Bei den sechs grössten Luxusgüter-Aktien in Europa sind dieses Jahr etwa 150 Milliarden Euro Marktwert vernichtet worden. LVMH, Kering, Richemont, Swatch, Hermès und Burberry haben schwer unter den steigenden Zinsen, kaufunlustigen Kunden und Chinas Null-Covid-Strategie gelitten.

Beim relevanten Branchenindex, dem MSCI Europe Apparel & Luxury Goods, ist die Bewertung um ein Drittel auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 20 gefallen. Dies liegt unter dem 10-Jahres-Durchschnittswert. 

Analyst Luca Solca vom Vermögensverwalter Sanford C. Bernstein sagt allerdings: "Die Nachfrage kommt nun nach den Lockdowns in China schnell zurück und die Wiederöffnung der Wirtschaft in Hongkong könnte andeuten, wie es bald sein wird." Unsicherheiten gebe es natürlich weiter, dennoch sollte die resiliente Nachfrage nach Luxus wieder mehr Anlegerinteresse wecken. 

Die Strategen um Graham Secker bei Morgan Stanley haben ihre Übergewichtungsempfehlung für Luxusgüteraktien vergangene Woche bekräftigt und verwiesen auf die starke Verankerung des Sektors in Asien. Morgan Stanley empfiehlt die Aktien von LVMH, Richemont und Hugo Boss

 Geschätztes
Kurs-Gewinn-
Verhältnis 2023
Upside-
Potential
Umsatzanteil
in Asien
Kering1344 Prozent44 Prozent
Richemont1631 Prozent47 Prozent
Moncler2030 Prozent44 Prozent
Hugo Boss14 29 Prozent22 Prozent
Swatch1327 Prozent63 Prozent
LVMH2026 Prozent42 Prozent
Hermès399 Prozent58 Prozent
Burberry153 Prozent45 Prozent
MSCI Europe
Luxury
2015 Prozent-

Daten: Bloomberg, Morgan Stanley

Der Anstieg realer Bond-Renditen hat die Bewertungen von Luxusgüter-Aktien dieses Jahr sinken lassen, aber dies könnte bald beendet sein. Die Inflationserwartungen sind in den vergangenen Monaten zurückgegangen und möglicherweise sind weitere Zinserhöhungen bereits in den Anleihemarkt eingepreist. Für Strategen bei der Bank of America ist nicht nur dies, sondern auch der zum Euro erstarkte chinesische Yuan ein Treiber für Luxusgüter-Aktienkurse. 

Der Euro ist dieses Jahr zum Dollar um 16 Prozent und zum Yuan um 7 Prozent gefallen. Devisenschwächen könnten generell Rückenwind geben. In der Branche fallen die Kosten vor allem in europäischen Währungen an, die sich alle abgeschwächt haben. 

Sehr gute Umsatzzahlen von LVMH, die am Dienstagabend in Paris publiziert wurden, nähren die Hoffnung auf bessere Geschäfte. Analyst Solca glaubt mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" an gute Drittquartals-Updates der Luxusgüterunternehmen, inklusive besserer Ausblicke noch für 2022. Analysten bei der Bank of America gehen von Umsatzsteigerungen von 15 Prozent in vergleichbaren Währungskursen aus. Die US-Bank favorisiert LVMH, Richemont und Hermès, sind aber auch positiv gestimmt bei Moncler, Prada, Watches of Switzerland und Swatch.

Etwas gedämpfter sind die Erwartungen bei Zuzanna Pusz von der UBS. "Über alles gesehen und fundamental ist das Sentiment vorsichtig optimistisch, es sind aber alle auf ein solides drittes Quartal eingestellt." Konjunktur- und Rezessionssorgen blieben aber bestehen. Die Luxusgüterbranche sei aber für einer der am besten auf ein Inflationsumfeld vorbereiteten Wirtschaftsbereiche. 

(Bloomberg/cash)