Erdöl, der wichtigste Rohstoffpreis überhaupt, tendiert seit vier Monaten seitwärts und sorgt dafür, dass die Inflationsraten unter Kontrolle bleiben. Bei der Subkomponente Nahrungsmittel sieht die Situation an der Teuerungsfront dagegen ganz anders aus. Sowohl Butter, Zucker und speziell der rekordhohe Kakao sorgen dafür, dass die von Konsumenten gefühlte Inflation bei Schokoladeprodukten sehr hoch bleibt - cash.ch hat hier und hier darüber berichtete.

In diesem Jahr kommt nun ein neuer Preishammer beim Olivenöl hinzu. Die Grosshandelspreise durchbrachen Mitte Februar erstmals die Marke von 10'000 Dollar pro Tonne und notieren gegen Ende Februar bei 10'281 Dollar. 

Spanien, der weltweit grössste Exporteur und Importeur von Olivenöl, hat 2023 wegen extremer Hitze und Dürre nur die Hälfte seiner normalen Erträge erzielt. Die jährliche Produktion des Landes beträgt normalerweise mehr als eine Million Tonnen. Doch der Mangel an Regen im vergangenen Jahr – als Spanien nur etwa einen Drittel seiner typischen Niederschlagsmenge erhielt – führte für die Olivenbauern zu den trockensten und heissesten Bedingungen in der Geschichte des Landes, was zu einem Rückgang der Produktion führte.

Für 2024 sieht es nicht viel besser aus, gehen doch die Produzent auf der iberischen Halbinsel von einer um 40 Prozent geringeren Ernte im Vergleich zu 2022 aus. Kein Wunder, hat die spanische Regierung die Mehrwertsteuer auf Olivenöl wegen der rekordhohen Preise ausgesetzt. Trotzdem ist die Nachfrage nach Olivenöl in Spanien um 41 Prozent eingebrochen. Spanien ist allerdings nicht allein mit diesem Problem: Die Ernte fiel auch in den anderen wichtigen Produzentenländern wie Italien, Marokko und Tunesien oder Argentinien 2023 wesentlich tiefer aus. 

Starker Preisanstieg in Italien und der Schweiz

Auch in Italien sind die Preise im Supermarkt markant angestiegen. Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti hat für 2023 einen satten Preisanstieg von 42 Prozent für natives Olivenöl extra ermittelt. Es handelt sich damit um das Produkt mit dem höchsten Preisanstieg in den Einkaufswagen der italienischen Familien, wie es im jüngsten Bericht des Verbandes hiess. 

Noch höher fällt die Preissteigerungen in der Schweiz aus. Seit August 2023 respektive innert sechs Monaten ist der Preis für 1 Liter Prix Garantie Olivenöl vergine von 6,90 Franken auf 10 Franken angestiegen - ein Plus von 45 Prozent. Bei Extra vergine liegt der Preisanstieg zum Teil deutlich über 50 Prozent. 

Auch Avocado, Kaffee und Bananen dürften teurer werden

Die Notierungen für Avocado, Bananen, Kaffee und Kokosnuss dürften ebenfalls zunehmenden Preisschwankungen unterliegen. Da spielt das Wetterphänomen El Nino eine wichtige Rolle. Dieses Wetterphänomen wird als Zirkulationsanomalie bezeichnet, die durch Veränderungen im Wettersystem Südamerikas entsteht. Als eine wesentliche Ursache gelten schwächere Passatwinde. Gehen die Passatwinde zurück, strömt warmes und nicht mehr kaltes Meerwasser Richtung Südamerika. Dadurch kommt es zu überdurchschnittlich warmen Meeresoberflächentemperaturen im zentralen und östlichen Pazifik in der Nähe des Äquators, was zu mehr Regen oder ausgeprägter Trockenheit weltweit rund um den Äquator führen kann. 

Thomas Daniel Marti
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