Der breite US-Aktienindex S&P 500 hat angesichts steigender Zinsen, der hohen Inflation und der konjunkturellen Eintrübung seit Jahresbeginn 23 Prozent verloren. Für den Technologieindex Nasdaq 100 geht es 32 Prozent in die Tiefe. Bei den Kryptowerten ist der Abverkauf noch deutlicher: Beim Bitcoin summiert sich das Kursminus auf 57 Prozent. Doch auch Anleihen bieten aufgrund steigender Renditen keinen Schutz. In diesem Marktumfeld empfehlen immer mehr Analysten der Wall Street, sich einem anderen Anlage-Instrument zuzuwenden: Dividenden.

Dividendenaktien werden in Rezessionen immer attraktiver, da sie den Anlegern ein stetiges Einkommen bieten - und Aktien mit kontinuierlich wachsenden Dividenden können auch als Absicherung gegen die Inflation dienen. Während Anlegerinnen und Anleger Dividendenaktien einzeln kaufen können, bieten ETF (Exchange Traded Funds) nicht nur ein Engagement in diesem Bereich, sondern auch eine Diversifizierung. Das Investment in ETF reduziert die Volatilität eines jeden Portfolios. 

Ben Johnson, Leiter der globalen ETF-Forschung beim Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar, hat drei "ausgezeichnete" dividendenorientierte ETF identifiziert, die Anlegerinnen und Anleger in Betracht ziehen sollten: "Das Trio hat einige gemeinsame Merkmale: Sie sind alle kostengünstig. Sie bilden vernünftig konstruierte Indizes ab, die entweder auf eine Maximierung der Dividendenbeständigkeit oder der Dividendenrendite abzielen oder versuchen, beides miteinander zu vereinbaren", erklärte er.

Mit diesem ETF vermeiden Anlegerinnen und Anleger Wertfallen

Der "Vanguard Dividend Appreciation ETF (VIG)" hat mit einem Kursminus von 19 Prozent den Gesamtmarkt gemessen am S&P 500 seit Jahresbeginn um 4 Prozentpunkte übertroffen. Die Dividendenrendite liegt bei 1,8 Prozent. Die Kostenquote beträgt 0,06 Prozent.

Der ETF berücksichtigt nur US-Aktien, die ihre Dividende in jedem der letzten 10 Jahre erhöht haben. Um potenzielle Wertfallen - Unternehmen, die trotz schlechtem Geschäftsgang hohe Beträge ausschütten - zu umgehen, verzichtet der Fonds auf die obersten 25 Prozent der Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen. Die verbleibenden Unternehmen werden dann nach ihrer Marktkapitalisierung gewichtet.

"Das Screening nach dauerhaften, wachsenden Dividenden führt zu einem robusten Portfolio mit Branchentitanen wie Microsoft, UnitedHealth Group und Johnson & Johnson", erklärt Johnson. "Die Stabilität der Unternehmen, in die der Fonds investiert, bedeutet, dass er sich in schwierigen Märkten besser behaupten kann und in Aufschwungphasen aber zurückbleibt."

Fokus auf grosszügigen US-Dividendenzahlern

Der zweite ETF auf Johnsons Liste ist der "Schwab US Dividend Equity ETF (SCHD)". Dieser bildet einen Benchmark-Index von Aktien ab, die nicht nur in den letzten zehn Jahren Dividenden gezahlt haben, sondern auch das Potenzial haben, weiterhin Zahlungen zu leisten. Der ETF hat seit dem Jahresbeginn 13 Prozent an Wert eingebüsst, bietet eine Dividendenrendite von 3,1 Prozent und hat eine Kostenquote von 0,06.

Der ETF bevorzugt Aktien mit höheren Dividendenrenditen. Dies berge auch Risiken, da Aktien mit hohen Renditen manchmal mit unerwünschten Eigenschaften wie sich verschlechternden Fundamentaldaten oder gedrückten Aktienkursen einhergehen, erklärte Johnson.

"Glücklicherweise halten die fundamentalen Anforderungen des Fonds ihn von Problemen fern", sagte er. "Der Fonds hat eine wertorientierte Ausrichtung, die sich in den letzten Monaten als Segen für die Anleger erwiesen hat, da die Märkte eingebrochen sind und sich Wertaktien als relativ widerstandsfähig erwiesen haben."

International von hohen Dividenden profitieren

Der "Vanguard International High Dividend Yield Index (VYMI)" bietet Anlegerinnen und Anleger eine internationale Diversifizierung zusammen mit einer hohen Dividendenausschüttung von 3,5 Prozent. Hinsichtlich der Kursentwicklung sticht der ETF mit einem diesjährigen Minus von 10 Prozent die obigen zwei ETF aus, ist aber hinsichtlich Kostenquote mit 0,22 Prozent am teuersten.

"Der VYMI bietet ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aktien mit hohen Dividendenrenditen und einer Minimierung der damit verbundenen Risiken. Dies gelingt, indem der Fonds sich auf grössere, stabilere Unternehmen konzentriert, die einen gewissen Schutz vor Kursverlusten bieten sollten", erklärte Johnson. Er verwies dabei grosse und profitable Unternehmen wie Roche, Toyota oder Shell.

"Durch die Aufnahme der Hälfte des dividendenzahlenden Universums in das Portfolio werden aktienspezifische Risiken diversifiziert und die Auswirkungen notleidender Unternehmen begrenzt", erklärte er. Der ETF gewichtet die Bestandteile auch nach ihrer Marktkapitalisierung. Ein Ansatz, der grösseren und stabileren Unternehmen mehr Gewicht gibt. Gerade diese sollten auch in einer Konjunktureintrübung weiterhin in der Lage sein, Dividendenzahlungen zu leisten.

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