Ein "Exchange Traded Funds (ETF) mit negativer Kostenstruktur": Das heisst nichts anderes, als dass Investoren, die ein passives Fondsprodukt kaufen, dafür noch Geld bekommen. Der noch junge amerikanische ETF-Anbieter Salt Financial hat soeben von der Börsenaufsicht SEC grünes Licht bekommen, einen "negative fee"-ETF lancieren zu können. Käufer sollen dann 50 Cent für 1000 investierte Dollar erhalten.

Unter-Null bei ETF-Gebühren sind neu, Nullgebührenprodukte hingegen gibt es schon einige. Das Fondshaus Fidelity, einer der grössten Vermögensverwalter der Welt, hat vergangenes Jahr damit angefangen. Weitere Anbieter wie Charles Schwab folgen dem Trend. Branchengrössen wie iShares, die ETF-Tochter von Blackrock, oder Vanguard hingegen stemmen sich gegen "zero fee".

Gebühren nicht in Stein gemeisselt

Was gut klingt, ist bei näherem Hinsehen nicht ganz so gut. "Gebühren bei ETF sind nicht in Stein gemeisselt – auch ein Nullgebühren-ETF wird mit der Zeit Gebühren einführen", sagt Claudine Sydler, Anlagespezialistin beim ETF-Finanzdienstleister Hinder Asset Management. Man müsse diese Preisinitiativen eher im Sinn von Lockvogel-Angeboten verstehen. "In der Anfangsphase soll möglichst viel Volumen generiert werden: ETF sind ein Geschäft, in dem es um Masse geht."

In der Tat: Der geplante "Negativgebühren-ETF" von Salt Financial gedenkt, den Investoren nur für ein Jahr Geld auszubezahlen. Danach dürfte eine Managementgebühr eingeführt werden. Auch bei Nullgebühren-ETF kann es sein, dass Investoren beim Kauf darauf hingewiesen werden, dass der Nulltarif nur für eine begrenzte Zeit gelte.

Zudem: Von Nullgebühren-ETF ist die Rede, weil die so genannte Total Expense Ratio (TER) bei null liegt. Die TER beinhaltet aber nur Verwaltungsgebühren und Vertriebskosten. Extra berechnet werden die Depotgebühr der Bank, welche das investierte Vermögen aufbewahrt. Dazu kann der Handel – bei ETF etwa das Rebalancing der Positionen – zu Transaktionskosten führen.

Die günstigsten Aktien-ETF (Schweizer Standardwerte)

ETFTotal Expense Ratio (TER)Performance 
iShares Core SPI (CH)0,10 Prozent6,4 Prozent
iShares Swiss Dividend (CH)0,15 Prozent8,8 Prozent
UBS ETF (CH) - SPI (CHF) A-dis0,17 Prozent6,4 Prozent
UBS ETF - MSCI Switzerland 20/35 UCITS ETF (CHF) A-dis0,20 Prozent9,8 Prozent
UBS ETF (CH) - MSCI Switzerland (CHF) A-dis0,21 Prozent8,6 Prozent
UBS ETF (CH) - SLI (CHF) A-dis0,21 Prozent1,0 Prozent
UBS ETF (CH) - SMI (CHF) A-dis0,21 Prozent8,0 Prozent
Amundi Index Solutions - Amundi MSCI
Switzerland UCITS ETF-CHF
0,25 Prozent7,7 Prozent
ComStage DJ Switzerland Titans 30 UCITS ETF0,25 Prozent-0,5 Prozent
UBS ETF (CH) - MSCI Switzerland IMI
Socially Responsible (CHF) A-dis
0,25 Prozent-4,4 Prozent

Daten: cash.ch / Morningstar / JustETF

Dagegen gibt es Faktoren, welche die Gebühren aber auch effektiv senken. Kostenverbilligend bei ETF wirkt, wenn der Anbieter Wertpapierleihe betreibt und dafür Erträge erwirtschaftet, mit denen er die Gesamtkosten eines ETF senken kann.

Anbieter sparen auch Kosten, wenn sie die den ETF zugrundeliegenden Indices selbst konzipieren. Bedienen sie sich Indices, wie sie beispielsweise vom Finanzdienstleister MCSI erstellt werden, müssen sie dafür selbst Gebühren entrichten – die dann wieder auf den Kunden zurückfallen können.

Kunden profitieren weiter

Extrem billige ETF werden auf die eine oder andere Weise quersubventioniert, und im Falle von Blackrock ist schon diskutiert worden, ob das Modell auf ewig aufgehen wird: Volumen mit Billig-ETF zu generieren, während teurere Produkte für den Grossteil des Ertrags sorgen.

Die immer tieferen Gebühren für ETF sind Ausdruck des Preiskampfs, mit dem sich die Anbieter selber das Wasser abgraben. Geld fliesst aus den teureren aktiv gemanagten Fonds in ETF, und jeder Anbieter will etwas vom Kuchen. Dafür werden neue Nischen gesucht, oder eben, die Gebühren bis ins Negativterritorium gesenkt. Für die Kunden hat dies aber im Moment durchaus noch Vorteile in Form tieferer Gebühren. Während die billigsten ETF (mit Gebühren) in der Schweiz 0,10 Prozent TER aufweisen, liegt dieser Wert in den USA bei 0,04 Prozent. Ein Nebeneffekt des ETF-Preiskampfs ist übrigens auch, dass aktiv gemangte Fonds ihre Gebühren senken müssen. 

Wann es zu einer Preiswende bei ETF kommt, ist nach wie vor nicht absehbar. Die Branche geht immer noch davon aus, dass die Gebühren weiter sinken. Claudine Sydler etwa weist darauf hin, dass die ETF-Kosten in den USA tiefer sind als in Europa, und somit weiteres Potenzial bestehe: "Die Gebühren dürften also noch weiter sinken, wenn auch nicht mehr so dramatisch wie in den vergangenen Jahren."