An den Finanzmärkten ist es immer wieder zu beobachten: das FOMO-Phänomen. FOMO steht für "Fear of Missing out". Also die Angst, in Sachen Gewinn etwas zu verpassen. Besonders heikel wird es, wenn eine grosse Anzahl von Privatanlegern, die sonst kaum etwas mit Börse oder Finanzwerten zu tun haben, plötzlich auf den Markt strömen. Genau das scheint in den letzten zwei bis drei Wochen bei Bitcoin der Fall gewesen zu sein.

Die gemessen an der Marktkapitalisierung grösste Kryptowährung der Welt erlebt seit dem Sommer eine nie dagewesene Rally. Seit vergangenem Herbst stieg der Kurs von etwa 10'000 Dollar auf bis zu 42'000 Dollar. Doch diese Woche knickte er erstmals wieder etwas deutlicher ein und rutschte bis auf 31'000 Dollar ab.

Erstaunlich dabei: Die Bitcoin-Rally der letzten Monate verlief grösstenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es waren – anders als beim grossen Bitcoin-Hype Ende 2017 - vor allem grosse institutionelle Player, die in den Kryptomarkt vorstiessen und den Preis nach oben trieben.

Bitcoin-Kursentwicklung in den letzten fünf Jahren, Quelle: cash.ch

Öffentliche Interesse in Bitcoin steigt rasant

Das scheint sich in den letzten Wochen geändert zu haben. Denn: Das öffentliche Interesse in Bitcoin hat massiv zugenommen. Ein Blick auf Daten des Online-Diensts Google Trends zeigt, dass derzeit nicht nur Krypto-Nerds und mehr oder weniger aktive Anleger auf Bitcoin schauen, sondern mittlerweile auch die Person von nebenan.

Die Google-Suchen nach dem Begriff "Bitcoin" schiessen seit Weihnachten weltweit massiv in die Höhe, sie nähern sich langsam, aber sicher dem Niveau von Ende 2017 (siehe Chart). Schaut man auf die Daten der Schweiz sind wir fast gleich auf, in Deutschland sogar deutlich über dem Niveau von damals.

 Google-Trends-Analyse für den Suchbegriff "Bitcoin", 2015 bis heute (weltweit). 

Diese Entwicklung ist ein klares Warnsignal und kann zumindest teilweise als Erklärung für den jüngsten Rücksetzer bei Bitcoin herhalten. Der Markt ist durch den Eintritt vieler neuer Teilnehmer schlicht und einfach heissgelaufen.

Trotzdem wäre es zu einfach gedacht, jetzt reflexartig an den Crash von vor drei Jahren zu erinnern. Damals war der Hype vollständig getrieben durch Privatanleger, die noch auf den Bitcoin-Zug aufspringen wollten, aber meist keine Ahnung hatten, wieso sich der Zug überhaupt bewegt. Dass jetzt Grossinvestoren in Bitcoin gehen, hat Gründe, die nicht rein (kurzfristiger) spekulativer Natur sind. Man setzt auf die Kryptowährung als Teil eines breit diversifizierten Portfolios.

Etablierung als etablierte Wertanlage

Der Gedanke dahinter: Bitcoin etabliere sich zunehmend als Wertanlage und werde sich nachhaltig durchsetzen. Als Hauptargument wird die Knappheit der Kryptowährung herangezogen. Etwa im Mai 2140 wird der letzte Bitcoin geschürft werden. Dann wird es 21 Millionen Coins geben – und keinen einzigen mehr (derzeit stehen wir übrigens bei etwa 18 Millionen Coins).

Kritiker hingegen sprechen der Kryptowährung jeglichen inneren Wert ab. Bitcoin habe also keinerlei Nutzen, keine Funktionalität. Das ist zwar richtig, sieht man mal von der (ursprünglich gedachten) Funktion als Zahlungsmittel ab. Allerdings kann man das gleiche über Gold sagen. Beides hat nur einen Wert, weil Menschen ihm einen Wert beimessen.

Momentan spricht vieles dafür, dass sich die Idee Bitcoin nachhaltig durchsetzen könnte. Grossinvestoren steigen weiter ein und immer mehr Zahlungsdienstleister bieten den Handel mit Kryptowährungen an. Selbst einige konservative Schweizer Privatbanken nehmen sich dem Thema so langsam an. Setzt sich Bitcoin weiter durch, dürften wir in den nächsten Jahren Kurse sehen, die noch ganz andere Dimensionen annehmen als in diesen Wochen.

Bitcoin bleibt nichts für schwache Nerven

Allerdings bleiben zwei Punkte wichtig für Anleger. Erstens: Bitcoin ist noch immer eine Spekulation. Die Idee, die dahintersteckt, kann durchaus aufgehen. Doch geht sie nicht auf, und das ist noch immer möglich, war es eine Spekulation, die eben nicht funktioniert hat. Zweitens: Wer in Bitcoin investiert, darf sich durch heftige Rücksetzer nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wer sich durch die jüngste Korrektur von 42'000 Dollar auf 31'000 Dollar verrückt machen liess, ist bei Bitcoin falsch.

Was 300 Prozent innert weniger Monate nach oben geht, korrigiert nun mal – und kann noch weiter korrigieren. Zur Erinnerung: Noch im März war ein Bitcoin für unter 4000 Dollar zu haben. Wer Bitcoin als Teil seines diversifizierten Portfolios hält, sollte die Schwankungen aushalten können.