Wenn die jüngste Börsenkorrektur eine Aktie aus dem Swiss Market Index (SMI) besonders stark in Mitleidenschaft gezogen hat, dann ist das jene von ABB. Alleine seit Mitte Januar errechnet sich ein sattes Minus von 16 Prozent. Zum Vergleich: Der SMI büsste in derselben Zeitspanne nur etwa halb soviel ein. Am Montag setzt die Aktie zu einem Zwischenspurt an und gewinnt wie der Schweizer Leitindex etwa 1,6 Prozent.

Der Grund für das schwache Abschneiden der ABB-Aktie ist nicht zuletzt im enttäuschenden Jahresergebnis zu suchen. Im Schlussquartal schrammte der schweizerisch-schwedische Industriekonzern bei Umsatz und Reingewinn ziemlich deutlich an den Analystenprognosen vorbei (cash berichtete).

Nachdem das Übergangsjahr 2017 der Vergangenheit angehört, müsste sich der Blick der Aktionäre eigentlich nach vorn richten. Denn die Geschäftsentwicklung dürfte die Talsohle durchschritten haben. Für 2018 ist nicht nur eine Wachstumsbelebung zu erwarten, es winken auch höhere Margen.

Längerfristige Aussichten intakt

Allerdings warnt die britische Barclays vor zu optimistischen Annahmen. Auf Basis des vorliegenden Jahresergebnisses halbiert der für die Grossbank tätige Analyst seine diesjährige Prognose für das organische Umsatzwachstum von 2,9 auf 1,5 Prozent. Dadurch reduzieren sich die Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre zwischen 3 und 4 Prozent.

Kursentwicklung der ABB-Aktie (rot) im Vergleich zum SMI (grün) (Quelle: www.cash.ch)

An den längerfristigen Aussichten ändert sich durch die Anpassungen nichts. Der Barclays-Analyst wähnt ABB in einer geradezu beneidenswerten Ausgangslage, um überdurchschnittlich stark von der Energierevolution profitieren zu können. Als weiteren Wachstumsmarkt bezeichnet er jenen für Industrieroboter. Auch in diesem Bereich gilt ABB als einer der führenden Anbieter.

Grosszügige Dividendenpolitik

Die Aktie von ABB wird deshalb weiterhin mit "Overweight" zum Kauf empfohlen, wenn auch mit einem etwas tieferen Kursziel von 27,60 (bisher 30) Franken. Bei 27,60 Franken würde die Aktie auf den nächstjährigen Schätzungen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,5 gehandelt. Das entspräche in etwa dem Durchschnittswert der letzten Jahre.

Punkten kann der Industriekonzern mit seiner Dividendenpolitik. Mitte April sollen den Aktionären 0,78 Franken abzüglich der Verrechnungssteuer ausbezahlt werden. Nach dem Kursrückgang der letzten drei Wochen errechnet sich eine Bruttodividendenrendite von immerhin 3,4 Prozent.

Die wichtigsten Kennzahlen auf einen Blick:

Kennzahl2018*2019*
Umsatzwachstum+1,5 Prozent+3,3 Prozent
Gewinnwachstum+19,8 Prozent+17,9 Prozent
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)1614
Dividende0,78 Franken0,80 Franken
Dividendenrendite3,4 Prozent3,5 Prozent

* Schätzungen (Quelle: Barclays)

Selbst wenn ABB nur langsam wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden und die Margenverbesserungen auf sich warten lassen sollten, werden die Aktionäre zumindest mit einer attraktiv hohen Dividende fürs Warten entschädigt. Alleine schon deshalb lohnt es sich, bei der ABB-Aktie ins berüchtigte "fallende Messer" zu greifen und die jüngste Kursschwäche zum Einstieg zu nutzen.