Das bereinigte Betriebsergebnis soll erneut bei 2,7 Milliarden Euro landen, dem drittbesten der Firmengeschichte. «Die Lufthansa Group hat ihre finanzielle Stärke zurückgewonnen», erklärte Konzernchef Carsten Spohr am Donnerstag. Das komme auch den Beschäftigten mit überdurchschnittlichen Tariferhöhungen und den Aktionären mit der ersten Dividende seit 2019 zugute. Bei weiter steigender Nachfrage nach Flügen und mehr Angebot sollen die Ticketpreise stabil gehalten werden. Höhere Kosten für Personal und Treibstoff bremsen aber das weitere Gewinnwachstum. Im vorbörslichen Handel lagen die Aktien rund drei Prozent im Plus.

Das liegt auch an den Streiks, die nach früheren Angaben pro Tag mit Flugausfällen 20 bis 30 Millionen Euro kosten. Der saisonale Verlust im ersten Quartal werde unter anderem deshalb höher ausfallen als im Vorjahr, erklärte der MDax-Konzern. Die Gewerkschaft Verdi hat für Donnerstag das Bodenpersonal erneut zum Ausstand aufgerufen, die Flugbegleiter der Hauptairline Lufthansa könnten in Kürze ebenfalls streiken. Rund 100.000 Fluggäste am Tag mussten bei Streiktagen zuletzt ihre Reisepläne ändern. «Die kompromisslosen Streiks der Gewerkschaft Verdi schaden unseren Gästen, dem Unternehmen und letztlich den Mitarbeitenden», erklärte Personalvorstand Michael Niggemann. Die Airline stehe unter hohem Konkurrenzdruck und brauche wettbewerbsfähige Arbeitskosten, um investieren zu können.

Grosse Reiselust und gestiegene Ticketpreise bescherten der Lufthansa 2023 einen Gewinnsprung: Das bereinigte Betriebsergebnis schnellte um 76 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro und traf damit die Erwartung von Analysten. Der Umsatz legte um 15 Prozent auf 35,4 Milliarden Euro zu, da die Airlines der Gruppe mit mehr als 120 Millionen Fluggästen ein Fünftel mehr Kunden beförderten. Unter dem Strich verdiente die Lufthansa knapp 1,7 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie in dem noch von der Corona-Krise betroffenen Vorjahr. Die Aktionäre erhalten mit 30 Cent je Anteilsschein erstmals seit 2019 wieder eine Dividende.

Renditeziel verschoben

Die Rendite verbesserte sich im vergangenen Jahr um zweieinhalb Prozentpunkte auf 7,6 Prozent und näherte sich der bislang für dieses Jahr angepeilten Marke von acht Prozent. An diesem Ziel hält die Lufthansa fest, stellt es aber nicht mehr explizit für 2024 in Aussicht. Da der Umsatz bei gleichbleibendem Betriebsgewinn deutlich steigen soll, würde die Marge sinken.

Die angebotene Sitzplatzkapazität soll in diesem Jahr auf 94 von 84 Prozent des Volumens von 2019 steigen, während andere Airlines das Vorkrisenniveau schon übertreffen. Die Lufthansa bremst bewusst, um für einen reibungslosen Ablauf im Flugbetrieb zu sorgen, bei dem es noch immer wegen Personalmangels hakt. «In diesem Jahr wollen wir nun endlich auch wieder die Zufriedenheit unserer Gäste auf ein Premium-Niveau bringen», erklärte Spohr. «Daher investieren wir die Rekordsumme von 4,5 Milliarden Euro in neue Flugzeuge, in unsere Kabinenausstattungen, Lounges, Bodenprozesse sowie in persönliche und digitale Services.» Allein in diesem Jahr werden mindestens 30 neue Flugzeuge eingeflottet, so viel wie nie.

In dem Luftfahrtkonzern läuft es derzeit an mehreren Stellen nicht rund, auch wenn das Unternehmen zuversichtlich auf eine starke Hauptsaison im Sommer blickt. Nicht nur bei der Lufthansa und den Tochterairlines Discover, Brussels Airlines und Austrian Airlines kommt es zu Arbeitsniederlegungen für deutlich steigende Löhne. Auch an den Flughäfen steigen die Kosten für das dringend gebrauchte Personal. Mitten in der schwierigen Gemengelage stellt sich der Vorstand unter Konzernchef Carsten Spohr neu auf, da vier von sechs Managern auf einen Schlag gehen. So wird Finanzchef Remco Steenbergen nach gerade drei Jahren das letzte Mal die Jahresbilanz vorstellen, ehe er im Juli zum Schweizer Pharmakonzern Sandoz wechselt.

(Reuters)