Die Aktionärinnen und Aktionäre von Stadler Rail durchleben seit Tagen ein Wechselbad der Gefühle. Wurde die Aktie des Zugbauers in den letzten Tagen für die Produktionsstätte in Weissrussland mit Kursverlusten von mehr als sieben Prozent abgestraft (cash berichtete), wartet das Unternehmen nun mit ziemlich erfreulichen Neuigkeiten auf: Der Verwaltungsgerichtshof in Wien macht den Weg für den mit drei Milliarden Euro dotierten Grossauftrag der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) frei.
Unsicherheitsfaktor fällt weg
Zur Erinnerung: Im Herbst letzten Jahres hatte das österreichische Bundesverwaltungsgericht eine Einsprache des Rivalen Alstom wegen eines Formfehlers gutgeheissen und den Zuschlag an Stadler Rail für nichtig erklärt. Der Verwaltungsgerichtshof kippt dieses Urteil nun zugunsten der Thurgauer.
Beobachter zeigen sich erfreut über diesen Entscheid, fällt damit doch ein nicht ganz unbeträchtlicher Unsicherheitsfaktor weg. Und nichts scheue die Börse bekanntlich mehr als die Ungewissheit. Ausserdem hätte ein Negativentscheid des Verwaltungsgerichtshofs in Wien eine langwierige Neuausschreibung des Auftrags durch die ÖBB zur Folge gehabt. Es sei dies deshalb in wichtiger Sieg und ein guter Tag für Stadler-Rail-Patron Peter Spuhler, wie es weiter heisst.
Für Vontobel geht nach der überraschenden Einsprache durch Alstom eine beruhigende Wirkung von den jetzigen Neuigkeiten aus. Der Grossauftrag stärke den auf rund 14 Milliarden Franken geschätzten Auftragsbestand weiter. Für die Grossbank sticht Stadler Rail in Sachen Wettbewerbsfähigkeit und Ruf positiv heraus. Sie rät deshalb mit einem Kursziel von 53 Franken zum Kauf der Aktie.
Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, kann die ÖBB nun, da der Zuschlag rechtskräftig ist, mit Abrufen beginnen. Ihres Erachtens dürfte nach den Wirren im letzten Herbst nun Ruhe rund um Stadler Rail einkehren. Sie ist jedoch vorsichtiger als Vontobel und bestätigt ihr "Marktgewichten" lautendes Anlageurteil.
Aktie hält sich seit Jahresbeginn ziemlich wacker
Auch Mirabaud Securities begrüsst die Neuigkeiten und sieht sich vom Umfang des Grossauftrags in ihrer positiven Einschätzung der Aktie bestärkt. Ausserdem hält die Genfer Privatbank fest, dass der Zugbauer momentan an keinen Aufträgen aus der Ukraine oder Russland arbeite und zumindest in diesem Zusammenhang keine Verluste zu befürchten sind. Mirabaud Securities stuft die Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 50 Franken ein.
An der Börse sieht man es ähnlich, gewinnt die Stadler-Rail-Aktie nach einem Vorstoss bis auf 40,26 Franken zur Stunde doch immer noch 1,8 Prozent auf 39,42 Franken. Die Tageshöchstkurse liegen gar bei 40,26 Franken. Dies, nachdem der Aktienkurs des Zugbauers noch tags zuvor auf 37,90 Franken und damit unter den seinerzeitigen Ausgabepreis aus dem Börsengang von Mitte April 2019 von 38 Franken gefallen war.