Richemont veröffentlicht die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2025/26 (bis Ende September) am Freitagmorgen. Der Optimismus im Vorfeld ist gegeben. Die UBS etwa erhöhte am Mittwoch das Kursziel für die Richemont-Aktie auf 176 von 169 Franken und beliess die Einstufung auf «Kaufen». Die bevorstehenden Ergebnisse dürften bestätigen, dass der Luxusgüterkonzern zu den Unternehmen mit dem besten organischen Umsatzwachstum der Branche gehört, schrieb die zuständige Analystin.
Als Hauptgründe nennt sie die strukturell zunehmende Verbreitung von Markenschmuck und das starke Markenportfolio der Gruppe. Zwar werde die operative Dynamik kurzfristig durch den anhaltenden Druck bei den Rohstoffen (das heisst Gold) und den Wechselkursen überschattet. Mit Blick auf das zweite Quartal dürften ein gesundes Wachstum und die Kostenkontrolle den Druck auf die Bruttomargen aber ausgleichen, so die Analystin.
Insgesamt erwarten neun Analysten im AWP-Konsens einen Halbjahresumsatz von 10,425 Milliarden Euro gegenüber 10,077 Euro in der Vorjahresperiode. Getrieben wurde das Wachstum von der Schmuck-Sparte mit einem erwarteten und gestiegenen Umsatz von fast 10 Prozent auf 7,62 Milliarden Euro, während der Uhren-Umsatz leicht rückläufig gewesen sein dürfte.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird auf 2,136 Milliarden Euro geschätzt, verglichen mit 2,206 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Ebit-Marge soll laut Analysten-Schätzungen 20,5 Prozent betragen.
Was steht genau im Fokus?
Richemont dürfte im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2025/26 (per Ende September) einen höheren Umsatz erzielt haben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dabei hilft dem Konzern auch eine tiefe Vorjahresbasis. Für den Schmuckbereich gehen Analysten von einem Wachstum aus, während das Uhrengeschäft weiter rückläufig gewesen sein dürfte. Negative Währungseffekte sowie vor allem höhere Kosten durch den stark gestiegenen Goldpreis dürften auf die Marge und den Gewinn drücken.
Angesichts der weiterhin zahlreichen Unsicherheiten - US-Zölle, schwacher Konsum in China oder Luxusmüdigkeit nach der starken Performance post-Covid - liegt der Fokus der Marktbeobachter auf qualitativen Aussagen zur Branche. Konkurrenten, welche bereits Zahlen für das Sommerquartal vorgelegt haben, befeuerten den Optimismus innerhalb der Branche hinsichtlich einer Erholung der Nachfrage in China und einer anhaltenden Widerstandsfähigkeit in den USA. Ein Beispiel sind die besser als erwartet ausgefallenen Zahlen des französischen Branchengiganten LVMH von Mitte Oktober.
Wie geht es weiter mit den US-Zöllen?
Laut den Analysten ist es schwierig vorherzusehen, wie die US-Konsumenten auf höhere Preise wegen der Zölle von 39 Prozent jeweils reagieren oder seit Anfang August reagiert haben. Sollte es tatsächlich zu einer Erleichterung bei den US-Zöllen kommen, käme dies auch besonders den ausschliesslich in der Schweiz produzierenden Uhrenherstellern zugute. Nicht zuletzt, nachdem die Branche jüngst besonders auf den US-Markt angewiesen war angesichts der anhaltenden Konsumschwäche in China - der in Vergangenheit wichtigste Absatzmarkt.
US-Präsident Donald Trump bestätigte am Montagabend Verhandlungen mit der Schweiz zur Reduktion der Zölle in einer Fragerunde im Weissen Haus: «Wir arbeiten an einem Deal», sagte er auf eine Frage eines Journalisten. Laut Bloomberg könnte es sich um eine Senkung des derzeitigen US-Zolltarifs auf die Einfuhr von zahlreichen Schweizer Gütern auf 15 Prozent von den seit August gültigen 39 Prozent handeln, wie die Nachrichtenagentur mit Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen schrieb.
Vergangene Woche waren Vertreter von Schweizer Privatunternehmen auf eigene Faust in die USA gereist: Sie tauschten sich mit Trump im Oval Office aus und wollten auf die Folgen der hohen Zölle aufmerksam machen. Mit dabei war auch Richemont-Verwaltungsratspräsident Johann Rupert.
Welche Ziele hat das Management ausgegeben?
Die Richemont-Gruppe, die bekannt für Marken wie Cartier oder IWC ist, gibt üblicherweise keinen finanziellen Ausblick ab. Die anhaltenden globalen Unsicherheiten würden weiterhin ein hohes Mass an Flexibilität und Disziplin erfordern, sagte Präsident Rupert zuletzt Mitte Mai anlässlich der Ergebnisse zum Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende März) lediglich.
Was macht die Aktie?
Richemont kosten an der Schweizer Börse 165,30 Franken die Aktie. Die Titel des Luxusgüterkonzerns stehen damit im laufenden Jahr fast 20 Prozent im Plus. Mitte Februar markierten sie ein Allzeithoch bei 187,55 Franken und fielen mit den Zollunsicherheiten bis Anfang April auf ein Jahrestief bei 120,60 Franken. Mittlerweile haben sie sich deutlich erholt, können an das Hoch aber noch lange nicht wieder heranreichen.
(AWP)
