Als sich Schaffner-Aktionäre zuletzt in ähnlichen Sphären bewegten wie heute, schrieb man das Jahr 2011. Schaffner hatte soeben den amerikanischen Transformer-Hersteller MTC übernommen und die Aktie kletterte in die Region von 350 Franken. Seither sind zwar weitere Übernahmen hinzugekommen, in punkto Börsenwert ging es mit den Solothurnern aber nicht immer aufwärts, wie der folgende Chart zeigt.
Die Schaffner-Aktie in den letzten zehn Jahren (Quelle: cash.ch)
Tatsächlich hat Schaffner bewegte Zeiten hinter sich. Mittlerweile findet man die Schaffner-Produkte in der Automobilindustrie, in Wind- und Solaranlagen oder in Robotern. Die Palette umfasst zum Beispiel magnetische Bauteile, elektromagnetische Filter oder schlüssellose Schliesssysteme für die Autoindustrie. 50 Prozent des Umsatzes entfallen auf die Sparte elektromagnetische Verträglichkeit (EMV).
Am 1. Juni erreichte die Schaffner-Aktie bei 358 Franken - den höchsten Stand seit März 2002. Per Anfang Jahr beträgt das Kursplus 11,5 Prozent, während der breite Schweizer Aktienmarkt 4 Prozent im Minus steht. Am Donnerstagmittag notiert die Schaffner-Aktie bei 348 Franken.
Personelle Rochaden
Eine Wette auf Schaffner ist gleichzeitig eine Wette auf die Bestätigung des Turnarounds. Denn operativ ist der Konzern erst im letzten Dezember wieder auf die Erfolgsspur zurückgekehrt. Nach zwei Jahren mit rückläufigem Umsatz konnte dieser erstmals wieder gesteigert werden.
Noch immer zu schaffen macht die Division Power Magnetic, die rund einen Viertel des Umsatzes ausmacht. Hier läuft seit Ende 2017 ein Restrukturierungsprogramm, welches hohe Kosten verursacht. Laut einer Unternehmensstudie der Zürcher Kantonalbank (ZKB) besteht hier ein mögliches Risiko, "falls die getroffenen Massnahmen nicht die gewünschte Wirkung entfalten".
Für Anleger wichtig zu wissen ist aber auch, dass die Produkte von Schaffner in vielen Wachstumsindustrien als führend gelten. Dazu gehören das Transportwesen, die erneuerbaren Energien oder die Werksautomatisierung. Potenzial hat auch die Verbreitung der Elektromobilität, die bisher hinter vielen Prognosen zurückgeblieben ist.
Zudem wurden auch auf personeller Ebene wichtige Weichen gestellt. Seit zwei Jahren hält die Buru Holding 20 Prozent der Aktien und stellt mit Philipp Buhofer einen Verwaltungsrat. Dieser hat schon Kardex und der Cham Paper Group zu einem erfolgreichen Turnaround verholfen. Mit Marc Aeschlimann ist seit November 2017 ein CEO am Ruder, der bei Experten ebenfalls viel Kredit bekommt.
Was hat der Hedgefonds vor?
Eine wichtige Messgrösse für den Unternehmenserfolg ist dabei die Profitabilität, gemessen an der EBIT-Marge. Zuletzt belief sich diese auf 6,9 Prozent, mittelfristig werden aber 8 Prozent angestrebt. Erreicht Schaffner diese Marke, traut die Neue Helvetische Bank der Aktie "noch erhebliches weiteres Potenzial" zu, wie sie in einer Analyse schreibt.
Auch die Bewertung würde bei erfolgreicher Umsetzung der Ziele wieder moderat ausfallen. Laut Berechnungen der ZKB würde das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im kommenden Geschäftsjahr auf rund 15 fallen – ein attraktives Niveau für ein Industrieunternehmen.
Schlagzeilen machte zuletzt auch ein neuer Grossaktionär von Schaffner: Der Hedgefonds Cologny Advisors aus London meldete Anfang April einen Stimmrechtsanteil von gut 3 Prozent. Die Briten sind für eine aktive Einflussnahme bei Firmen berüchtigt. Noch ist aber unklar, was sie bei Schaffner im Schilde führen. Ebenfalls auf dem Anleger-Radar sollte die tiefe Liquidität sein: Die Handelsvolumen sind teilweise sehr tief. Sie schwankten in den letzten Monaten zwischen einigen tausend und weniger als hundert gehandelten Aktien pro Tag.