Gestern Dienstag kostete eine Feinunze Gold in der Spitze 2450 Dollar. Das ist so viel wie noch nie und dürfte in die Geschichtsbücher eingehen. Alleine seit Ende Februar errechnet sich ein Plus von fast 20 Prozent. Auch das Silber steht seinem "grossen Bruder" in nichts nach. Mit 32,50 Dollar je Unze notiert das Edelmetall auf dem höchsten Stand seit Januar 2013. Vor wenigen Monaten wurden noch Preise um die 23 Dollar für die Silber-Unze bezahlt.

Prognosen für Gold und Silber werden deutlich nach oben genommen

Doch weder die Rekorde beim Goldpreis, noch der stark gestiegene Silberpreis halten den Rohstoffstrategen der Bank Julius Bär davon ab, eine spektakuläre Kehrtwende bei seinen Edelmetallprognosen zu vollziehen. Er erhöht sein Anlageurteil für die beiden Edelmetalle von "Cautious" (vorsichtig) um zwei Stufen auf "Constructive" (optimistisch).

Die Gold-Unze sieht der Experte in drei Monaten bei 2450 (zuvor 1900) Dollar und in 12 Monaten sogar bei 2550 (zuvor 1800) Dollar stehen. Auch bei seinen Silber-Prognosen legt er eine Schippe drauf. Das 3-Monats-Ziel liegt neuerdings bei 31 (zuvor 22,50) Dollar und das 12-Monats-Kursziel bei 33 (zuvor 21,50) Dollar je Unze.

Bei der Bank Julius Bär erklärt man sich den Höhenflug der beiden Edelmetalle mit den zuletzt etwas schwächer als erwartet ausgefallenen Nachrichten aus der US-Wirtschaft. Damit einher gingen Hoffnungen, wonach die dortige Notenbank ihre Leitzinsen doch noch senken könnte.

Andere Banken schon eine ganze Weile zuversichtlich

Der Rohstoffstratege glaubt zwar nicht, dass tiefere Zinsen alleine auf Dauer zu höheren Gold- und Silberpreisen führen. Er sieht darin aber das fehlende Puzzlestück, damit die Anleger auch bei uns im Westen wieder als Käufer an die Edelmetallmärkte zurückkehren. Gleichzeitig räumt er ein, die Bereitschaft asiatischer Anleger, hohe Preise für Gold und Silber als Absicherung für wirtschaftliche und geopolitische Risiken zu bezahlen, unterschätzt zu haben. Gerade in der wirtschaftlichen Schwäche Chinas sieht der Experte einen wichtigen Grund, weshalb die Edelmetallnachfrage aus Asien hoch bleiben sollte.

Andere Schweizer Banken, darunter etwa die UBS, sind schon eine ganze Weile zuversichtlich für die Edelmetalle. Nun gesellt sich also auch die Bank Julius Bär dazu, wenn auch mit ziemlicher Verspätung. Alleine schon der schieren Grösse der Edelmetallmärkte wegen glauben Beobachter nicht, dass die Kehrtwende der Zürcher Bank einen grossen Einfluss auf die Preisentwicklung beim Gold und Silber haben wird.