Der Hype um Künstliche Intelligenz reisst nicht ab. Die derzeit grössten Gewinner dieses Trends sind Microsoft und Nvidia und beide Unternehmen legen bei der Implementation eine enorme Pace an den Tag. Letzte Woche kündigte OpenAI eine Produkterweiterung für ChatGPT an, die es dem Chatbot ermöglicht, mit externen Daten und Diensten zu interagieren. Mit Plugins kann ChatGPT jetzt nach Echtzeitinformationen im Internet suchen, Lebensmittel bei DoorDash bestellen und Flüge, Hotels oder Mietwagen auf Kayak buchen. Entsprechend hat Microsoft Google bereits Marktanteile im Suchmaschinenbereich abnehmen können. 

Im Gegensatz zu Microsoft, welche sich mit Konkurrent Google herumschlagen muss, hat Nvidia eine Monopolstellung. Der Chipkonzern kontrolliert etwa 80 Prozent des Marktes für Grafikchips, die auch für KI-Anwendungen eingesetzt werden. Nvidia erwartet wegen des KI-Booms einen Umsatz über Experten-Erwartungen. Der US-Chiphersteller gab jüngst eine Umsatzprognose für das laufende erste Quartal von 6,5 Milliarden Dollar mit einer Spanne von zwei Prozent bekannt. Refinitiv-Daten zufolge rechnen Analysten nur mit 6,3 Milliarden Dollar. Auch im abgelaufenen vierten Quartal schnitt der weltgrösste Hersteller von Grafik-Chips beim Umsatz mit 6,05 Milliarden Dollar besser ab als vorhergesagt.

Analysten haben entsprechend die Kursziele für Nvidia kürzlich kräftig erhöht. Bernstein hat das Kursziel von 260 auf 300 Dollar angehoben, die UBS ging gar auf 315 Dollar - dies entspricht einem potenziellen Kursgewinn von etwas mehr als 18 Prozent gegenüber dem Schlusskurs von gestern. 

Cathie Wood - auf Apple könnten schwierige Zeiten zukommen

Vor ein paar Monaten sah es noch nicht so rosig aus. Die Beratungsfirma Gartner hatte wegen der trüben Konjunkturaussichten für 2023 fallende Chip-Umsätze vorhergesagt. Nvidia-Rivale Intel warnte für das laufende Quartal vor einem Rutsch in die roten Zahlen. AMD verbuchte zwar zum Jahresende 2022 das niedrigste Wachstum seit 2019, überraschte aber dennoch positiv. 

Nach dem starken Kursanstieg jüngst könnte es nun zuerst zu einer Konsolidierung kommen. Vor allem dann, wenn die Aktien derart hoch bewertet sind wie Nvidia, welche ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 150 aufweisen. Entsprechend dürfte es nicht erstaunen, wenn zuerst eine Korrekturphase eingeleitet wird, ehe die Kurse dann Richtung dieser Kursziele weiter ansteigen. Der grosse Einbruch wegen dieser hohen Bewertung scheint am Markt aber nicht absehbar, da die Shortseller bei Nvidia an der Seitenlinie verbleiben - einige dürften sich während dem jüngsten Rally schon die Finger verbrannt haben. 

Nebst Google könnte noch ein weiteres Unternehmen hinzukommen, das sich vor Microsoft fürchten muss. Die Analysten von ARK um Cathie Wood halten fest, dass "sich ChatGPT mit den Plugins in eine App-Plattform verwandelt, die das iPhone herausfordern könnte. Wer braucht eine spezielle App, wenn eine universelle Schnittstelle Antworten über das offene Web liefern kann? Mit anderen Worten, das Sprachmodell wird zum Betriebssystem und bietet Unternehmen eine Möglichkeit, bei Apple die Plattformgebühren von 15–30 Prozent zu umgehen.

Nvidia dürfte das kaum gross stören dank ihrer marktbeherrschenden Stellung. Im Zuge hat auch AMD zu einer Rallye angesetzt. Der Hersteller von PC-Chips und einfacheren Grafikkarten hat sich gemäss Analysten ebenfalls gut positioniert, um vom Boom bei KI zu profitieren. 

Thomas Daniel Marti
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