Der Monat März war erst wenige Tage alt, als Meyer Burger erneut die diesjährigen Produktionsziele kassierte. Die Börse reagierte damals ungehalten und strafte die zuvor beliebte Aktie an diesem Tag mit einem Minus von 14 Prozent auf knapp 60 Rappen ab. Zuletzt war die Aktie sogar für weniger als 50 Rappen zu haben.

Das kommt nicht von ungefähr, befinden sich die Aktionärinnen und Aktionäre seit der Reduktion der Produktionsziele doch quasi im Blindflug, was die diesjährige Umsatz- und Gewinnentwicklung anbetrifft.

Wer sich anlässlich der Jahresergebnisveröffentlichung wertvolle Anhaltspunkte erhofft hat, wird allerdings enttäuscht. Das Solarunternehmen macht am Donnerstag nur qualitative und keine quantitativen Aussagen zum laufenden Jahr. Bekannt ist soweit bloss, dass Module mit einer Gesamtleistung von 800 Megawatt (zuvor 1 bis 1,2 Gigawatt) vom Band rollen sollen. Keine Erwähnung in der Medienmitteilung mehr findet die Aussage von Anfang März, wonach mit einem ausgeglichenen operativen Ergebnis zu rechnen sei.

Auch das letztjährige Ergebnis bietet kaum Orientierungshilfe. Mit 147,2 Millionen Franken liegt der Umsatz weit unter den durchschnittlich von Analysten erwarteten 158,7 Millionen Franken. Auf Stufe EBITDA resultiert ein Verlust in Höhe von 34,6 Millionen Franken. Analysten waren von einem Fehlbetrag von 42,6 Millionen Franken ausgegangen.

Vorwiegend versöhnliche Analystenkommentare

Nicht zuletzt der hohen Kostendisziplin ist es zu verdanken, dass die Meyer-Burger-Aktie zur Stunde 14 Prozent auf knapp 57 Rappen gewinnt.

Wie die Zürcher Kantonalbank (ZKB) schreibt, konnte der Umsatz die bankeigenen Erwartungen im vergangenen Jahr nicht erfüllen. Hingegen seien die Rentabilitätskennzahlen klar darüber ausgefallen. Die ZKB beurteilt gleich mehrere in der Medienmitteilung gemachte Aussagen als positiv, darunter etwa die Möglichkeit zum zusätzlichen Kapazitätsausbau in den USA sowie zwei neue Abnahmeverträge. Sollte der Antrag beim EU Innovation Fund für Fördergelder durchkommen, könnte dies den Kapazitätsausbau in Europa deutlich beschleunigen. Die Zürcher Bank bestätigt deshalb ihr Anlageurteil "Übergewichten".

Die UBS gewinnt den Informationen in der Medienmitteilung ebenfalls vorwiegend positive Aspekte ab. Die Grossbank begrüsst, dass die Rentabilitätsentwicklung im vergangenen Jahr trotz dem tiefer als erwartet ausgefallenen Umsatz unter Kontrolle zu sein scheint. Ausserdem streicht sie die ermutigenden Aussagen zum Kapazitätsauf- und -ausbau sowie die neuen Vertriebsvereinbarungen hervor. Die UBS stuft die Aktie wie bis anhin mit "Neutral" ein.

Ähnlich verhält es sich beim Kommentar von Mirabaud Securities. Auch für die Genfer Privatbank scheint der wenig konkrete Ausblick kein Problem darzustellen. Sie beurteilt die zukunftsgerichteten Aussagen positiv, selbst wenn diese wenig konkret daherkommen. Mirabaud Securities fühlt sich deshalb in der Kaufempfehlung für die Aktie bestärkt.

Etwas zurückhaltender gibt man sich in einem Kommentar aus dem Aktienhandel der Credit Suisse. Darin wird zumindest die Reduktion des operativen Verlusts im Zuge höherer Umsätze gelobt. Der Produktionsaufbau und die dadurch höheren Personalausgaben würden im ersten Moment allerdings auf die Gewinnentwicklung drücken, wie es weiter heisst. Das Anlageurteil für die Aktie lautet wie bis anhin "Hold".

Ziehen nach BNP Paribas weitere Banken die Reissleine?

Erste Analysten hatten schon im Anschluss an die Kürzung der Produktionsziele den Korrekturstift bei ihren Umsatz- und Gewinnerwartungen angesetzt. Unter ihnen ist jener der französischen BNP Paribas. Er strich nicht nur seine Gewinnschätzungen um durchschnittlich 24 Prozent zusammen, er senkte auch sein Anlageurteil für die Meyer-Burger-Aktie von "Outperform" auf "Neutral" (der cash Insider berichtete).

Viele andere Berufskollegen wollten zuerst die Veröffentlichung des Jahresergebnisses und der Finanzziele abwarten, bevor sie bei ihren Bewertungsmodellen Anpassungen vornehmen. Angesichts fehlender Informationen zur diesjährigen Geschäftsentwicklung scheint das jedoch fast unmöglich. Beobachter fragen sich deshalb, ob nach BNP Paribas nun weitere Banken das Handtuch auf ihren Kaufempfehlungen werfen.