In der Nacht auf Samstag kletterte der Kurs der ältesten und bekanntesten Digitalwährung zeitweise sogar über die Marke von 10 500 Dollar, konnte dieses Niveau aber nicht halten. Zuletzt kostete ein Bitcoin auf der Handelsplattform Bitstamp rund 9400 Dollar und damit noch mal zirka 900 Dollar oder rund zehn Prozent mehr als noch am Freitagabend.

Kursentwicklung Bitcoin letzte 2 Wochen, Quelle: cash.ch

Bis Mittwoch war der Bitcoin noch deutlich unter Druck gestanden - der Kurs fiel bei Bitstamp bis auf 7293 Dollar und damit den tiefsten Stand seit Mai. Am Freitagnachmittag setzte aber eine heftige Gegenbewegung ein, die den Kurs um rund 2100 Dollar beziehungsweise fast 30 Prozent nach oben trieb. Wie meistens bei den starken Ausschlägen bei Kryptowährungen gab es keinen klaren fundamentalen Grund.

Einige Bitcoin-Expeten wie Timo Emden von Emden Research sahen positive Aussagen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping über die Bedeutung der Blockchain-Technologie und damit der Technik die dem Bitcoin zugrunde liegt, als Grund für den Stimmungsumschwung. Dies nähre die Hoffnung, dass es für die Kryptowährungen bald mal wieder Rückenwind geben könnte, nachdem es in den vergangenen Jahren eher Gegenwind durch neue Auflagen gegeben hatte.

Der starke Anstieg am Freitagabend könnte nach Einschätzung von Emden zudem auf einen sogenannten Short-Squeeze zurückzuführen sein. Es deute vieles darauf hin, dass wegen der Aufwärtsdynamik zahlreiche Leerverkäufer, die mit fallenden Kursen Geld verdienen wollen, zum Glattstellen der eigenen Positionen gedrängt wurden.

Anhörung von Mark Zuckerberg

Das Mehrmonatstief am Mittwoch hatten Marktteilnehmer mit einer Anhörung von Facebook-Chef Mark Zuckerberg vor einem amerikanischen Kongressausschuss begründet. In dieser ging um die von Facebook und anderen Unternehmen geplante Digitalwährung Libra. Das Vorhaben hat starke Kritik von Politik, Regulatoren und Zentralbankern auf sich gezogen. Einige wichtige Unterstützer wie der Bezahldienst Paypal sind mittlerweile abgesprungen, was den Erfolgsaussichten von Libra geschadet hat.

Der Bitcoin selbst ist für seine Kurskapriolen bekannt - das disqualifiziert die Digitalwährung in den Augen von Kritikern als Zahlungsmittel. So schwankte der Kurs alleine in diesem Jahr zwischen knapp über 3000 Dollar Anfang des Jahres und fast 14000 Dollar im Juni. Der starke Anstieg im Juni hatte an den Herbst 2017 erinnert, als der Bitcoin eine Tausender-Marke nach der nächsten übersprungen hatte und innerhalb weniger Monate von 2000 bis auf 20 000 Dollar stieg.

Trotz der jüngsten Kurserholung sind die Kryptowährungen weit entfernt von ihrer Bewertung, die sie noch Ende 2017 und Anfang 2018 hatten. Damals war der Gesamtwert aller Kryptowährungen zeitweise über die Marke von 800 Milliarden Dollar gestiegen. Am Samstagnachmittag lag die Marktkapitalisierung der 3047 bei der Plattform CoinMarketCap erfassten Digitaltwährungen bei knapp 250 Milliarden Dollar.

(cash/AWP)