Meilensammeln ist so beliebt wie einfach: Karte bestellen, beim Buchen eines Fluges die Mitgliedernummer angeben, und schon häufen sich die Punkte auf dem Meilenkonto an. Zur Belohnung winken beispielsweise günstige Flüge oder gar Freiflüge. Aber da fängt der Ärger für viele schon an.

Zum einen werden die Airlines seit Jahren geiziger mit der Meilenvergabe. Zuletzt sorgte im März das Lufthansa-Programm Miles & More, zu dem auch die Swiss gehört, für entnervte Reaktionen: Gutschriften für Flüge wurden deutlich zusammengestrichen. Danach klagten viele Passagiere über fehlerhafte Berechnungen. "Miles & Less" gewissermassen.

Frust erleben aber auch solche Passagiere, die Meilen gegen Flüge eintauschen wollen. In Erfahrungsberichten liest man aber auch immer wieder, wie kompliziert das Einlösen von Meilen sei.

 

Tatsache ist: Wer nur gelegentlich auf Europastrecken reist, kommt mit Meilen selten auf einen grünen Zweig. Miles & More gewährt beispielsweise für einen Flug von Zürich nach Paris 480 Meilen. Für einen Freiflug auf derselben Strecke (einfach) braucht es 17'500 Meilen. Zumal Prämien für Gratisflüge einzusetzen verschiedenen Beschränkungen und Ausnahmen unterliegt.

Die begehrten Upgrades

Häufig ist es auch so, dass Flughafengebühren, Treibstoffzuschläge, Steuern und sonstige Aufschläge trotzdem bezahlt werden müssen. Immerhin: Wenn ein Kursstreckenflug pro Person 120 Franken und nicht 360 Franken kostet, ist das Angebot natürlich nach wie vor noch attraktiv.

Manche Passagiere haben es aber nicht auf Gratisflüge, sondern etwas ganz anderes abgesehen: Upgrades. Vor allem auf Langstrecken ist der Bequemlichkeits-Unterschied zwischen der immer enger bestuhlten Economy-Klasse und dem Business-Abteil mit den luxuriösen, zum Bett verstellbaren Sitzen beträchtlich. Business-Class-Flüge kosten regulär aber auch das drei- oder vierfache eines Tickets in der Economy. Daher sind Upgrades so beliebt.

Aber auch hier gibt es Tücken, wenn man, wie das die meisten Reisenden tun, online bucht. Für ein Upgrade muss zunächst die nächsttiefere Klasse regulär und gegen Bezahlung gebucht werden. Erst dann kann gegen Meilen die höhere Kategorie gebucht werden. Passagieren kann es dann passieren, dass keine Plätze mehr verfügbar sind oder das Uprade aus anderen Gründen verwehrt wird.

Es gibt viele Buchungskategorien

Bei Airlines besteht ein nicht einfach zu verstehendes System mit unterschiedlichen Buchungsklassen. Economy, Business oder First sind jeweils in mehrere Tarifkategorien unterteilt. Für Economy beispielsweise wird häufig der Code Y verwendet. Je nach Airline gibt es aber zehn oder mehr weitere Buchstaben-Codes. H oder Q stehen etwa für reduzierte Economy-Angebote, die nicht upgrade-fähig sind.

Die Codes sind bei den Airlines nicht einheitlich, gleichzeitig sind die Gesellschaften auf ihren Websites nicht transparent, welche Codes sie verwenden. Mit etwas Geduld und Glück kann man Buchungsklassen bei Airlines mit einer Internetsuche finden. Beispielsweise hier.

Vor allem braucht es für eine Heraufklassierung auf der Langstrecke richtig viele Meilen: Wer beispielsweise – für einen Weg – in der Business Class mit der Swiss nach Singapur fliegen will, braucht dafür 67'000 Meilen, zusätzlich zum Economy-Tarif, den man regulär bezahlen muss. Für einen Freiflug im "mittleren" Teil des Flugzeugs bräuchte es gar 135'000 Meilen.

Meilen-Kreditkarten bedeuten Gebühren

Und wie kommt man zu so vielen Meilen? Nicht nur bei Flug- oder Hotelbuchungen gibt es Meilen, auch mit Kreditkarten oder Bonuskarten etwa im Detailhandel kann man Punkte sammeln, die gegen Meilen eingetauscht werden können. Wer dies sehr konsequent macht, kann sein Meilenkonto tatsächlich beträchtlich aufpolstern.

Wer regelmässig die Kreditkarte wechselt, kann zudem mit etwas Geschick viele Willkommensmeilen sammeln. Allerdings: Meilen-Kreditkarten und deren Benefits erkauft man sich in der Regel mit deutlich erhöhten Gebühren bei der Bank (cash berichtete). Auch dann ist natürlich folgende Überlegung im Raum: 220 Franken Jahresgebühr wie beispielsweise bei einer "Miles & More Mastercard Gold" rechnen sich, wenn man mit Flugmeilen hunderte von Franken spart.

Vielflieger im Vorteil

Einen wirklichen Vorteil bei Meilensammeln haben natürlich Vielflieger. Und das sind vor allem jene, die beruflich reisen. Manche Firmen sind grosszügig und lassen ihre Mitarbeiter beruflich erworbene Prämienmeilen privat einlösen. In Zeiten erhöhter Compliance und zumindest versuchter grösserer Transparenz verbieten dies aber auch einige Arbeitgeber. Meilen müssen dann für berufliche Reisen verwendet werden.

Wem das unübersichtliche Geflecht von Frei- und Upgradeflügen, Buchungklassen und Spezialregeln bei Miles & More und anderen Sammelsystemen zu kompliziert ist, kann Meilen auch in den Meilenshops einlösen. Von einigen Flaschen guten Bordeaux‘ über Kopfhöher, Taschen im Ethno-Look bis zu Fliegeruhren gibt es alles Mögliche. Wer Meilen für Flüge statt Sachwerte einsetzt, erhält, im Sinne eines finanziellen Vorteils, in der Regel aber mehr.

Doch generell gilt für alle Airlines, Meilensysteme und Luftallianzen: Punkte sammeln ist einfacher als Punkte einlösen.