Rohstoffe als Gesamtpaket haben seit Jahresbeginn mit 0,75 Prozent nur unwesentlich zulegen können. Aber in Anbetracht der Marktturbulenzen im bisherigen Jahresverlauf kann das fast schon als Erfolg gewertet werden. Der Swiss Market Index (SMI) gab im gleichen Zeitraum 5 Prozent nach.

Mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre hat der Bloomberg Commodity Index - er umfasst 20 verschiedene Rohstoffe - 35 Prozent an Wert eingebüsst, seit Mitte 2017 zeigt die Kurve nun aber leicht nach oben.

Kursentwicklung Bloomberg Commodity Index in den letzten 5 Jahren, Quelle: bloomberg.com

Im laufenden Jahr sprechen die anziehenden US-Zinsen eher gegen Rohstoffe, da eine Erhöhung der Leitzinsen grundsätzlich dollarstärkend wirkt und auf die Stimmung am Rohstoffmarkt drückt. Ginge die US-Notenbank hingegen den Zinsanstieg eher gemächlich an, käme dies den Rohstoffmärkten entgegen. Für Rohstoffe spricht aktuell neben dem noch immer schwachen Dollar auch die global positive Wirtschaftslage, welche die Nachfrage ankurbelt.

Deutlich mehr Bewegung als im Gesamtmarkt gibt es im bisherigen Jahresverlauf bei einzelnen Rohstoffen: So hat etwa Kakao bereits 11 Prozent zulegen können, Nickel 9 Prozent sowie Kobalt und Zinn je 8 Prozent. Am unteren Ende befinden sich Lithium und Silber (beide je minus 6 Prozent) sowie Kaffee (minus 13 Prozent). Die Performance-Tabelle unterschiedlicher Rohstoffe ist am Ende des Artikels zu finden.

Doch welche Rohstoffe haben für den weiteren Jahresverlauf noch Potenzial, wem droht ein Rückschlag? cash nimmt vier besonders auffällige Rohstoffe unter die Lupe.

Rohöl: Preise werden wohl wieder fallen

In den letzten 12 Monaten hat sich Rohöl um 21 Prozent verteuert und zwischenzeitlich gar die 70 Dollar-Marke geknackt – der höchste Stand seit Dezember 2014. Inzwischen notiert Öl der Sorte Brent bei 64,80 Dollar pro Barrel. Das ist noch immer deutlich höher als von den meisten Experten vor einem Jahr prognostiziert: Von einer Seitwärtsbewegung in der Spanne von 50 bis 60 Dollar war damals häufig die Rede.

Wieso dieser unerwartete Ausbruch nach oben? "Der wichtigste Grund für den Anstieg war die Nachfrage der Anleger", sagt Eugen Weinberg, leiter Rohstoffanalyse bei der Commerzbank, im Video-Interview mit cash. Diese sei "exorbitant" hoch gewesen, was sich aber nicht wiederholen werde. "Anleger werden sich peu à peu aus dem Rohölmarkt verabschieden, womit Ölpreise unter Druck kommen dürften." Weinberg sieht den Ölpreis gegen Ende des Jahres auf nachhaltig unter 60 Dollar fallen.

Etwas anders ist die Einschätzung der Experten bei Lombard Odier: Aufgrund der Drosselung der Fördermenge der OPEC-Staaten und Russland und auch wegen der Unterstützung durch einen schwachen Dollar setzt die Privatbank das 12-Monats-Preisziel für Öl auf 64 Dollar. Das käme aus heutiger Sicht einer Seitwärtsbewegung gleich.

Schauen Sie zum Thema Rohstoffe auch das Video-Interview mit Eugen Weinberg, Leiter Rohstoffanalyse bei der Commerzbank. Weinberg, mit dem sich cash am Institutional Money Kongress in Frankfurt unterhielt, spricht über die generelle Lage am Rohstoffmarkt, über den weiteren Verlauf des Öl- und Goldpreises und über die Zukunft von Kryptowährungen.

Nickel: Alles spricht für weitere Preisanstiege

In diesem Jahr beträgt der Preisanstieg beim Industriemetall Nickel bereits 9 Prozent, über die letzten 12 Monate sind es 30 Prozent. Hintergrund der Entwicklung: Wegen Umweltverstössen wurden in den Philippinen – das Land war 2016 noch weltgrösster Nickelproduzent - 23 der insgesamt 41 Minen geschlossen. Als die dafür zuständige Umweltministerin jedoch vor einem Jahr aus der Regierung ausgeschlossen wurde, ging man von einer Aufhebung der Schliessungen aus – was noch nicht geschehen ist. Auch China hat aus Umweltbedenken das Angebot gedrosselt.

Dem steht auch eine wachsende Nachfrage gegenüber: "Die Elektrifizierung dürfte den Nickelbedarf bei Fahrzeugbatterien steigen lassen", schreibt Rohstoff-Stratege Nitesh Shah von ETF Securities in einem Kommentar. Gemäss Experten werden sich bei Elektroautos eine Batterie bestehend aus Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt durchsetzen und die Nickelnachfrage von 40‘000 Tonnen im Jahr 2015 auf 192‘000 Tonnen im Jahr 2025 ansteigen lassen. Shah sieht für 2018 das Nickelangebot der Nachfrage um 8,7 Prozent hinterherhinken.

Silber: Kommt der Ausschlag nach oben?

Die Performance von Silber ist enttäuschend: Minus 16 Prozent innerhalb der letzten 52 Wochen, während Gold im gleichen Zeitraum nur gerade 1 Prozent einbüsste. Und das obwohl Silber in der gut ausgelasteten Industrie verwendet wird. Auch in der Funktion als Wertaufbewahrungsmittel sollte Silber aufgrund der in diesem Monat aufgekommenen Börsenturbulenzen eigentlich wieder gefragter sein.

Ein Anstieg also nur eine Frage der Zeit? Ja, wenn es nach der Analystin von ABN Amro geht. Allerdings sieht sie für das laufende Jahr noch eine Seitwärtsbewegung ungefähr bei 16 Dollar (aktuell 16,40 Dollar), ehe dann in der Folge eine Erholung auf 20 Dollar möglich sein soll. Sie begründet dies in einer erwarteten flächeren Zinskurve in den USA und einem schwächelnden Dollar. Vorsichtig optimistisch ist die Prognose der Deutschen Bank, die Silber erst im Jahr 2020 über 20 Dollar steigen sehen.

Lithium: Die Euphorie ist verflogen

Der Hype um das Alkalimetall Lithium war in den vergangenen Jahren gross. Wie Nickel wird es für Akkus von Elektroautos verwendet. Doch in diesem Jahr ist der Preis um 6 Prozent rückläufig, auf 52 Wochen gesehen sind es aber noch immer plus 43 Prozent. In den letzten zwei Jahren hat sich der Preis gar verdoppelt.

Wie hoch das Potenzial für Lithium durch Elektroautos ist, zeigt eine Schätzung von Goldman Sachs: Das Tesla Model S benötigt für eine Batterie mehr Lithium als 10‘000 Smartphones. Doch Experten einer anderen Grossbank, Morgan Stanley, treten nun auf die Euphoriebremse:  Die steigende Zahl an Elektroautos reiche nicht aus, um das steigende Lithium-Angebot in Chile zu kompensieren. Das Land in Südamerika plant eine gewaltige Angebotsausweitung um ungefähr zusätzliche 500‘000 Tonnen pro Jahr. Die Bank sieht dadurch den Lithium-Preis bis 2021 um ganze 45 Prozent einbrechen.

Investments in Rohstoffe eignen sich generell als Portfolio-Diversifikation. Es gibt mittlerweile für Privatanleger einige ETF (an der Börse gehandelte passive Fonds), die den breiten Rohstoffmarkt abdecken und relativ geringe Gebühren aufweisen. Beispiele dafür sind der UBS ETF Bloomberg Commodity Index (Energie, Metalle und Agrargüter sind etwa gleich gewichtet), der Market Access Metals Index ETF (enthält nur Industriemetalle) oder der UBS ETF CMCI Ex-Agriculture (er verzichtet auf Agrargüter und enthält Energierohstoffe und Metalle).

Entwicklung der Rohstoffpreise

RohstoffPerformance seit 1.1.18 (in %)Performance letzte 52 Wochen (in %)
Kakao113
Nickel930
Kobalt 865
Zinn813
Zink728
Orangensaft5-15
Sojabohnen5-5
Blei415
Aluminium313
Platin3-9
Weizen34
Mais1-5
Rohöl (Brent)121
Gold-2-1
Kupfer-218
Palladium-428
Lithium-643
Silber-6-16
Kaffee-13-19

Quellen: cash.ch, Bloomberg, Kobaltpreis.eu