ETFs - also Exchange Traded Funds - sind wegen der tiefen Kostenstrukturen interessant. Laut dem institutionellen Vermögensverwalter AXA IM waren die Mittelzuflüsse von einer Viertelbillion Dollar im vergangenen Jahr so hoch wie noch nie, insbesondere in Europa. Immer mehr in den Trend geraten dabei thematische ETFs.
Ein Themen-ETF investiert gezielt in Unternehmen, die zu einem bestimmten Thema oder Trend passen - beispielsweise Halbleiter-ETFs oder Nachhaltigkeits-ETFs. Dabei spielt es keine Rolle, aus welcher Branche oder Region diese Unternehmen kommen. So gibt es beispielsweise ETFs mit Scharia-konformen Unternehmen. Diese Fonds agiert nach den Regeln der Glaubenspraxis, die anwendbar sind für das Investment in globale Kapitalmärkte.
Das sind jedoch nur einige von vielen Beispielen. Es gibt indes auch ETFs, die unter die Kategorie «kurios» fallen. Nachfolgend fünf Beispiele:
1. Der «ungesunde» ETF
Auch wenn das Börsenspektakel in gewisser Hinsicht auch ein Glücksspiel ist, wird ein solcher Vergleich mit dem Finanzmarkt nicht ganz gerecht. Dennoch kann man beides kombinieren: Der «AdvisorShares Vice ETF» beinhaltet nebst dem Glücksspiel auch weitere «Laster-Industrien» wie Alkohol, Tabak oder Cannabis. Offiziell heisst es, der 2017 ins Leben gerufene ETF investiere in Produkte und Dienstleistungen, an denen Menschen unabhängig von der Wirtschaftslage Freude haben.
Konkret setzt sich der ETF grösstenteils aus Unternehmen der Gaming- und E-Sports-Industrie zusammen (33,1 Prozent), Glücksspiel (32,4 Prozent), Tabak (23,8 Prozent), Alkohol (2,8 Prozent) und weitere (4,9 Prozent). Darunter sind Unternehmen wie der Tabakkonzern Turning Point Brands, der Casinobetreiber Boyd Gaming, die Restaurantkette El Pollo Loco, aber auch KI-Gigant Nvidia.
Im letzten Jahr konnte der Fonds den Markt leicht übertreffen, zeigte jedoch über die vergangenen fünf Jahre eine deutlich schwächere Entwicklung als der S&P 500. In diesem Jahr (per Quartalsende am 30. Juni) beträgt der Market Price Return 8,51 Prozent, verglichen mit dem S&P 500 mit 6,2 Prozent. Mit Gesamtkosten (TER) von 0,99 Prozent gehört der ETF bei den Verwaltungskosten zur sehr teuren Kategorie.
2. Der Haustier-ETF
Sie sind nicht nur süss, sie sorgen auch für Rendite: unsere Haustiere. Das hat sich auch ProShares zu Nutze gemacht und vor sieben Jahren den «ProShares Pet Care ETF» lanciert. Wie ProShares konstatiert, unterstützen steigende Einkommen, zunehmende Lebenserwartung und sinkende Haushaltsgrösse die langfristigen Aussichten für die Haustierhaltung.
Der Haustier-ETF investiert in ein globales Portfolio von 27 Unternehmen, die in der Haustierpflegeindustrie führend sind. Darunter grösstenteils Konzerne aus dem Tierarzneimittel-Bereich oder dem Tierbedarf. Konkret sind der Veterinärmedizin-Spezialist IDEXX und Online-Händler Chewy mit Top-Positionen von 10 Prozent im ETF vertreten.
Die Marktkapitalisierung beträgt 37,7 Milliarden Dollar. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (Juni 2024 bis Mai 2025) hat der ETF eine Gesamtrendite von 11,40 Prozent erzielt. Damit übertraf der Index die Wertentwicklung des S&P 500 Healthcare Sectors. Seit der Entstehung beträgt die durchschnittliche jährliche Gesamtrendite 6,58 Prozent - beim S&P 500 sind es 12,37 Prozent. Die Volatilität betrug in dieser Zeit leicht mehr als 16 Prozent und die Gesamtkosten beliefen sich auf 0,5 Prozent.
3. Der ETF der alternden Bevölkerung
Ebenfalls leicht kurios auf den ersten Blick erscheint der «iShares Ageing Population ETF». Der Fonds profitiert von einer alternden Weltbevölkerung, medizinischen Fortschritten und gesellschaftlicher Änderungen.
Der in Irland aufgelegte ETF beinhaltet 343 Unternehmen, die speziell Produkte und Dienstleistungen für Senioren (60+) bereitstellen. Darunter halten sich die Gesundheitsversorgung und Finanzen bei der Sektorgewichtung mit je 44 Prozent die Waage. Konkret hält der ETF Positionen in Gesundheitsunternehmen wie Johnson&Johnson, Immobilienkonzerne wie Ventas Reit, aber auch Finanzinstitute wie die UBS oder Swissquote.
Das Nettovermögen beträgt 542,12 Millionen Dollar. In den 12 Monaten zwischen Juni 2024 und 2025 hat der ETF eine Gesamtrendite von 17,46 Prozent erzielt. In diesem Jahr resultieren bisher 13,38 Prozent. Mit einer TER von 0,40 Prozent ist der ETF ein eher teures Investment.
4. Der ETF für Amerika-Patrioten
Auch wenn vermutlich die Mehrheit der Weltbevölkerung, aufgrund von Donald Trumps Politik, gerade nicht so gut auf die USA zu sprechen ist, hat das Land einen ETF im Angebot für Amerika-Fans. Der 2022 ins Leben gerufene «God Bless America ETF» wird unter dem Slogan «Your Guide to Patriotic Investing» angeteasert.
Der ETF fokussiert sich auf US-amerikanische Unternehmen, die Gewinne über Politik stellen. Unter den zehn am stärksten vertretenen Unternehmen finden sich Grössen wie Nvidia, Broadcom, Tesla, oder Palantir. Das Nettovermögen beläuft sich auf 95,78 Millionen Dollar und der ETF umfasst 2,2 Millionen ausgegebene Aktien.
Seit dem 1. Januar hat der Fonds einen Zuwachs von mehr als 14 Prozent verzeichnet, innerhalb der letzten 52 Wochen sind es gar 25 Prozent. Gestartet hatte der ETF bei 20,04 Dollar, mittlerweile kostet er 43,42 Dollar. Laut MarketScreener beläuft sich die TER auf 0,65 Prozent, womit der ETF zu den teuersten am Markt gehört.
5. Der religiöse ETF
Von den Patrioten geht es weiter zur Religion. Der «Franklin MSCI World Catholic Principles» ermöglicht Investitionen in nachhaltige Unternehmen, die zusätzlich die Richtlinien der katholischen Kirche berücksichtigen. Das schliesst Firmen aus, die mit Waffen, Glücksspiel, Pornografie, Abtreibung, Verhütungsmitteln, Stammzellenforschung oder Tierversuchen in Verbindung stehen.
Mit 14,77 Prozent ist Nvidia am stärksten vertreten von den insgesamt 642 Unternehmen. Ebenfalls finden sich Unternehmen wie Netflix, Home Depot oder Accenture darunter. Grösstenteils sind es amerikanische Unternehmen - fast 61,5 Prozent.
Seit der Auflage vor einem Jahr hat der ETF 15 Prozent zugelegt. Im laufenden Jahr sind es knapp über 3 Prozent Kursplus. Die Volatilität beträgt 19,82 Prozent, wonach der irische Fonds zu den risikoreichen Investments gehört. Die TER beträgt 0,27 Prozent, also am unteren Ende der teuren Klasse.
Keine Erfolgsgarantie
Auch wenn solche ETFs auf den ersten Blick lustig und als spannendes «Gag-Investment» erscheinen, sind sie wie alle Anlagen mit Risiken verbunden. Trends kommen oftmals aus dem Nichts und verschwinden dann genauso schnell wieder von der Bildfläche.
Das kann dazu führen, dass die Rendite plötzlich bachab geht oder ETFs aufgrund mangelnder Nachfrage geschlossen werden. Vergangenes Jahr schafften es mehr als 80 Prozent der Themen-ETF nicht, den globalen Aktienmarkt zu übertreffen. Es wird somit empfohlen, solche Themen-ETFs lediglich als zusätzliche Investments zu verfolgen, statt als Basisinvestment für den langfristigen Vermögensaufbau.
Ausserdem sollte immer auf die Kosten eines ETFs geachtet werden. Hier entscheidet die sogenannte TER - Total Expense Ratio - eine Kennzahl, die die jährlichen Gesamtkosten eines Investmentfonds oder ETFs angibt. Da solche Themenfonds oft spezieller zusammengestellt werden, sind ihre Kosten meist etwas höher als bei Standard-ETFs. Für grosse Standard-Indizes liegen sehr günstige ETFs oft zwischen 0,05 und 0,20 Prozent, während bei spezialisierten ETFs 0,25 Prozent bis 0,75 Prozent üblich sind.
Zusätzlich gibt die Volatilitätsangabe auf den jeweiligen Plattformen einen Anhaltspunkt, wie risikoreich das Investment ist. 0 bis 10 Prozent sind niedrig, 10 bis 15 Prozent gelten als mittel, ab 15 bis 25 Prozent besteht eine hohe Volatilität.