Zwar verbuchte die Bank wegen des Kredits im Handelsgeschäft im dritten Quartal eine Belastung von 190 Millionen Euro, wie sie am Dienstag in Paris mitteilte. Doch die Erträge stiegen stärker, und so verdiente BNP mehr als ein Jahr zuvor. Bankchef Jean-Laurent Bonnafé sieht das Geldhaus wie geplant auf dem Weg zu einem Gewinn von mehr als 12,2 Milliarden Euro im Gesamtjahr. An der Börse kamen die Neuigkeiten dennoch schlecht an. Die BNP-Aktie verlor am Vormittag zuletzt 2,6 Prozent und war damit Schlusslicht im Eurozonen-Index EuroStoxx 50. Zugleich wurde sie noch rund 14 Prozent teurer gehandelt als zum vergangenen Jahreswechsel.
Zu dem Kreditausfall wollte sich Finanzchef Lars Machenil nicht detailliert äussern. Es handle sich um einen speziellen Fall, aber er werde keine Namen nennen, sagte er dem Sender Bloomberg TV. «Aber es handelt sich nicht um einen üblichen Verdächtigen, sondern um den Bereich der Zahlungen.» Er machte deutlich, es habe nichts mit den Zusammenbrüchen der US-Unternehmen Tricolor und First Brands zu tun.
Insgesamt legte BNP Paribas im dritten Quartal 905 Millionen Euro für gefährdete Kredite zurück, fast ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings legten die gesamten Erträge der Bank um fünf Prozent auf knapp 12,6 Milliarden Euro zu. Sowohl die Investmentbank als auch der Handel mit Anleihen, Währungen, Rohstoffen und Aktien brachten dem Institut mehr Erträge ein als im Vorjahreszeitraum.
Unter dem Strich verdiente die Bank gut drei Milliarden Euro und damit sechs Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit und mit den Erträgen lag die Bank knapp unter den durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.
Der Kursverfall der BNP-Aktie hatte sich schon vergangene Woche beschleunigt, nachdem ein Bundesgericht in Manhattan die Bank mit Menschenrechtsverletzungen im Sudan vor zwei Jahrzehnten in Verbindung gebracht hatte. Am Markt wurde spekuliert, dass BNP möglicherweise Milliarden von Dollar zahlen müsse, um die Fälle beizulegen.
Finanzchef Machenil kündigte nun an, dass die Bank so schnell wie möglich Berufung einlegen wolle. Das Urteil sei «sowohl in sachlicher als auch in rechtlicher Hinsicht grundlegend fehlerhaft und sollte aufgehoben werden», erklärte BNP Paribas in einer separaten Stellungnahme.
(AWP)
