Die Aktien des Telekommunikationskonzern Swisscom gewinnen 1,5 Prozent auf 546,20 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Market Index (SMI) 0,3 Prozent zulegt. Seit Jahresbeginn hat der Titel 6,3 Prozent gewonnen.

Die Aktien der Swisscom sind nach einer mehrmonatigen Schwächephase wieder zum Leben erweckt worden. Der Grund dafür sind die aggressiven Expansionspläne des Telekomkonzerns im südlichen Nachbarland. Die Übernahme von Vodafone Italia mag zwar mit Kosten von 8 Milliarden Franken und neuen Schulden verbunden sein, aber sie eröffnet dem Unternehmen auch erhebliche Synergieeffekte.

Zusätzlich erschliesst sich das Unternehmen, das auf seinem Hauptmarkt Schweiz mit Umsatzrückgängen zu kämpfen hat, neue Wachstumsmöglichkeiten. Dieser Ansicht sind auch die Analysten von Morgan Stanley, die ihre Kaufempfehlung aussprechen und das Kursziel von 650 auf 750 Franken erhöhen - damit würde das bisherige Allzeithoch vom Dezember 1999 bei 627 Franken in den Schatten gestellt. Das impliziert ein Aufwärtspotenzial von 40 Prozent. Die US-Bank erwartet eine stärkere Gewinnsteigerung als erwartet.

Die Bank Julius Bär ist nicht ganz so bullish, zeigt sich jedoch insgesamt positiv. Vor einer Woche haben sie ihr Kursziel von 500 auf 550 Franken angehoben, die Einstufung jedoch auf "Hold" belassen. Sie weisen allerdings darauf hin, dass Umsatzrückgänge einen Teil der Fusionssynergien zunichtemachen könnten, wenn sich der italienische Mobilfunkmarkt nicht erholt. Am Markt wird zudem berichtet, dass dieser Expansionsschritt die Forderungen nach Privatisierung neu entfachen könnte. Das sorgt für reichlich Fantasie, so die Händler.

Bevorstehende Dividendenausschüttung

Ein weiterer Grund für den Anstieg der Aktie liegt in der bevorstehenden Dividendenausschüttung am 4. April. Die derzeitige Ausschüttungsrendite beträgt 4,1 Prozent, 22 Franken pro Aktie. In der Zeit von 1998 bis 2023 hat Swisscom jährlich eine durchschnittliche Dividende von 18,56 Franken pro Namenaktie ausgeschüttet. Die Dividende wird voraussichtlich von den Aktionären auf der Generalversammlung am 27. März genehmigt. Laut der Swisscom-Website ist der letzte Handelstag mit Dividendenberechtigung der 28. März. Spätestens dann sollte man Swisscom-Aktien kaufen, um in den Genuss der Ausschüttung zu kommen.

Um die Gemüter in Bern wegen der Vodafone-Übernahme zu beruhigen, plant die Swisscom ab 2026 eine Dividendenerhöhung auf 26 Franken. In den folgenden Jahren sollen sogar noch höhere Ausschüttungen möglich sein. Die Analysten der Berenberg Bank äusseren sich diesbezüglich eher vorsichtig. Für sie ist es schwer nachvollziehbar, warum der Telekommunikationsanbieter vom Heimmarkt abweicht und ausgerechnet in den hart umkämpften italienischen Markt diversifiziert. Die Analysten stützen ihre Bedenken mit beeindruckenden Zahlen. Statistiken zeigen nämlich, dass der branchenweite Cash Flow in Italien von jährlich 5,6 Milliarden Euro auf zuletzt nur noch 800 Millionen Euro gesunken ist.

Aufgrund fehlender konkreter Mittelfristziele für das Italien-Geschäft, die den zukünftigen Ausschüttungsplänen mehr Glaubwürdigkeit verleihen würden, betrachtet die Berenberg Bank die angekündigten Dividendenerhöhungen skeptisch. Sie halten sogar Dividendenkürzungen für möglich, was aus heutiger Sicht schon ein schwerer Schlag wäre. Es ist erwähnenswert, dass die Aktien der Swisscom bei der Berenberg Bank weiterhin mit "Hold" und einem Kursziel von 503 Franken eingestuft werden.

Mit dieser vorsichtigen Haltung ist Berenberg auch nicht allein: Die von Bloomberg befragten Analysten empfehlen nur in relativer Mehrheit den Kauf der Aktie - sieben “Buys” stehen sechs “Holds” und fünf “Sells” gegenüber. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 553 Franken, was nur ein Aufwärtspotenzial von 3 Prozent impliziert.

Mit Material der Nachrichtenagentur AWP.

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