Für den Musiker, Gastronom und Tausendsassa Dieter Meier ist es für einmal ein weniger erfolgreiches Projekt. Seine Beteiligung am Traditionsunternehmen Orell Füssli ist über die letzten zwölf Monate im Wert kaum gestiegen. Im August 2016 stand die Aktie von Orell Füssli bei 126 Franken, am Donnerstagmittag beträgt der Wert 128,30 Franken.

Meiers Beteiligung wurde Anfang 2010 erstmals publik. Es sei eine reine Finanzbeteiligung ohne strategische Absichten, sagte er damals. Er halte Orell Füssli für eine "schöne Schweizer Aktie".  Daneben war Dieter Meier auch bei der Bahnbetreiberin BVZ Holding eingestiegen. Doch während die BVZ-Aktie in den letzten sieben Jahren 50 Prozent in die Höhe geklettert ist, hat sich der Börsenwert von Orell Füssli um 8 Prozent verringert, wie der folgende Chart zeigt. Im selben Zeitraum ist der Swiss Performance Index (SPI) um 88 Prozent vorgerückt.

Aktien von Orell Füssli (rot) und BVZ (grün) in den letzten sieben Jahren (Quelle: cash.ch)

Meier ist nach der Schweizerischen Nationalbank (Anteil 33 Prozent) der grösste Aktionär von Orell Füssli. Sein Anteil von 15,5 Prozent ist mehr als 37 Millionen Franken wert – bei seinem Einstieg dürften es einige Millionen mehr gewesen sein. Besser ist es bisher für den dritten Grossaktionär gelaufen, den unabhängigen Vermögensverwalter Veraison Capital (Anteil 9 Prozent). Sein Paket ist seit dem Einstieg im Juni 2015 um 14 Prozent teurer geworden.

Die Dichte an Grossaktionären führt dazu, dass die Aktie von Orell Füssli wenig liquid ist. Für Fondsmanager Marc Possa, der ebenfalls zu den Investoren gehört, ist das ein Grund, weshalb der Titel im Gegensatz zu anderen Nebenwerten bislang vernachlässigt wurde und bei vielen nicht auf dem Radar ist.

Dieter Meier beweist Sitzleder

Die Geduld des Yello-Sängers Dieter Meier ist hingegen bemerkenswert, weil in der Vergangenheit bei Orell Füssli einiges im Argen lag. 2015 schaffte der Konzern die Rückkehr in die schwarzen Zahlen nach vier Verlustjahren in Folge. Im Geschäftsjahr 2016 konnte der Gewinn gehalten und der Umsatz gesteigert werden.

Als Sorgenkind der Orell-Füssli-Gruppe gilt weiterhin der Buchhandel mit dem Joint Venture Orell Füssli Thalia. Der Umsatz dieser Division ist in den letzten fünf Jahren von 110 auf 95 Millionen Franken zurückgekommen. Der Einkaufstourismus ins nahe Ausland und die zunehmende digitale Konkurrenz drücken hier auf die Nachfrage. Orell Füssli tritt dem mit einem Ausbau des Online-Geschäfts und verschiedenen Sparmassnahmen entgegen. Trotzdem: Zum grossen Wachstumstreiber wird der Buchhandel so schnell nicht mehr.

Dafür ist der Bereich Sicherheitsdruck zuständig. Die zwischenzeitlichen Probleme mit der Produktion von Banknoten konnten abgeschüttelt werden und die Schweizer Noten werden nun laufend ersetzt. Neben der SNB gehören auch andere Notenbanken zu den Kunden. Zwar sind digitale Währungen international auf dem Vormarsch, doch die Schweiz gehört immer noch zu den Ländern mit einer grossen Vorliebe für Bargeld (cash berichtete). Gerade der Aspekt Fälschungssicherheit wird diesbezüglich noch mehr an Bedeutung gewinnen.

Potenzial bei Marge und Produktivität

Aus operativer Sicht ist auch die Division Atlantic Zeiser relevant. Sie beschäftigt sich mit der Verpackungsindustrie und dem Schutz vor Fälschungen. Das deutsche Tochterunternehmen konnte bisher die Erwartungen nicht wirklich erfüllen, dementsprechend bietet das Segment Wachstumspotenzial. Gut möglich, dass ein solcher Impuls auch mittels Zukauf ausgelöst wird. Orell Füssli ist mit einer Eigenkapitalquote von 68 Prozent zumindest solide finanziert.

Das würde allerdings eine Dividendenerhöhung für das laufende Geschäftsjahr infrage stellen. Zuletzt bezahlte Orell Füssli vier Franken pro Aktie. Für mehr Klarheit über den Geschäftsgang und für Kursbewegungen dürften die Halbjahreszahlen am 14. August sorgen.

Für SaraSelect-Fondsmanager Marc Possa braucht es bei Orell Füssli wenig für eine Wiederentdeckung. Mittelfristig erachtet er Margen im Bereich Sicherheitsdruck von 17-18 Prozent als möglich. Auch bei der Produktivität liege noch Verbesserungspotenzial drin, wie er sagt. "Kommt hinzu, dass die Aktie vergleichsweise sehr günstig bewertet ist."

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB), die den Titel als einziges Researchinstitut analysiert, hat derzeit ein Rating von "Marktgewichten" ausstehend. Die Dividende wird von der ZKB bei 4,50 Franken erwartet. Das würde Dieter Meier 1,3 Millionen in die Kasse spülen – Aktienkurs hin oder her.

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