Es ist ein Schachzug, der seinesgleichen sucht: Martin Haefner kauft überraschend die Familienaktionäre von Schmolz+Bickenbach aus. Damit schlägt der Amag-Erbe zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen erhöht sich sein Stimmenanteil am Zentralschweizer Edelstahlhersteller schlagartig auf 49,6 Prozent, zum anderen räumt er die Beschwerde gegen die Gewährung einer Ausnahmebewilligung durch die Finma aus dem Weg.

Die Fantasien der übrigen Aktionäre könnte vor allem der von Haefner bezahlte Kaufpreis beflügeln. Denn die Familienaktionäre von Schmolz+Bickenbach erhalten 45 Rappen je Aktie. Auf den Schlusskurs von Montagabend von knapp 27 Rappen bezogen entspricht das einem Aufpreis von fast 70 Prozent.

An der Schweizer Börse SIX schiesst der Kurs der Schmolz+Bickenbach-Aktie um gut 30 Prozent auf 35 Rappen hoch.

Die Zürcher Kantonalbank begrüsst die Klärung der Verhältnisse im Aktionariat. Ihres Erachtens kann Haefner nun zusammen mit dem Verwaltungsrat die eingeschlagene Unternehmensstrategie mit Druck vorantreiben. Der Zürcher Kantonalbank zufolge eignet sich die mit "Marktgewichten" eingestufte Aktie nur für ausgesprochen risikofreudige Anleger.

Auf alle Beteiligten wartet nun viel Arbeit

Beobachter sind zuversichtlich, dass nach der jüngsten Rochade im Aktionariat von Schmolz+Bickenbach endlich wieder etwas Ruhe einkehrt. Rund um die Rekapitalisierung des Edelstahlherstellers von Mitte Dezember herum war es zu einem Machtkampf zwischen Martin Haefner auf der einen und der Beteiligungsgesellschaft des russischen Milliardärs Viktor Vekselberg auf der anderen Seite gekommen. Die Familienaktionäre, sie hielten vor der Kapitalerhöhung gut 10 Prozent am Unternehmen, gerieten dabei zwischen die Fronten.

Auf alle Beteiligten warte nun viel Arbeit, so heisst es in Anspielung an das verhaltene Tagesgeschäft. Die schwache Nachfrage aus der Automobilindustrie zwang Schmolz+Bickenbach im Laufe des Geschäftsjahres 2019 gleich zu mehreren Reduktionen der Zielvorgaben. Dies belastete auch die Kursentwicklung der Aktie, beendete letztere das vergangene Jahr doch mit einem satten Minus von fast 50 Prozent.

Wichtige Erkenntnisse verspricht die für den 11. März angesetzte Jahresergebnisveröffentlichung. Bis dahin müssen sich die Aktionäre vermutlich aber noch in Geduld üben - sofern der Edelstahlhersteller nicht schon früher mit einer Vorabinformation aufwartet.