«Most hated Rally.» Dieser Satz wurde an der Wall Street nach dem Jahr 2009 geprägt, als die Aktienmärkte stiegen und stiegen - und dies lange Zeit niemand so richtig wahrnehmen und wahrhaben wollte. Und weil man nicht oder falsch investiert war, begannen die Leute die Rally zu hassen.
So mögen viele Investorinnen und Investoren auch dieser Tage denken. Denn seit rund zweieinhalb Monaten haben die Märkte in diesem verflixten Aktienjahr deutlich angezogen. Gleichzeitig lassen Börsenhandelsumsätze und Angaben von Banken zum Kundenverhalten darauf schliessen, dass die breite Masse kaum Aktien kaufte. Das Abseitsstehen der Anlegerinnen und Anleger ist aufgrund der teils krassen Verluste im 2022 nachvollziehbar. Aber mutige Investoren mit Langzeit-Perspektive haben die Chance ergriffen und zugekauft.
Der Dow Jones Index hat zwischen dem 30. September und dem 30. November nun über 20 Prozent zugelegt, beim Swiss Market Index sind es rund 10 Prozent. Nach einem kleinen Taucher seit Beginn des Dezembers scheinen die Börsen nun wieder neuen Schub zu erhalten. Der Dow Jones erreichte am Dienstag zwischenzeitlich gar den höchsten Stand seit fast acht Monaten.
Sehr viele Einzelaktien am Schweizer Markt haben in diesen wenigen Wochen Traumrenditen erzielt. Im Swiss Market Index sind 17 von 20 Aktien gestiegen. Am deutlichsten ist Richemont gewachsen (plus 34 Prozent). Der Uhren- und Schmuckhersteller profitiert nun vor allem von den Covid-Lockerungen in China.
Rund 30 Prozent zulegen konnte auch die zuvor klar abgesackte Aktie von Logitech. Dahinter folgt mit Sika, UBS, Holcim, Swiss Re und ABB ein Mix aus Finanztiteln und konjunktursensiblen Aktien, die um 20 Prozent gestiegen sind. Zurückhaltend zeigen sich die Investoren und Investorinnen dagegen bei Nestlé und Givaudan, die nur wenig vom Fleck kamen.
Von den drei Negativ-Aktien im SMI hat die Credit Suisse wenig überraschend das grösste Minus verbucht. Sie hat seit Ende September fast 18 Prozent verloren wegen der Kapitalerhöhung und Nachrichten zu verheerenden Kundengeldabflüssen. Die Credit Suisse ist mit dem Absacker seit Ende September auch unter den schlechtesten zehn Aktien im 217 Mitglieder umfassenden Swiss Performance Index (SPI).
Auch Titel von Roche und Lonza verzeichnen in dieser Bärenmarktrally Verluste, wenn auch in geringerem Ausmass. Den beiden Unternehmen fehlen im zweiten Halbjahr die Einkünfte aus der Corona-Pandemie, welche sie mit Impfungen (Lonza) und Test-Kits (Roche) erzielt hatten. Das wird Spuren im Jahresergebnis 2022 hinterlassen, was die Börse einpreist.
Am breiten Markt verwundert es nicht, dass einige grosse Verlierer des Aktienjahres 2022 nun in den letzten zweieinhalb Monaten teils mächtig zugelegt haben. Dazu gehören mit rund 50 Prozent Montana Aerospace, Comet oder Pharmazulieferer Bachem, die im Gegensatz zur industriell ähnlich gelagerten Lonza steigen konnte. In diesem Kontext sind auch Dottikon (plus 33 Prozent) zu erwähnen.
So etwas wie die Aktie der Stunde am Schweizer Aktienmarkt ist Burckhardt Compression. Die Aktie hat seit Ende September 47 Prozent zugelegt, was die Jahresperformance 2022 auf rund 30 Prozent bringt. Burckhardt Compression will den Umsatz in den nächsten Jahren auf über eine Milliarde Franken steigern und den operativen Gewinn verdoppeln, wie die Firma unlängst bekannt gab.
Deutlichste Gewinnerin bei Schweizer Aktien ist seit Ende September aber Meyer Burger. Die Aktie hat über 57 Prozent gewonnen, was die Jahresperformance auf über 30 Prozent verbessert. Um das Thuner Unternehmen mit höchst wechselvoller Geschichte hat sich fast schon eine Investorenreligion gebildet. Zunächst auf Spezialsägen für die Solarindustrie fokussiert, soll Meyer Burger nun als Solarzellenhersteller der Durchbruch gelingen. Eine kürzlich durchgeführte Kapitalerhöhung zwecks Ausbau der Produktion führte im Gegensatz zur Credit Suisse nicht zu einem Kurssturz, im Gegenteil. Das Prinzip Hoffnung gilt jedoch auch bei Meyer Burger.
3 Kommentare
Gleichzeitig lassen Börsenhandelsumsätze und Angaben von Banken zum Kundenverhalten darauf schliessen, dass die breite Masse kaum Aktien kaufte. Das Abseitsstehen der Anlegerinnen und Anleger ist aufgrund der teils krassen Verluste im 2022 nachvollziehbar. Aber mutige Investoren mit Langzeit-Perspektive haben die Chance ergriffen und zugekauft.
Genauso ist es, Herr Hügli, und glücklicherweise Gehöre ich zu den mutigen Investoren mit Lang-Zeit-Perspektiven. Ich denke aber, dass noch etwas dazukommt. sich informieren, informieren, nachfragen und nachforschen. Wie oft habe ich mir Homepages von Firmen angeschaut und das Management sowie den Verwaltungsrat versucht zu verstehen. Das half mir oft, vernünftige Entscheidungen zu fällen. Ich habe einige Kollegn/innen in der Anlageszene, die machen einfach, was die "Gurus" empfehlen, das reicht leider nicht. Auch die Produkte der Firmen versuche ich zu verstehen und wie der Markt diese aufnimmt. Ganz einfach, ohne Fleiss kein Preis. Trotzdem habe ich auch einige "Flops" gemacht. Der grösste "Flop" war Stadler rail, da habe ich sogar einige Male versucht, wieder einzusteigen. Gott sei Lob und Dank habe ich aber die Kurve immer wieder geschafft. Fast alles spricht für Stadler rail und trotzdem "dümpelt" diese Aktie seit längerer Zeit um die SFr. 30.-- herum, Ausgabepreis vor wenigen Jahren ca. 44.--. Auch wenn viel Negatives seit dem Stadler-Börsen-Gang geschah. Lieferketten-Probleme, Krieg in der Ukraine, überbewerteter Franken (Behauptung des Firmenchefs) werde ich bei dieser Aktie, trotz allem Fleiss nicht klug. Oft kann man auch nur hoffen, dass es gut gehen möge.
das ist alles korrekt, leider sind viele Anlageberater von "Kleinbanken" wie Raiffeisen und KB nicht besonders gut informiert. Ich habe früher 3 x auf Empfehlung von Kundenberater Aktien gekauft, jedes Mal wurde es ein Flop.
Das sind viele Anlageberater bei privaten Vermögensverwalter oder den Grossbanken wie CS um einiges kompetenter. Der Ausgabepreis von Stadler war übrigens CHF 38.00
Ich traue der Lage noch nicht. Kaufe erst zu Höchstpreisen und verkaufe wieder im Frust, wenn die Aktien hohe Verluste machen.