Die "Sausage Roll" ist in Grossbritannien äusserst beliebt, fast schon ein nationales Heiligtum. Sie besteht traditionell aus Schweinebrät und Blätterteig und ist bei uns bekannt als Wienerli im Teig. Im Jahr 2018 stürmte der Song "We Built This City … On Sausage Rolls" - eine Liebeserklärung an das Gebäck – gar die Nummer eins der britischen Charts (zum Video auf Youtube).

Gar nicht "amused" waren einige Briten, als in diesem Jahr die Bäckereikette Greggs an der traditionellen Rezeptur rüttelte: Neu wurde in ganz Grossbritannien eine vegane Version der Sausage Roll lanciert - anstatt Schweinefleisch ist eine Quorn-Füllung drin.

Angestossen hatte die Welle der Empörung der britische Moderator Piers Morgan: In der beliebten Fernseh-Sendung "Good Morning Britain" von ITV kostete er Anfang Januar an einer veganen Sausage Roll. Demonstrativ spuckte er diese aber sogleich wieder angeekelt in einen Eimer und klagte: "Oh mein Gott, wieso sollte irgendjemand das essen?".

Auf Twitter doppelte Morgan, der bekannt dafür ist, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, dann gleich noch nach: "Niemand hat auf eine ver*** vegane Wurst gewartet, ihr durch politische Korrektheit verunstalteten Clowns".

Die Reaktionen auf den sozialen Medien fielen heftig aus - die grosse Mehrheit stellte sich dabei hinter die vegane Wurst und somit gegen Morgan. Hier ein kleiner Auszug:

Für den Hersteller selbst, Greggs, entpuppte sich die entfachte Debatte zum riesigen Glücksfall: Die Briten stürzen sich seither auf die fleischlose Wurst.

Als Folge musste Greggs, die börsenkotiert ist, die Guidance 2019 in diesem Jahr bereits dreimal nach oben anpassen und die Produktion der Quorn-Würstchen erhöhen. Sogar eine Sonderdividende wurde in Aussicht gestellt, zusätzlich zu einer zum Vorjahr ohnehin um 10,5 Prozent höheren ordentlichen Dividende.

Das führte an der Börse zu einer Kursrally. 87 Prozent rauschte die Greggs-Aktie seit Jahresbeginn nach oben - von 12,68 auf 23,70 Pfund:

Kursentwicklung der Greggs-Aktie seit Jahresbeginn. (Quelle: cash.ch)

Inzwischen scheint der Hype bei der Greggs-Aktie aber etwas übertrieben. Von neun abdeckenden Analysten empfehlen gerade Mal noch zwei zum Kauf des Titels. Dabei liegt das durchschnittliche Zwölf-Monate-Kursziel gemäss Bloomberg-Berechnungen 16 Prozent unter dem aktuellen Kurs. 

Die Halbjahreszahlen am 30. Juli werden zeigen, ob die Umsatzzahlen weiterhin so stark sind oder sich das ganze langsam abflacht. Eine Korrektur im Aktienkurs scheint jedoch früher oder später unumgänglich.