Die Menschen in der Karibik, am Golf von Mexiko und vor allem an der Atlantikküste im Südosten der USA müssen sich in den kommenden Monaten auf einiges gefasst machen. Auch Rückversicherer wie Swiss Re sind gewarnt.

Die Hurrikan-Saison 2024 werde überdurchschnittlich stark ausfallen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei 85 Prozent. Das teilte die NOAA am Donnerstagabend mit. Die Behörde geht davon aus, dass sich von Juni bis November zwischen 17 und 25 Tropenstürme mit Windstärken von mindestens 60 Kilometern pro Stunde entwickeln. Solche Sturmtiefs erhalten in alphabetischer Reihenfolge einen Namen, in diesem Jahr beginnend mit Alberto, Beryl und Chris.

Sturmprognosen weit über Durchschnitt

So viele Hurrikane hat die NOAA noch nie für eine Saison vorhergesagt. Mit der Einschätzung steht die Behörde nicht alleine da: Eine Reihe prominenter Wetterinstitute und Universitäten erwarten ebenfalls eine äusserst «aktive» Windsturm-Saison. So sagen etwa die Experten von Tropical Storm Risk (TSR) 22 oder jene der North Carolina State University 15 bis 20 Stürme voraus.

Die Prognosen liegen weit über dem mehrjährigen Durchschnitt mit 14 atlantischen Sturmtiefs. Als Hauptgrund für das erhöhte Sturmrisiko gilt der Klimawandel und die damit verbunden höheren Wassertemperaturen im Atlantik. Verstärkt werde dies durch das erwartete Einsetzen des Wetterphänomens «La Niña» mit Windkonstellationen, die an der Pazifikküste von Peru bis in die USA für eine Phase kühlerer Wassertemperaturen sorgen und Sturmaktivitäten im Atlantik begünstigen, hiess es.

Landfall entscheidend

Wie stark am Ende der Saison die Schäden an Gebäuden, Autos und sonstigen Einrichtungen sowie die Kosten in den Rechnungen der Versicherer und Rückversicherer durch die Stürme ausfallen werden, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Entscheidend ist, wie viele der Stürme zu einem Hurrikan mit hohen Windgeschwindigkeiten heranwachsen. Zudem kommt es darauf an, ob und wo die Stürme auf Land treffen und wie gut die dortigen Gebäude und Sachwerte versichert sind.

Die NOAA schätzt, dass rund 13 Stürme zu einem Hurrikan mit Spitzengeschwindigkeiten von mindestens 120 Stundenkilometern werden. Bis zu sieben könnten gar zu sehr starken Hurrikanen werden und Windstärken von über 180 Stundenkilometern erreichen. Im Durchschnitt gab es in den letzten Jahren über dem Atlantik jedes Jahr sieben Hurrikane, drei davon entwickelten sich zu Stürmen grosser Stärke.

Wie viele Stürme auf Land treffen, ist kaum voraussagbar. Doch wie unterschiedlich sich dieser Faktor auf das Schadensausmass auswirkt, zeigt ein Vergleich der beiden letzten Saisons. 2023 zählte gemessen an der Zahl der Stürme (20) zwar zu den intensivsten, da aber viele Stürme nicht auf Land trafen und der Landfall von Kategorie-4-Hurrikan «Idalia» in einer dünn besiedelten Region erfolgte, fielen kaum Schäden an.

Ganz anders im Jahr 2022: Damals traf Hurrikan «Ian» als Sturm der höchsten Kategorie 5 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern pro Stunde auf Florida und verursachte laut dem Swiss Re Institute versicherte Schäden von über 60 Milliarden US-Dollar. Noch teurer war nur Hurrikan «Katrina» 2005 mit um Inflationseffekte aufdatierten Schäden von über 100 Milliarden.

Rückversicherer mit gutem Start

Wie stark Hurrikan-Schäden die Bilanzen der Rückversicherer belasten werden, ist also noch kaum abschätzbar. Immerhin sind die Branchengrössen Munich Re und Swiss Re mit Milliardengewinnen sehr gut ins Jahr 2024 gestartet und somit für allfällige Rückschläge und Naturkatastrophen gewappnet.

Wenige Grossschäden, gute Finanzgeschäfte und höhere Preise bescherten dem weltgrössten Rückversicherer Munich Re im ersten Quartal einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro, während Swiss Re 1,1 Milliarden Dollar verdient hat. Damit haben die beiden Rückversicherer eine gute Portion ihrer für 2024 gesetzten Gewinnziel von rund 5 Milliarden Euro (Munich Re) beziehungsweise 3,6 Milliarden Dollar (Swiss Re) erreicht.

(AWP)