Einige Zahlungen kamen pünktlich. Andere mehrere Tage zu spät. Immer mehr bleiben stecken in einem Netz von Finanzintermediären, die damit kämpfen, ihre Arbeit zu tun und zugleich die Sanktionen gegen Wladimir Putin und seine Verbündeten einzuhalten.

Einen Monat nach dem Einmarsch in der Ukraine wird Anlegern allmählich klar, wie schmal der Grat ist, auf dem Russland und einige seiner grössten Unternehmen balancieren, um einen Zahlungsausfall zu verhindern. Einst ein Liebling der Schwellenländer-Investoren, lässt Russland ihnen nun keine andere Wahl, als auf ihr Geld zu hoffen.

“Je länger das so weitergeht, desto hässlicher wird es werden”, glaubt Lee Buchheit, ein Experte für Staatsanleihen, der Russland und Dutzende anderer Länder bei Umschuldungen beraten hat. “Putin hat die Russische Föderation diplomatisch, wirtschaftlich und sogar gesellschaftlich in den meisten Teilen der Welt zum Paria gemacht. Meinst du echt, dass ihn der Gedanke um den Schlaf bringt, dass er seine Auslandsschulden in Verruf bringt?”

Bislang ist es der russischen Regierung gelungen, die Kuponzahlungen für drei ihrer Eurobonds zu leisten, darunter eine, die letzte Woche fällig war - allerdings nicht ohne einige Verzögerungen. Am Freitag teilte die russische nationale Verwahrstelle mit, dass die Transaktionen mit Clearstream nicht abgewickelt werden konnten, weil ihr Konto am 24. März gesperrt wurde. Damit ist unklar, wie es mit den staatlichen Zahlungen an Bondhalter weitergeht.

Für russische Unternehmen, deren Eigentümer von den Sanktionen betroffen sind, stellt sich die Lage anders dar. Die meisten sind zahlungsfähig und -willig, stossen aber auf teilweise unüberwindliche Hindernisse. 

Severstal, der Stahlproduzent des russischen Milliardärs Alexei Mordaschow -- in Deutschland auch als Tui-Retter bekannt -- nähert sich dem Zahlungsausfall, weil die Korrespondenzbank Citigroup eine Kuponzahlung nicht ausführt. Eine Kuponzahlung des Stahlkonzerns Evraz, an dem Roman Abramowitsch einen Anteil hält, kam erst bei der Zahlstelle an, als die Societe Generale ihre Sperre aufhob. Sowohl Mordaschow als auch Abramowitsch wurden von EU und Grossbritannien mit Sanktionen belegt, nicht aber von den USA, was die Verwirrung nicht verkleinert.

Beim Erdgasriesen Gazprom und der Russischen Eisenbahn werden im März noch Zahlungen fällig.

“Die Wertvernichtung war für die Anleger immens”, sagte Anthony Kettle, ein Portfoliomanager für Schwellenländer bei BlueBay Asset Management. “Es ist eine Erinnerung an die Tail-Risk-Ereignisse, die auftreten können.”

Auslegungsfragen

Zudem werden die Sanktionen von den Intermediären entlang der Zahlungskette unterschiedlich interpretiert. Citigroup ist die Zahlstelle für etwa vier Dutzend russische Unternehmensanleihen. zeigen Bloomberg-Daten. Während einige - etwa Gazprom und Norilsk Nickel - in den letzten Tagen Kuponzahlungen geleistet haben, gerieten diese bei anderen ins Stocken. Wie bei Severstal blockierte Citigroup letzte Woche auch eine Zinszahlung der EuroChem-Gruppe von 19,25 Millionen Dollar.

Ein weiterer Fall betrifft die Suchmaschine Yandex, dem der Zahlungsausfall droht, weil seine Wandelanleihen in Aktien getauscht werden können, die wegen der Sanktionen ausgesetzt sind; das “russische Google” hat Experten angeheuert, eine Lösung zu suchen.

Die Zahlung der Kupons bringt einige Anleger dazu, bei russischen Anleihen Wertpotenzial zu orten, vor allem bei kurzen Restlaufzeiten.

“Die Bereitschaft der russischen Unternehmen und der staatlichen Stellen, Zinsen zu zahlen und zu tilgen, ist ermutigend”, sagt Persella Ioannides, Portfoliomanagerin bei MeritKapital, einem Fondsmanager für Investitionen in Schwellenländern. “Die Massnahmen der russischen Zentralbank und des Kremls zur Stützung des Rubels werden ebenfalls helfen.”

Andere sehen eher Potenzial für einen Dominoeffekt. “Investitionen in Russland machen überhaupt keinen Sinn”, meint Robert Koenigsberger, Chief Investment Officer bei Gramercy Funds Management. “Das Handelssystem bricht zusammen.”

(Bloomberg)