In diesen Tagen setzt eine Impfstoff-Aktie, die bereits Ende 2020 erstmals auf dem Radar von Anlegern erschien, zu einer erneuten Kursrally an. Ocugen ist ein US-Biopharma-Unternehmen, das bisher vor allem an Medikamenten gegen degenerative Erkrankungen forschte. Doch seit dem letzten Dezember ist man auch im Geschäft mit Corona-Impfstoffen dabei. Der indische Vakzin-Hersteller Bharat Biotech ging mit Ocugen eine Partnerschaft ein, um Unterstützung in den klinischen Studien seines Impfstoffs Covaxin zu erhalten. Ausserdem erhoffen sich die Inder, das Mittel durch die Kooperation besser auf dem US-Markt vermarkten zu können. 

In Indien hatte der Impfstoff bereits Anfang Januar eine Notfallzulassung erhalten und ist damit eines von drei Vakzinen, welches im Land aktuell zugelassen ist. Ebenfalls verabreicht dürfen der Astrazeneca-Impfstoff sowie das russischen Mittel Sputnik V.

Die Aktie von Ocugen hat bereits eine Turbo-Rally hinter sich. Nachdem die Partnerschaft mit Bharat Biotech Ende Dezember bekannt gegeben worden war, sprangen die Titel von 0,3 Dollar auf rund 3 Dollar hoch. Im Laufe des Februars setzte sich die Rally infolge positiver Daten zur Wirksamkeit des Impfstoffs fort und die Aktie schoss im Februar bis auf 18 Dollar in der Spitze in die Höhe. 

Kursentwicklung der Ocugen-Aktie in den letzten zwölf Monaten, Quelle: cash.ch. 

Seitdem hat die Aktie zwischenzeitlich jedoch viel Luft herausgelassen. In den letzten Monaten ging es langsam, aber stetig bergab. Die Titel korrigierten zuletzt bis auf unter 6 Dollar. Doch seit letzter Woche bekommt die Aktie so etwas wie die “zweite Luft”. Allein in den letzten drei Handelstagen legte der Kurs um fast 80 Prozent zu auf knapp 10 Dollar.

Auch im vorbörslichen Handel vom Montag notiert die Aktie knapp 20 Prozent im Plus. Grund sind neueste Studienergebnisse, die darauf hindeuten, dass der Covaxin-Impfstoff einen deutlich besseren Schutz vor mutierten Coronaviren leisten kann als andere Vakzine. 

Vor allem gegen die aggressive indische Mutation (B.1.617), die Indien derzeit heimsucht und die Ansteckungen im Land nach oben schiessen lässt, könnte Covaxin wirksam sein. Darauf deuten die neuesten Studienergebnisse hin. Daneben zeigt der Impfstoff laut Studie eine 78-prozentige Wirksamkeit gegen leichte bis mittelschwere Infektionen sowie eine 100-prozentige Wirksamkeit gegen schwere Corona-Fälle. 

Aktie noch ein Kauf? 

Sollten sich die positiven Studiendaten bewahrheiten und insbesondere gegen die aggressive indische Virus-Variante helfen, wäre das tatsächlich ein Erfolg. Laut eines Analystenberichts von CMC Markets stehen Ocugen 45 Prozent des Erlöses mit Covaxin zu, Bharat Biotech streicht die restlichen 55 Prozent ein. Das Vakzin hat in seinem grossen Heimatmarkt Indien sowie in einzelnen Staaten wie Guatemala oder Venezuela bereits eine Notfallzulassung. Wichtig dürfte aber der Ausgang der Gespräche mit der US-Arzneimittelbehörde FDA sein. Auch darauf scheinen Anleger derzeit zu setzen.  

Trotzdem sollten Anleger, die jetzt noch auf den Zug aufspringen wollen, gewarnt sein. Der Kurs der Ocugen-Aktie dürfte zu nahezu 100 Prozent an den Erfolg des Covaxin-Impfstoffs geknüpft sein. In der Marktkapitalisierung, die mittlerweile fast zwei Milliarden Dollar beträgt, steckt eine geballte Ladung an Umsatz-Erwartungen mit dem Vakzin. Sollte es zu Enttäuschungen kommen, etwa durch eine Ablehnung der US-Behörden oder eine doch geringere Wirksamkeit bei der indischen Mutante, kann das eingesetzte Geld ganz schnell weg sein. Die Möglichkeit eines Totalverlustes ist ein Szenario, welches Anlegerinnen und Anleger in Betracht nehmen müssen.

Hinzu kommt, dass das Unternehmen immer wieder Kapitalerhöhungen durchführen muss, was den Aktienkurs verwässern kann. Erst letzte Woche hatte Ocugen gemeldet, neue Aktien auszugeben. Man wolle zehn Millionen Aktien an institutionelle Investoren für je 10 Dollar verkaufen, so die Meldung. Aktuell notiert die Aktie bei 9,60 Dollar.