Stadler Rail habe in den vergangenen Jahren jeweils rund die Hälfte des Reingewinns als Dividende ausgeschüttet, sagt Peter Spuhler im cash-Video-Interview. "Das wollen wir nach dem Börsengang Plus-Minus beibehalten", sagt der Unternehmer.
Ein von der Grösse her mit Stadler vergleichbares Unternehmen wie Dormakaba hat im Schnitt in den vergangenen Jahren 48 Prozent des Gewinns als ausbezahlt, bei Georg Fischer sind es 39 Prozent gewesen. Die mehrheitlich Mitgliedern der Unternehmerfamilie Blocher gehörende Ems-Chemie kam in den vergangenen Jahren auf rund 90 Prozent Payout-Ratio. Was für eine Dividendenrendite Stadler ermöglichen wird, hängt vom Kurs der Aktie ab. Stadler hat noch keine Angaben gemacht, innerhalb welcher Preisspanne die Aktien am Markt angeboten werden sollen.
Das 8500 Mitarbeiter zählende Unternehmen dürfte heute vier Milliarden Franken wert sein. Das Urteil über die operative Leistungsfähigkeit des weltweit agierenden Konzerns ist positiv. Die Aufwertung des Frankens hat dazu geführt, dass Stadler bei Ausschreibungen den Preis zurücknehmen musste, wodurch die früher bei etwa 11 Prozent liegende Ebitmarge auf aktuell 7,5 Prozent zurückgekommen ist. Spuhler strebt aber an, diese auf 8,5 Prozent zu steigern, was für ein Industrieunternehmen einen guten Wert darstellt.
Der Bahnindustrie wird weltweit hohes Wachstum verausgesagt, einerseits wegen Umweltüberlegungen, andererseits auch wegen des Transportbedarfs in schnell wachsenden Städten. Eine Achillesferse für die Branche sind Probleme bei der Inbetriebsetzung von Zügen: Wenn die komplexen Systeme nicht auf Anhieb funktionieren, führt dies zu Kosten und Reputationsverlust beim Hersteller. Stadler hat solche Probleme in den letzten Jahren aber gut im Griff gehabt.
«Erfahrungen mit börsenkotierten Firmen gesammelt»
Stadler soll in den nächsten Monaten an die Börse gehen, wobei Spuhler einen Teil der Aktien abgeben wird, die er als Privatmann und über seine Beteiligungsgesellschaft PCS Holding hält. Spuhler, der seit 32 Jahren bei Stadler Rail engagiert ist und das Thurgauer Unternehmen zu einem wichtigen Player in der weltweiten Bahntechnikindustrie aufgebaut hat, will mindestens 40 Prozent der Anteile behalten. Aktuell kontrolliert er 80 Prozent der Anteile des Unternehmens. Je 10 Prozent sind bei Angehörigen des Managements sowie einer Stiftung, was gemäss Mitteilungen des Unternehmens auch so bleiben soll.
Eine Machtübernahme künftiger Publikumsaktionäre fürchtet er nicht: "Ich habe in den letzten Jahren als Investor in börsenkotierte Industrieunternehmen wie Rieter oder Autoneum Erfahrungen gesammelt", sagt Spuhler. Mit einem Aktienanteil von 40 Prozent könne er weiter massgeblich mitgestalten, sagt der Unternehmer und Ex-Nationalrat.
Wenn 40 Prozent der Aktien bei Spuhler bleiben und insgesamt 20 Prozent weiteren bestehenden Aktionären gehören, werden wohl nur rund 40 Prozent der Stadler-Aktien überhaupt an der Börse gehandelt werden können. Spuhler wünscht sich übrigens, neben institutionellen Investoren auch Privatanleger und Eisenbahnfans anziehen zu können, um Stadler den Charakter einer "Volksaktie" zu geben.