Die Aktien von LVMH, Hermès und Kering haben in den vergangenen zwei Monaten Rekordhochs erreicht. Auch der Westschweizer Luxusgüterkonzern Richemont ist an der Börse auf einem Zwei-Jahres-Hoch. 

Entsprechend gross ist der Zuspruch von Analyten für die Branche: "Wir sehen europäische Luxusgüterunternehmen als das europäische Aktienmarkt-Äquivalent von US-Tech: Unternehmen, die in ihrer weltweiten Vormachstellung keine Rivalen haben", sagt Giles Rothbarth, Manager des Blackrock European Dynamic Fund. 

Orientierung geben den Marktbeobachtern die Zahlen von Richemont von vergangener Woche. Das Genfer Unternehmen berichtete über sehr gute Geschäfte in China und Schmuckumsätze, die weit über den Erwartungen lagen. Die Richemont-Zahlen trotzten den weltweit verhängten Lockdowns und Reisebeschränkungen. Die Erwartungen an die Branche liegen jetzt nur höher. 

«Keine Angst vor hohen Bewertungen»

Das wichtigste Luxusunternehmen der Welt, dessen Geschäftszahlen gleichzeitig als Gradmesser für die Industrie gelten, ist die Louis-Vuitton-Mutter LVMH. Der Konzern wird am heutigen Dienstag nach Börsenschluss in Paris die Zahlen vorlegen.

Das Unternehmen werde "gegenüber den Branchennachbarn alles in den Schatten stellen", glaubt Swetha Ramachandran, Managerin des Global Luxury Brands Fund von GAM. Reiche Kunden würden Luxusprodukte kaufen, während sie weder gross reisen noch in Restaurants oder dergleichen Geld ausgeben könnten. 

"Mega-Marken sind durch nichts zu bremsen", sagt auch Luca Solca, Analyst bei Sanford C. Bernstein. Die positiven Gewinnzahlen würden die heuten Kursniveaus erhalten. Die Branche werde durch Preissteigerungen, Kostensenkungen und die Verlagerung aufs Online-Geschäft weiter profitieren. Auch Cedric Ozazman, Anlagechef der Genfer Privatbank Reyl, bleibt bullish: "Ich habe keine Angst vor hohen Bewertungen." Der Appetit auf Luxusmarken in China werde immer grösser.

Deutsche-Bank-Analystin empfiehlt nur Richemont

Doch kritischere Stimmen merken an, dass die Corona-Beschränkungen den Herstellern durchaus zusetzen würden, und dass die Rückkehr zur Normalität bedeute, dass Geld wieder anderswo ausgegeben werde. 

Francesca DiPasquantonio, Analystin der Deutschen Bank, empfiehlt von 13 Luxusgüter-Aktien nur Richemont zum Kauf. Bei den Bewertungen sei man "sorglos" geworden, mit "keiner Beachtung von Risiken". Laut dem Research der Royal Bank of Canada sind die Aktien im Schnitt mit dem 40-fachen der erwarteten Gewinne bewertet. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis über zehn Jahre liegt bei 27. Somit könnte der US-Tech-Vergleich heikel sein: Bei Apple liegt die Bewertung bei 33, bei Facebook bei 24.

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.