Der US-Aktienmarkt hat in der zweiten Jahreshälfte nachgegeben und damit einen Teil der Gewinne wieder eingebüsst, die von den als "magnificent seven" bezeichneten Mega-Cap-Tech-Unternehmen Apple, Nvidia, Alphabet, Meta, Amazon, Tesla und Microsoft zuvor ausschliesslich erzielt wurden.

Im Juli hatte sich der Rückenwind der sieben Aktien verflüchtigt, so Dave Sekera, Chefstratege für den US-Markt bei Morningstar. Die meisten dieser Aktien haben jetzt nur noch drei oder vier von fünf möglichen Sternen, fügte er hinzu. Das Morningstar-Rating wird in Form von einem bis fünf Sternen vergeben, wobei fünf Sterne für das beste Rating stehen. Die Aktualisierung der Ratings erfolgt auf monatlicher Basis.

Value-Aktien mit den besten Chancen

Die besten Chancen bieten heute Value-Aktien, die derzeit mit einem Abschlag von bis zu 22 Prozent gegenüber dem fairen Wert gehandelt werden, so Sekera. Das sei stärker als bei Aktien mit einer Mischung aus Value und Growth, die nur mit einem Abschlag von 8 Prozent auf den fairen Marktwert aufweisen. Dies berichtet die Finanznachrichtenplattform Markets Insider.

Morningstar schätzt den fairen Wert auf der Grundlage von Prognosen über die künftigen Cashflows eines Unternehmens und die Vorhersehbarkeit dieser Geldflüsse. Als die Renditen während der Nullzinsphase noch viel niedriger waren, wendeten sich die Anleger Dividendenaktien als Ersatz für festverzinsliche Wertpapiere zu, sagte der Chefstratege von Morningstar. Mit dem Anstieg der Renditen und Zinssätze verliessen viele Anlegerinnen und Anleger diese Aktien und wandten sich den risikofreien Renditen von Staatsanleihen zu. Das führte zu einem Ausverkauf bei den Valoren der Dividendenzahler.

Ein spezieller Sektor in diesem Bereich sind die Versorger, die im August und September durch den Anstieg der Zinssätze unter Druck gerieten, sagte er. Tatsächlich sind seit Jahresbeginn viele Versorgeraktien stärker gefallen als selbst langlaufende Anleihen. Die Versorgeraktien haben sich im Oktober dann doch stabilisiert und ihre Fundamentaldaten sind so stark wie eh und je, so Sekera weiter. Das Interessante an Versorgertiteln ist, dass sie sehr stabil sind, weil die Nachfrage nach Strom unelastisch ist. Und der Sektor relativ hohe Dividenden anbietet. 

Durchschnittlicher Abschlag von 15 Prozent

Im Gegensatz zu Anleihen, die einen festen Zinssatz für ihre Laufzeit haben, wird bei Aktien aus dem Versorger-Sektor erwartet, dass die Ausschüttungen im Laufe der Zeit steigen werden. Zum fairen Wert dürften die Kurse von Versorgeraktien je nach Unternehmen jährlich um etwa 7 Prozent steigen, prognostizierte Sekera. 

Ein weiterer Vorteil ist, dass sie mit einem durchschnittlichen Abschlag von 15 Prozent auf die Fair-Value-Schätzungen gehandelt werden, wie Travis Miller, Morningstar-Stratege für Energie und Versorger, bereits im Oktober in einer Notiz feststellte. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Sektors liegt bei 16 und ist damit so niedrig wie seit der Rezession von 2008 bis 2009 nicht mehr.

Die erste Aktie in diesem Sektor, die die beste Kombination aus Wachstum, Bewertung und Rendite bietet, ist Entergy. Die von Morningstar mit fünf Sternen bewertete Aktie wird mit einem Abschlag von 23 Prozent auf den fairen Wert gehandelt und weist eine Dividendenrendite von etwa 4,6 Prozent auf. Eine weitere mit fünf Sternen bewertete Aktie ist NextEra Energy, die eine Dividendenrendite von 3,2 Prozent bietet. Mit einem Abschlag von 30 Prozent auf den fairen Wert ist sie laut Sekera die am meisten unterbewertete Versorgeraktie. 

Duke Energy wird mit einem Abschlag von 15 Prozent gehandelt und hat eine Dividendenrendite von 4,6 Prozent. Bei NiSource befindet sich der Abschlag bei 23 Prozent. Der Titel bietet eine Dividendenrendite von 4,0 Prozent. American Electric Power schliesslich wird mit einem Abschlag von 21 Prozent und einer Dividendenrendite von 4,5 Prozent gehandelt.
 

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