«Schon letztes Jahr hatten wir massiven Gegenwind. Jetzt erleben wir einen heftigen Sturm», sagte Vorstandschef Oliver Blume am Mittwoch auf der virtuellen Hauptversammlung des Dax-Konzerns laut Redetext. Handelskonflikte, instabile Lieferketten und der langsame Übergang zur Elektromobilität trieben die Kosten in die Höhe. «Unser Markt in China ist förmlich weggebrochen», räumte er ein. Zusätzlich belasteten die seit April geltenden US-Importzölle auf Autos das Geschäft der VW-Tochter, die mangels eigener US-Produktion komplett auf Einfuhren setzt.
Aktionärsvertreter sind sich in der Diagnose mit Blume einig. «Derzeit befindet sich Porsche in einer zermürbenden Sandwichposition zwischen den Krisenherden China und USA», sagte Ingo Speich, Nachhaltigkeitschef der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka Investment. Derzeit habe Porsche keine Antwort auf die Schwäche in China, monierte er. Auch die Deutsche-Bank-Tochter DWS stellte viele Fragen nach den Ursachen der momentanen Schwäche und der Strategie dagegen. «Porsche muss so werden, wie seine Produkte: schnell und leistungsstark, dabei aber sicher und begehrt», forderte der DWS-Experte für gute Unternehmensführung, Hendrik Schmidt.
Kritisch sieht Schmidt nach wie vor die Doppelrolle von Blume, der zugleich den Mutterkonzern Volkswagen führt. «Eine unabhängige Führung beider Konzerne ist de facto nicht möglich, wenn eine Person beide lenkt», sagte Schmidt. Die Doppelrolle schade beiden Unternehmen und sorge für hohe Abschläge auf den Aktienkurs. «Geben Sie endlich eine Vorstandsposition ab», forderte auch Deka-Vertreter Speich. Die Diskussion wurde bereits auf der VW-Hauptversammlung vergangene Woche geführt. Dabei konterte Blume, beide Hüte zu tragen sei ein Erfolgsrezept, wenn auch «nicht auf die Ewigkeit angelegt».
Porsche-Aktien verloren seit ihrem Handelsstart an der Börse in Frankfurt im September 2022 gut 45 Prozent an Wert, mit Kursen zuletzt um 46 Euro. Kurz nach dem Börsen-Debüt war die Sportwagenschmiede mehr wert als der riesige Mutterkonzern. Jetzt ist es wieder andersherum - Porsche wird mit gut 20 Milliarden Euro bewertet, VW mit rund 49 Milliarden Euro.
«Wagenburgmentalität»
Einfluss auf die Abstimmungen bei der HV können die Investmentfonds nicht nehmen, denn nur die stimmrechtslosen Vorzugsaktien werden an der Börse gehandelt. Die Kontrolle haben der Mutterkonzern VW und die Porsche SE, die Holding der VW-Eignerfamilien Porsche und Piech. In ihrem Besitz sind die Stammaktien sowie 87,5 Prozent der Vorzugsaktien. Bei Porsche gelte das Motto «Familie statt Finanzmarkt», kritisierte Schmidt. Diese aus seiner Sicht schädliche Konstellation verteidige der Aufsichtsrat - es sei fraglich, ob er Porsche überhaupt angemessen kontrolliere. Es herrsche eine «Wagenburgmentalität», und der Generationswechsel mit einem Rückzug der Clan-Oberhäupter Wolfgang Porsche (82) und Hans Michel Piech (83) bleibe aus.
Blume erklärte die Schwäche von Porsche vor allem mit widrigen externen Faktoren. Analysten erwarten in diesem Jahr einen noch stärkeren Gewinneinbruch als 2024, als der Betriebsgewinn um 19 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro schrumpfte. Die Umsatzrendite wird auf knapp acht Prozent geschätzt, nachdem Porsche als profitabelster deutscher Autobauer jahrelang mit 15 Prozent glänzte und die Zielmarke nach dem Börsengang auf mehr als 20 Prozent anhob.
«Das sind wir nicht von Porsche gewohnt», sagte Blume mit Blick auf die Gewinnentwicklung. «Und es ist auch nichts, mit dem wir uns dauerhaft zufriedengeben würden.» Doch die Welt habe sich so schnell und umfassend verändert wie noch nie, die wirtschaftliche Lage sei schwerer zu kalkulieren als je zuvor. Porsche steuere «mit voller Kraft dagegen». Kosten sollen sinken und es soll effizienter gearbeitet werden, erklärte Blume. Die Komplexität müsse reduziert, die Qualität verbessert und die Produktstrategie weiterentwickelt werden, etwa mit neuen Verbrennermodellen. Porsche-Wagen müssten die Herzen der Kunden weltweit höher schlagen lassen, erklärte Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche. «Die Rendite muss sich wieder deutlich verbessern.»
(Reuters)
2 Kommentare
ein generationenwechsel in der führung wäre wünschenswert. die entwicklung in china war absehbar. und trumps zölle waren schon in seiner letzten amtsperiode aufgegleist. und macan, panamera und cayenne lassen sich auch mit ringen oder vw emblem verkaufen und effizienter produzieren. die zeit der gewinnabschöpfung mit von porsche aufgemotzten vw und audis ist vorbei. die jungen lassen sich da weniger blenden als wir alten 911-er fans
Porsche müsste halt wieder Autos bauen, die beim Fahren Spass machen, die nicht den Kunden behindern und bevormunden. Die ganzen Sensor- und Softwaregesteuerten Autos machen keinen Spass mehr, dafür muss ich aber keine 250'000 oder mehr ausgeben. Mache ich das, kommt nur noch Frust auf. Aber die Marketingleute der Autobranche schreiben jeden Mist einfach nur noch schön. Der Kunde ist der Geprellte. Ich kenne einige Leute, die wollten einen 911er GT3... kaufen. Nach den Probefahrten haben alle abgesagt. Zu viel Bevormundung kein Fahrspass und die Motoren hört man auch noch kaum, wobei das das kleinste Problem ist.