Eine branchenweite Nachfrageschwäche und sinkende Absatzzahlen in Schlüsselmärkten zwingen die Unternehmen zu Sparmassnahmen und Prognosesenkungen. Besonders hart trifft es den französischen Cognac-Hersteller Remy Cointreau, der seine Jahresziele drastisch kappen musste. Aber auch die Brauereigiganten Anheuser-Busch InBev aus den USA und Carlsberg aus Dänemark melden für das dritte Quartal sinkende Verkaufsmengen. Einzig der italienische Campari-Konzern scheint sich dem negativen Trend dank der ungebrochenen Beliebtheit seines Aperol-Likörs widersetzen zu können.
China ist der Bremsklotz
Besonders das Geschäft in China erweist sich für die Branche als Bremsklotz. Remy Cointreau begründete seine Gewinnwarnung massgeblich mit einem Einbruch der Cognac-Verkäufe um rund 25 Prozent in der Volksrepublik. Finanzchef Luca Marotta nannte dies den «Haupttreiber» für die gekappte Prognose. Auch AB InBev berichtete von einer schwachen Entwicklung in China sowie in Lateinamerika. In den USA ist die Lage uneinheitlich. Während Remy von einer schwächer als erwartet ausgefallenen Erholung spricht, konnte AB InBev dort mit seiner Marke Michelob Ultra die Verluste der nach einer Boykott-Affäre abgestraften Marke Bud Light teilweise kompensieren.
Die Folgen der Flaute sind in den Bilanzen deutlich sichtbar. Remy Cointreau rechnet für das laufende Geschäftsjahr nun nur noch mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau bis hin zu einem leichten Plus, nachdem zuvor ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt worden war. Der operative Gewinn dürfte sogar im zweistelligen Prozentbereich sinken. Bei AB InBev fiel der Absatz im dritten Quartal um 3,7 Prozent und damit stärker als von Analysten erwartet. Auch der Umsatz verfehlte mit einem Plus von 0,9 Prozent die Prognosen. Der dänische Konkurrent Carlsberg verzeichnete einen Absatzrückgang von drei Prozent auf vergleichbarer Basis.
Die Konzerne reagieren auf die Flaute mit unterschiedlichen Strategien. Carlsberg kündigte an, seine Kostenbasis anzupassen. AB InBev will die Anleger trotz der Absatzprobleme bei Laune halten: Der Konzern kündigte einen Aktienrückkauf im Volumen von sechs Milliarden Dollar an und zahlt erstmals seit 2019 wieder eine Zwischendividende. Analysten zeigten sich jedoch von der Laufzeit des Rückkaufprogramms über zwei Jahre enttäuscht.
Derweil stemmt sich Campari gegen den Branchentrend. Der italienische Konzern bestätigte seine Jahresprognose und meldete für das dritte Quartal ein Umsatzplus von 4,4 Prozent auf vergleichbarer Basis. Die Belastungen durch US-Zölle seien zudem mit rund 15 Millionen Euro geringer ausgefallen als befürchtet, teilte das Unternehmen mit.
(Reuters)
