Schweizer Winzer können dank dem Ausbleiben extremer Wetterereignisse in diesem Sommer mit einem vielversprechenden Jahrgang rechnen. Die wirtschaftliche Lage der Branche trübt jedoch den Optimismus. Es wird weniger Schweizer Wein konsumiert.

«Die Qualität der Trauben in diesem Jahr ist wunderbar», sagt François Montet, Präsident der Waadtländer Winzervereinigung (Fédération Vigneronne Vaudoise) zu Keystone-SDA. Die Menge werde jedoch etwas geringer ausfallen: «Wir mussten den Beginn der Weinlese aufgrund von Regenfällen, die ein Fäulnisrisiko darstellten, beschleunigen, aber die Mengenrückgänge bei bestimmten Rebsorten sind nicht signifikant.»

Dank des Ausbleibens von sintflutartigen Regenfällen, langen Hitzewellen oder Pflanzenkrankheiten in diesem Sommer sieht der Jahrgang 2025 laut Rémy Alain Reymond ausgeglichen aus: «Der Zuckergehalt der Trauben ist zufriedenstellend, die Weine werden also nicht zu alkoholisch sein. Der Säuregehalt liegt etwas unter dem Durchschnitt, ist aber immer noch in Ordnung», sagt der Direktor des Office de la viticulture neuchâteloise. Es sei ein ausgewogener Wein.

Nadine Bridy, Chefin des Walliser Amts für Rebbau und Wein, hat ein wachsames Auge auf bestimmte Rebsorten: «Die Petite Arvine drückt sich in solchen Jahrgängen immer gut aus, während die Cornalins, die in diesem Jahr sehr wenig Ertrag bringen, konzentriert und ausdrucksstark sein werden.»

Konsumrückgang

«Trotz der Qualität des Produkts in diesem Jahr schwankt mein Herz wegen der Wirtschaftslage, die nicht erfreulich ist», sagt Montet. Der Grund: Die Schweizer Bevölkerung konsumierte letztes Jahr 218,4 Millionen Liter Wein, gegenüber 266 Millionen Litern im Jahr 2014. Neben dem Konsumrückgang hat die Branche auch mit einer immer stärkeren ausländischen Konkurrenz zu kämpfen. 65,5 Prozent des in der Schweiz getrunkenen Weins waren im letzten Jahr ausländischer Herkunft.

Einige Winzer haben daher Mühe, die Weine abzusetzen. Diese wirtschaftliche Situation wirkt sich auf die gesamte Branche aus, erklärt der Präsident des Verbands Schweizer Oenologen (USOE), Yan Vanvlaendere. Früher hätten Grosshändler eine grosse Bestellung für das ganze Jahr gemacht. «Jetzt machen sie eher kleine Bestellungen das ganze Jahr über», erläutert der Neuenburger.

Bundesrat um Hilfe angefragt

Da die Winzer der Ansicht waren, dass sie alles getan hatten, was von ihnen verlangt wurde, insbesondere in Bezug auf die ökologischen Standards, wandten sie sich hilfesuchend an den Bundesrat. Der Schweizer Weinbauverband und andere Akteure trafen sich im August mit Bundesrat Guy Parmelin, um ihm ihre Beschwerden zu unterbreiten. «Der Minister ist ein privilegierter Kontakt für uns», betont die Direktorin des Weinbauernverbandes, Hélène Noirjean.

Die Arbeitsgruppe unterbreitete mehrere Vorschläge, die von einer Erhöhung des Budgets für die Förderung von Schweizer Weinen bis hin zu einer Revision der Importregeln zur Förderung der einheimischen Produktion reichten. «Diese Situation ist das Ergebnis von 30 Jahren Freihandelsabkommen, wie die Unterzeichnung des Mercosur-Vertrags zeigt.» Die Schweiz habe recht, diese Politik zu betreiben, doch der Weinbau sei quasi vernachlässigt worden, so François Montet.

Während einige Weinbauern Zuschüsse für die Weingüter forderten, machte der Bund schnell klar, dass diese nicht auf der Tagesordnung stehen: «Ich will die Notwendigkeit von Zuschüssen nicht herunterspielen, aber sie sind nur ein Trostpflaster. Wir brauchen eine Umstrukturierung und eine längerfristige Vision für unsere Weinberge», sagt Bridy.

Redimensionieren oder nicht?

Um nicht den Betrieb einstellen zu müssen, denken mehrere Winzer darüber nach, ihr Weingut zu redimensionieren, um die Traubenproduktion an die Nachfrage anzupassen.

Bridy ist von der Idee allerdings alles andere als begeistert: «Wenn man sieht, dass nur 35,5 Prozent des von der Bevölkerung konsumierten Weins aus der Schweiz stammen, muss man dort ansetzen», erklärt die Leiterin des Walliser Weinbauamts. Für sie muss man eher etwas gegen die «fast unfaire» Konkurrenz durch ausländische Weine unternehmen.

Eine Meinung, die Noirjean teilt: «Wir möchten den Anteil des jährlich von der Bevölkerung konsumierten Schweizer Weins auf 40 Prozent steigern», betont die Direktorin des Schweizerischen Weinbauernverbands.

(AWP)