Europäische Rüstungsaktien stehen am Mittwoch erneut im Fokus, nachdem US-Präsident Donald Trump am Dienstag erklärte, er wolle kein «verschwendetes Treffen» mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin – das geplante Gipfeltreffen der beiden Staatschefs wurde abgesagt.

Die Aktien von Rheinmetall steigen im frühen Handel um rund 3,2 Prozent, die von BAE Systems um 1,9 Prozent, die von Leonardo in Mailand um rund 3,5 Prozent und die von Thales in Paris um 2,4 Prozent. Zu den bisherigen Tagesgewinnern der Verteidigungsbranche zählen die Papiere der beiden deutschen Rüstungskonzerne Hensoldt und Renk - sie legen rund 4,1 respektive 5,2 Prozent zu.

Trump sagte, er hoffe weiterhin auf einen Waffenstillstand, äussserte sich jedoch insgesamt eher pessimistisch über den Konflikt – ein Hinweis darauf, dass seine Erwartungen an eine schnelle Lösung offenbar schwinden.

Zuvor hatte ein nicht namentlich genannter Regierungsvertreter des Weissen Hauses erklärt, dass derzeit kein Treffen zwischen Trump und Putin geplant sei. Auch der Kreml dämpfte die Erwartungen: Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte laut Interfax, «die bevorstehende Arbeit wird herausfordernd sein».

Bewertungsblase bei Verteidigungswerten

Die heutigen Kursgewinne bei den Verteidigungswerten feuern die Diskussion um eine mögliche Blase des Sektors erneut an. Seit der Invasion der Ukraine vor drei Jahren sind die Papiere der Rüstungsunternehmen deutlich angestiegen. Jene von Rheinmetall beispielsweise über 2100 Prozent, die von Hensoldt um 720 Prozent und Renk um 260 Prozent. Der Co-Chef des wertvollsten europäischen Rüstungs-Start-ups sieht die Branche deshalb in einer Blase und warnt, dass einige Investoren Geld verlieren werden.

«Es wird Konsolidierungen geben», sagte Torsten Reil, Co-CEO des deutschen Drohnenunternehmens Helsing, am Dienstag beim Bloomberg Tech Summit in London. Unter Europas Rüstungs-Start-ups würden «wahrscheinlich 80 Prozent dieser Unternehmen scheitern», fügte er hinzu.

Reils Äusserungen fallen in eine Zeit, in der die Verteidigungsausgaben in Europa stark gestiegen sind, befeuert durch Russlands umfassende Invasion in der Ukraine und die schwankende NATO-Verpflichtung von US-Präsident Donald Trump. Helsing war einer der grossen Profiteure dieses Booms und sammelte im Juni 600 Millionen Euro, um KI-Systeme für unbemannte Luftfahrzeuge, Jets und Unterwasserdrohnen zu entwickeln.

Reil erklärte, dass sich die Situation seit der Gründung von Helsing im Jahr 2021 grundlegend geändert habe, als kein einziger europäischer Venture-Capitalist bereit war, in Rüstungsunternehmen zu investieren. Helsing entwickelte zunächst KI-Lösungen für das Militär. Die Technologie wurde im Krieg in der Ukraine eingesetzt, und das Unternehmen hat inzwischen auf die Entwicklung eigener Hardware umgestellt.

Mehrere andere europäische Rüstungsunternehmen haben in diesem Jahr ebenfalls Mittel gesammelt oder suchen nach Investoren. Das deutsche Unternehmen Quantum Systems sammelte im Mai 160 Millionen Euro ein und plant eine weitere Runde. Das britische Start-up Cambridge Aerospace sammelte Anfang des Jahres rund 100 Millionen Dollar für die Entwicklung von Systemen zum Abfangen von Drohnen und Marschflugkörpern, wie Bloomberg im Juli berichtete. Das niederländische Drohnenunternehmen Destinus befindet sich laut Bloomberg im Juni in Gesprächen über eine Finanzierungsrunde, die das Unternehmen mit bis zu 1,5 Milliarden Euro bewerten würde.

Helsing hat kürzlich Testflüge abgeschlossen, bei denen sein KI-Agent Centaur mit den Kampfflugzeugen des schwedischen Verteidigungsunternehmens Saab AB integriert wurde, so Reil. Centaur habe im vergangenen Jahr in Simulationen die «menschliche Leistung» erreicht und diese inzwischen sogar übertroffen.

(Bloomberg/cash)