Die historische Entscheidung für den Spin-Off von Daimler Truck, die Daimler-Chef Ola Kallenius Anfang des Monats bekanntgab, bedeutet das Ende einer Konzernstruktur, das viele Investoren sich schon lange gewünscht hatten. Demnächst als Mercedes-Benz firmierend will der Hersteller mit neuen Elektrofahrzeugen und aufgefrischter S- und C-Klasse sein Profil schärfen, sagten Kallenius und Finanzvorstand Harald Wilhelm in einem gemeinsamen Interview.

“Wir werden die Kurve steiler machen”, so Kallenius zu Daimlers Anstrengungen die Gewinnmarge zu verbessern. Der Massstab sind nun die Bewertungen von Luxusherstellern und Technologiefirmen, die zeigen, dass “der Markt viel Potenzial hat und es nun an uns liegt, das umzusetzen”, sagte er.

Zwei Produzenten mit Mini-Absatz

Kallenius und Wilhelm sprachen nicht aus, auf wen sie anspielen, aber in der Branche sind es vor allem zwei Produzenten mit Mini-Absatz, die neidisch beäugt werden: Tesla, das letztes Jahr eine halbe Million Autos ausgeliefert hat, aber an der Börse 783 Milliarden US-Dollar (645 Milliarden Euro) wert ist, und Ferrari, das es mit gerade mal 9'100 Flitzern im Jahr auf einen Börsenwert von 33 Milliarden Euro bringt.

Mercedes hingegen verkaufte letztes Jahr mehr als 2,16 Millionen Autos, hat aber nur eine Marktkapitalisierung von 69,2 Milliarden Euro.

Im Vergleich mit Tesla, inzwischen der Autohersteller mit dem bei weitem höchsten Börsenwert, zeigt sich auch, dass Mercedes nach wie vor mit dem Trend zum Elektroauto kämpft. Das EQC-SUV der Stuttgarter hatte einen holpriger Start. Der kompakte EQA wurde erst kürzlich vorgestellt und in diesem Jahr soll ein vollelektrisches Schwestermodell der S-Klasse namens EQS folgen.

Weltweit grösster Hersteller

Die Lkw-Sparte von Daimler, der weltweit grösste Hersteller von Lastfahrzeugen, ist laut Kallenius “ein gesundes Geschäft”. Allerdings räumte er ein, dass die europäischen und brasilianischen Einheiten noch “Potenzial haben, ihre Performance zu verbessern”. Die Sparte macht den grössten Teil ihrer Gewinne inm Nordamerika; sie ist weniger profitabel als die Konkurrenten Volvo oder der Spezialist Paccar.

Finanzvorstand Wilhelm rechnet bei Daimler Trucks mit einer “breiten Aktionärsbasis und einem erheblichen Anteil angelsächsischer Investoren”.

Kommentare zur Abspaltung von Daimler-Hauptaktionären wie dem chinesischen Milliardär Li Shufu, der Kuwait Investment Authority oder BAIC Motor Group wollten Kallenius und Wilhelm nicht diskutieren. “Unsere Grossaktionäre unterstützen unseren Plan. Egal wo sie sitzen”, sagte Kallenius lediglich.

(Bloomberg)