Im vorigen Monat kamen 147.000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu. Von Reuters befragte Volkswirte hatten nur 110.000 erwartet. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote sank überraschend auf 4,1 Prozent, nach 4,2 Prozent im Mai. Mehr zu den Jobdaten vom Juni hier.
Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:
Thomas Gitzel, VP Bank:
«Der US-Arbeitsmarkt bleibt robust. Von Ermüdungszeichen ist bislang jedenfalls nicht viel zu sehen. Interessanterweise kam es vor allem im öffentlichen Sektor zu kräftigen Einstellungen. Kaum ist also Elon Musk nicht mehr Teil des Trump-Teams wird in den Behörden wieder kräftig eingestellt. Tatsächlich lassen die Zahlen darauf schliessen, dass Musk mit seinen Entlassungen über das Ziel hinausschoss und zwischenzeitlich gestrichene Stellen wiederbesetzt werden. Das verarbeitende Gewerbe baut derweil den zweiten Monat Stellen ab. Dies zeigt einmal mehr, dass es auch um die US-Industrie derzeit nicht besonders gut bestellt ist.
Die Fed kann sich derweil in ihrer abwartenden Haltung bestätigt fühlen, der robuste Arbeitsmarkt spricht gegen rasche Zinssenkungen. Da gleichzeitig auch wichtige Konjunkturfrühindikatoren auf einen weiteren soliden Verlauf der US-Wirtschaft schliessen lassen, ist an eine Zinssenkung im Juli nicht im Geringsten zu denken. Wenn es sich allerdings bei den Einstellungen im öffentlichen Sektor um einen Einmaleffekt handelt, wovon auszugehen ist, könnte der Arbeitsmarktbericht im Juli allerdings tatsächlich deutlich schwächer ausfallen. Wäre dem so, gäbe es die Chance auf eine geldpolitische Lockerung im September.»
Tobias Basse, Norddeutsche Landesbank:
Die Daten vom US-Arbeitsmarkt bleiben natürlich von ganz zentraler Bedeutung für die weitere geldpolitische Strategie der Fed. Donald Trump übt großen Druck auf die Notenbank in Washington aus! Die aktuellen Zahlen zur Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten haben das Leben von Jerome Powell zunächst etwas einfacher gemacht. So sind in der US-Wirtschaft im Juni in der Summe immerhin 147.000 neue Jobs entstanden. Nach den jüngst gemeldeten ADP-Daten hätte es durchaus viel schlimmer kommen können. Kritische Geister werden nun aber wohl den recht schwachen Stellenaufbau in der Privatwirtschaft in den Fokus rücken wollen.
Bastian Hepperle, Hauck Aufhäuser Lampe:
«Weniger Neueinstellungen und offene Stellen, die nicht besetzt werden, das ist im Privatsektor der Trend. Der Stellenaufbau beim Staat überrascht. Insgesamt geht der Arbeitsmarkt weiterhin nicht in die Knie trotz der Unsicherheit stiftenden Politik der US-Regierung. Offensichtlich ist der Druck aber nicht so gross, dass Arbeitsplätze in grösserem Umfang abgebaut werden müssten. Manche Entlassung dürfte auch hinausgezögert werden, weil neue Mitarbeiter schwer zu gewinnen sind, wenn es geschäftlich wieder besser läuft. Für die Fed besteht aus ihrem Vollbeschäftigungsmandat heraus derzeit kein akuter Handlungsbedarf.»
Ralf Umlauf, Helaba:
«Trotz der Schwächesignale vonseiten des ADP-Reports hat sich erneut ein solider Beschäftigungszuwachs eingestellt. Die Stellendynamik gegenüber den nach oben revidierten Maiwert ist sogar gestiegen und die Konsensschätzung wurde deutlich übertroffen. Zudem ist die Arbeitslosenquote gesunken, während sich die Lohnentwicklung leicht abgeschwächt hat. Die Fed wird sich in ihrer zögerlichen Haltung bezüglich einer möglichen geldpolitischen Lockerung bestätigt sehen. Die Wetten auf eine Senkung des Leitzinsbandes bereits in diesem Monat und darüber hinaus werden gedämpft.»
(cash/Reuters)