«Die US-Regierung wird es nicht mehr akzeptieren, dass die USA zum grössten Teil Innovation und medizinischen Fortschritt finanzieren. Sie wollen, dass andere wohlhabende Länder auch ihren Beitrag leisten», sagte Schinecker dem Schweizer «Tages-Anzeiger» in einem am Samstagabend veröffentlichten Interview.
Dabei werde die Wirtschaftskraft eines Landes als Massstab für die Preisgestaltung herangezogen: Liege in einem Staat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf über dem der USA, erwarte die Regierung in Washington dort einen entsprechend höheren Preis für Medikamente. Dies würde etwa die Schweiz betreffen, da ihre Wirtschaftsleistung pro Kopf über der der USA liegt. «Im Fall der Schweiz wäre dies mehr, im Fall von Italien weniger als in den USA», sagte Schinecker.
Die Preisänderungen würden nicht über Nacht erfolgen, sondern schrittweise mit jeder neuen Markteinführung in den kommenden Jahren. «Die Therapien, die momentan auf dem Markt sind, würden also nicht teurer», erklärte er. Sollte sich die Schweiz aber gegen Preiserhöhungen wehren, «dann wird es wohl leider zu weiteren Verzögerungen bei Einführungen von neuen Medikamenten kommen», warnte der Roche-Chef. «Das wollen wir nicht.»
Hintergrund sind am Freitag bekannt gegebene Vereinbarungen zwischen US-Präsident Donald Trump und neun grossen Pharmaunternehmen. Dazu zählen neben der Roche-Tochter Genentech unter anderem auch der Schweizer Rivale Novartis und der rheinland-pfälzische Konzern Boehringer Ingelheim. Die neue Absprache betrifft das staatliche Gesundheitsprogramm Medicaid für Geringverdiener sowie Patienten, die ihre Medikamente selbst bezahlen. «Wir haben die ganze Welt subventioniert. Das tun wir nicht mehr», sagte Trump vor der Presse im Weissen Haus.
(Reuters)
