Der Goldpreis hat sich vom letztjährigen September-Tief bei gut 1620 Dollar pro Unze deutlich erholt und läuft seit Ende März seitwärts bei über 1900 Dollar. Seit Jahresbeginn steht das Edelmetall 7 Prozent höher.

Dabei beruht die Goldstärke hauptsächlich auf Käufen aus China. Dessen offizielle Bestände sind nach Angaben des Internationalen Währungsfonds seit Ende Oktober um 128 Tonnen gestiegen. Dies glich die 100 Tonnen aus, die von Anlegern in börsengehandelten Fonds verkauft wurden.

Doch China ist ein wankelmütiger Käufer, und sein Appetit scheint sich laut Bloomberg zu verlangsamen. Die Käufe sind auf dem niedrigsten Stand in diesem Zyklus und wurden zuvor jahrelang ausgesetzt.

Sollte diese Nachfragequelle versiegen, gibt es nur wenig, was den Goldpreis stützen könnte. Die Bestände in den von Bloomberg erfassten börsengehandelten Fonds sind seit neun Wochen in Folge gesunken und haben damit einen Abwärtstrend wieder aufgenommen, der nur kurz durch die Bankenkrise im März unterbrochen wurde.

Auch am Futures-Markt gibt es reichlich Spielraum für Verkäufe, wo die Netto-Bullenpositionierung im Verhältnis zu den offenen Positionen bei über 20 Prozent liegt.

Und der physische Markt befindet sich in einer saisonal schwachen Phase, in der die Preise in den letzten drei Jahren jeweils im August und September gesunken sind. Die Nachfrage zieht dann in der Regel vor indischen Diwali-Fest im November an und bleibt in der Regel bis zum chinesischen Mondneujahr-Fest im Februar stark.

Gold mit Rekordaufschlag

Wie eine Analyse von Bloomberg zeigt, wird Gold mit einem Rekordaufschlag auf einen modellierten Wert gehandelt, der auf dem Dollar und den realen Zinssätzen basiert. Die üblicherweise zuverlässige Regressionsanalyse legt nahe, dass Gold um etwa 350 Dollar billiger sein sollte als es jetzt ist.

Ein Risiko für dieses bärische Kurs-Szenario ist ein schwächerer Dollar, insbesondere wenn die Europäische Zentralbank eine restriktivere Haltung als die US-Notenbank Fed einnimmt, wodurch der Dollar-Carry-Trade wegfällt und der Goldpreis steigt.

Entscheidend ist auch die Entwicklung bei den US-Realzinsen. Der Realzins wird üblicherweise definiert, indem von der Rendite der US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit die Inflationsrate abgezogen wird. Sinken die US-Staatspapiere aufgrund der absehbaren Konjunktureintrübung und sinkender Fed-Leitzinsen und bleibt die Inflation relativ hartnäckig, sinkt der Realzins, was für den Goldpreis ebenfalls positiv ist.

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.