Tesla-Chef Elon Musk will die milliardenschwere Übernahme des Online-Dienstes Twitter nun doch durchziehen. In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC erklärte Musk am Dienstag, man wolle das Geschäft wie am 25. April vereinbart durchziehen.

Der Tech-Milliardär halte dabei an dem Preis von 54,20 US-Dollar je Aktie aus seiner ursprünglichen Offerte fest. Die Twitter-Aktie legte nach den Nachrichten sprunghaft zu. Dann wurde der Handel zunächst ausgesetzt. Letztendlich kletterten die Titel bis Börsenschluss über 22 Prozent. Anteilsscheine von Tesla gaben ihre deutlichen Gewinne aus dem frühen Handel nach der Nachricht fast komplett ab.

Musk hatte die Übernahme im April angekündigt, aber nach Vorlage der offiziellen Offerte einen Rückzieher gemacht. Er warf Twitter unter anderem Falschangaben zu Fake-Accounts vor und hielt die Kaufvereinbarung deshalb für hinfällig.

Musk und Twitter haben sich gegenseitig verklagt. Der Beginn des Gerichtsprozess im Bundesstaat Delaware war für den 17. Oktober geplant. In einer ersten Einschätzung erklärte der Analyst Dave Ives von Wedbush, Musk habe offenbar erkannt, dass er kaum Chancen auf einen Sieg vor Gericht haben werde, und dass der Deal "so oder so abgeschlossen werden wird".

Plattform für Trump?

Die Twitter-Aktionäre haben bereits dem Verkauf an Musk zugestimmt. Daher könnte das Geschäft in den kommenden Wochen eher schnell zum Abschluss gebracht werden, sollten sich beide Parteien auf die ursprünglichen Vorgaben verständigen. Bei der Finanzierung müsste Musk allerdings einen hohen Anteil selbst aufbringen. Er hat seit seiner Ankündigung zum Kauf von Twitter Tesla-Aktien im Wert von 15,4 Milliarden Dollar verkauft. Einige Experten gehen davon aus, dass er weitere Anteile an dem E-Auto-Bauer veräussern könnte, um die Übernahme zu finanzieren. 

Mit dem Kauf würde der reichste Mann der Welt eine der einflussreichsten Medienplattformen des Planeten übernehmen. Im Zusammenhang mit dem Gerichtsverfahren waren Textbotschaften veröffentlicht worden, wonach er Twitter von einem Werbe- zu einem Abo-Modell umbauen möchte. Zudem sollten Dienste wie Geldtransfers ermöglicht werden.

Das Geschäft hätte zumindest in den USA auch eine politische Dimension. Anhänger des ehemaligen Präsidenten Donald Trump hoffen, dass Musk dessen Nutzerkonto wieder freigeben würde. Der Republikaner war nach der Erstürmung des Kapitols durch seine Anhänger am 6. Januar 2021 von Twitter verbannt worden.

(AWP/Reuters)