", warnt Claire Walsh, Personal Finance Director bei Schroders, vor zu grossen Erwartungen für den Dezember. Den Markt zu "timen" versuchen, sei generell eine fragwürdige Strategie, da es unmöglich sei, kurzfristige Bewegungen am Markt zu antizipieren.