Der Sportwagenbauer ist vor allem durch den Absatzeinbruch in China in eine Krise gestürzt und leidet unter erhöhten US-Importzöllen wie unter geringer Nachfrage nach seinen E-Autos. Blume reisst das Steuer herum, indem er Kosten senkt, Personal abbaut, stärker auf Verbrennungsmotoren setzt und Batterieaktivitäten einstampft. Das alles summiert sich auf 3,1 Milliarden Euro Belastungen in diesem Jahr, von denen der grösste Batzen im dritten Quartal zu Buche schlagen wird.
Während die Volkswagen-Tochter am Freitag die Zahlen für den Zeitraum von neun Monaten bis Ende September berichtet, achten Analysten wie am Finanzmarkt üblich auf das Ergebnis des abgelaufenen Quartals. Nach Daten von Visible Alpha erwarten sie im Schnitt bei Porsche einen operativen Verlust (Ebit) von 611 Millionen Euro - der Fehlbetrag wäre ein Novum in der Firmengeschichte. Zum Teil liegt es daran, dass 1,8 Milliarden Euro Belastung in diesem Quartal verbucht werden sollen, die mit der geänderten Modellplanung zusammenhängen.
Unter Blume, der auch Chef der Porsche-Mutter Volkswagen ist, wurde in diesem Jahr ausserdem der Abbau Tausender Stellen eingeleitet. Ein zweites Paket dazu wird derzeit mit dem Betriebsrat verhandelt, nachdem 2000 Leiharbeitnehmende weggeschickt und 1900 feste Stellen gestrichen wurden. Leiters soll die schmerzhaften Entscheidungen nicht fällen, wird sie jedoch umsetzen müssen.
Wann gesundet Porsche?
Wichtiger ist die Frage, wie lange Porsche unter dem neuen Chef brauchen wird, um sich von diesem Schock zu erholen. Das sei derzeit nicht absehbar, sagt Ingo Speich, Nachhaltigkeitschef bei der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka Investment. «Nach mehreren Gewinnwarnungen in einem Jahr ist die Visibilität fürs Geschäftsmodell weiterhin sehr gering.» Pal Skirta, Analyst der Privatbank Metzler, rechnet mit mindestens drei Jahren, ehe Porsche wieder zweistellige Umsatzrenditen erwirtschaften wird. Für dieses Jahr sind nach mauem Ausblick und drei Gewinnwarnungen maximal zwei Prozent in Aussicht gestellt worden, das wären rund 750 Millionen Euro Betriebsgewinn. Zu besten Zeiten lieferte die Cash-Cow des VW-Konzerns 18 Prozent.
In der Zukunft wird Porsche nach Einschätzung von Autoexperten kleinere Brötchen backen müssen. Schon vor einem Jahr kündigten die Schwaben an, wegen des wegbrechenden Marktes in China ihr Produktionsnetzwerk von 300'000 auf 250'000 Einheiten Kapazität im Jahr zu verringern. In China, wo der Luxusautomarkt eingebrochen ist und lokale Konkurrenten mit viel günstigeren Modellen aufwarten, dürfte Porsche in diesem Jahr seinen Absatz im Vergleich zum Rekordjahr 2021 auf etwa 45'000 Autos halbieren, schätzt Tu Le, Chef des Beratungsunternehmens Sino Auto Insights.
«Das ist kein Schrumpfen, das ist ein Kollaps», sagt er. Die Zeiten hoher Margen seien für Porsche und die anderen deutschen Premiumhersteller in China vorbei. «Es sei denn, sie schaffen es wirklich, ganz genau herauszufinden, was die Menschen wollen und wofür sie bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen», ergänzt Le. «Die Marke allein zieht nicht mehr.»
Porsches Wachstumstreiber waren in den vergangenen Jahren neben dem Sportwagen 911 die SUVs Cayenne und Macan. Nach Einschätzung von Speich kann Porsche einen kleineren Marktanteil in China nur verteidigen, wenn sich die Sportwagenschmiede auf ihr Kernsegment exklusiver Performance-Modelle konzentriert. Leiters mit seinen Führungsjobs bei McLaren und Ferrari komme aus diesem Bereich. «Damit ist klar, wie sie Porsche zukünftig positionieren wollen. Das ist ein wichtiges Signal.»
Doch in dieser Fahrzeugklasse tun sich Kunden besonders schwer, den röhrenden Verbrennungsmotor gegen surrende Elektroautos auszutauschen. «Im Luxussportwagenbereich ist Elektro von den Kunden bisher nicht akzeptiert», ergänzt Speich. «Die Kernfrage ist: Schafft es der neue CEO, Porsche in den Elektrobereich zu führen?»
(Reuters)
