US-Präsident Donald Trump schwingt erneut den Zoll-Hammer. Dieses Mal gilt es nun doch der Pharmaindustrie. Ab kommenden Mittwoch sollen für importierte Arzneien Zölle von 100 Prozent gelten. So ziehen Novartis gegen 10.00 Uhr um 0,5 Prozent an, Roche folgen mit +0,2 Prozent. Sandoz verteuern sich um 0,6 Prozent und Lonza um 1,3 Prozent. Auch Straumann und Sonova erholen sich. Bei ihnen hatten Zolldrohungen am Vortag für Abgaben gesorgt. Lediglich Galderma fallen gegen den Trend um 1,3 Prozent. Derweil ist der Gesamtmarkt (SPI) nach einem leicht tieferen Start mittlerweile mit 0,47 Prozent klar im Plus.

Trump will mit seinen angekündigten Zöllen die Unternehmen dazu bringen, die Produktion in die USA zu verlagern. Während einige Pharmawerte im asiatisch/pazifischen Raum am Freitagmorgen zunächst mit deutlichen Verlusten reagiert hatten, klingen die ersten Analystenkommentare weniger alarmiert.

So hebt etwa der zuständige Pharma-Analyst von Vontobel in seinem Kommentar hervor, dass Roche und Novartis bereits angekündigt hätten, Produktionsstätten in den USA sowohl ausbauen als auch neu bauen zu wollen. Diese Pläne seien Teil der milliardenschweren Investitionsprogramme der Basler Konzerne.

Auch Sandoz komme wegen seiner günstigen Nachahmerprodukte eine Sonderrolle zu. Unklar sei lediglich die Lage für Galderma, schreibt der Vontobel-Analyst Stefan Schneider. Die Neuromodulatoren des Unternehmens werden nämlich ausserhalb der USA hergestellt, und Nemluvio werde nur teilweise in den USA produziert.

Auch bei J.Safra Sarasin schreibt der Aktienmarkt-Experte Wolf von Rotberg in einem ersten Kommentar, dass die Zölle grösser erscheinen könnten, als sie tatsächlich sind - mehr Schein als Sein. Wie der Experte weiter schreibt, scheine die Zoll-Ankündigung «ein strategischer Schachzug zu sein, um Druck auf die Pharmaindustrie auszuüben, bevor die von Präsident Trump gesetzte Frist am 29. September abläuft, bis zu der sich die Branche verpflichten muss, die Arzneimittelpreise in den USA an die niedrigsten Preise in anderen Industrieländern anzupassen (Meistbegünstigungsprinzip)», heisst es in dem Kommentar weiter.

Während die Aktien der grossen Branchenvertreter also vergleichsweise besonnen reagieren, kommt es in den hinteren Reihen bei einigen der kleinen Biotechwerte allerdings zu regelrechten Kursrutschen. So sacken Addex um knapp 10 Prozent ab. Idorsia, Relief und Kuros folgen mit Abgaben von bis zu 5,4 Prozent.

(AWP)